Analysen, Ergebnisse und Entwicklungen
Die Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus 2024“ des dwif-Consulting GmbH im Auftrag des Tourismusverbandes Sachsen-Anhalt e. V. und des Ministeriums für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten analysiert die ökonomische Bedeutung des Tourismus in Sachsen-Anhalt für den Zeitraum 2019 bis 2023. Sie basiert auf umfangreichen statistischen Erhebungen und Primärdatenanalysen und beleuchtet sowohl Übernachtungs- als auch Tagestourismus sowie deren wirtschaftliche Effekte. Im Fokus standen dabei insbesondere die touristischen Umsätze, die Einkommenswirkungen sowie die Beschäftigungseffekte, die durch touristische Aufenthalte im Land ausgelöst werden.
Touristische Nachfrage und Angebot
Im Jahr 2023 verzeichnete Sachsen-Anhalt rund 92,6 Mio. touristische Aufenthaltstage, davon entfielen 74,3 % auf Tagesgäste. Die Zahl der Übernachtungen in gewerblichen Betrieben lag bei 8,4 Mio. – ein Rückgang von 3,3 % gegenüber 2019. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 2,5 Tage. Die touristische Infrastruktur umfasst über 1.000 Betriebe mit rund 56.000 Betten sowie 87 Campingplätze. Die Auslastung der Schlafgelegenheiten lag bei 32 %, unter dem Bundesdurchschnitt.
Das Volumen an Tagesreisen und Übernachtungen lag 2023 noch leicht unter dem Niveau des Vor-Pandemie-Jahres 2019, was jedoch dem bundesweiten Trend entspricht.
Wirtschaftliche Effekte
Der Tourismus generierte 2023 einen Bruttoumsatz von rund 3,35 Mrd. Euro, mit wurde das Niveau von 2019 leicht übertroffen, obwohl die Nachfrage noch nicht vollständig auf Vorkrisenniveau war. Davon entfielen 1,81 Mrd. Euro auf Tagesgäste und 1,53 Mrd. Euro auf Übernachtungsgäste. Das Gastgewerbe profitierte mit 1,53 Mrd. Euro am stärksten, gefolgt vom Einzelhandel (1,11 Mrd. Euro) und sonstigen Dienstleistungen (706 Mio. Euro). Der direkte touristische Einkommensbeitrag betrug 973 Mio. Euro, das indirekte Einkommen durch Vorleistungen weitere 599 Mio. Euro. Insgesamt ergibt sich ein touristisch bedingtes Einkommensäquivalent von rund 72.450 Personen.
Regionale Unterschiede
Die Regionen Harz und Harzvorland sowie Magdeburg, Elbe-Börde-Heide erwirtschafteten jeweils über ein Viertel des touristischen Gesamtumsatzes. Während der Harz mit 12 Übernachtungen je Einwohner die höchste Tourismusintensität aufweist, verzeichnete die Region Magdeburg den höchsten Tagesreiseanteil. Die Altmark und Anhalt-Wittenberg zeigten hingegen geringere Intensitäten, aber teils steigende Gästezahlen.
Strukturelle Entwicklungen
Besonders dynamisch entwickelte sich das Campingsegment: Der Marktanteil stieg gegenüber 2019 um rund 3 Prozentpunkte, die Übernachtungen legten um 46,2 % zu – deutlich stärker als im Bundesdurchschnitt. Gruppenunterkünfte wie Jugendherbergen und Erholungsheime verzeichneten hingegen weiterhin Einbußen bei Übernachtungen und Kapazitäten.
Qualität, Ausbildung und Beschäftigung
Die Gästezufriedenheit lag 2024 bei 85,8 Punkten (Deutschland: 86,8). Besonders positiv bewertet wurden Service und Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Zahl der Auszubildenden im Tourismus stieg seit 2019 um 19,3 %, während die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung um 7 % zurückging. Der Fachkräftemangel bleibt ein zentrales Thema, wird jedoch durch gezielte Initiativen wie „Fachkraft im Fokus“ adressiert.
Fazit: Bedeutung des Tourismus für Sachsen-Anhalt
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen, dass der Tourismus in Sachsen-Anhalt ein zentraler Wirtschaftsfaktor ist, der weit über die klassischen Bereiche Hotellerie und Gastronomie hinausreicht. Viele Branchen – von Kultur und Handel bis hin zu Dienstleistungen – profitieren direkt und indirekt von den Ausgaben der Gäste. Besonders in strukturschwachen Regionen ist der Tourismus ein Motor für Beschäftigung, Innovation und regionale Wertschöpfung. Die Branche hat sich nach den Herausforderungen der Pandemie als widerstandsfähig erwiesen und trägt maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität und Entwicklung des Landes bei. Mit seiner reichen Geschichte, einzigartigen Natur und vielfältigen Erlebnisangeboten besitzt Sachsen-Anhalt hervorragende Voraussetzungen, seine Position als attraktive Tourismusregion weiter auszubauen und den gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Nutzen des Tourismus langfristig zu sichern.