verlässlich – praktikabel – sinnvoll

Gemeinsam Perspektiven für den Tourismus schaffen

Magdeburg/Halle, 17. Februar 2001. Ein gemeinsames Papier des DEHOGA Sachsen-Anhalt e. V., der IHK Halle-Dessau, der IHK Magdeburg und des Tourismusverbandes Sachsen-Anhalt e. V.
Die Unversehrtheit unserer Gäste, Einwohner*innen und Touristiker*innen hat für uns immer oberste Priorität. Mit ausgefeilten Hygienekonzepten tragen touristische Einrichtungen ihren Teil zur Eindämmung des Virus bei. Die Tourismusbranche hat investiert, optimiert und reduziert.
Die Erwartung an die Videoschaltkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsident*innen der Länder vom 10.02.2021 war daher hoch. Jedoch wurde diese nicht erfüllt und die Ungewissheit erneut auf unbestimmte Zeit verlängert. Der Tourismussektor in Sachsen-Anhalt ist leistungsstark. Im Jahr 2019 wurden Bruttoumsätze in Höhe von 3.234,2 Mio. Euro generiert. Mindestens 76 830 Sachsen-Anhalter sind wirtschaftlich vom Tourismus abhängig. Es ist unverständlich, wieso der Tourismus trotz seiner unbestritten hohen Bedeutung und der eingeführten umfassenden Hygienekonzepte bei Öffnungsszenarien stets nachrangig betrachtet wird.
Kaum eine andere Branche befand sich länger im Lockdown. Zudem führten Öffnen und Schließen insbesondere in der Gastronomie zu immensen Zusatzkosten durch verderbende Frischware. Die Perspektivlosigkeit setzt den Unternehmern im Land stetig zu. Eine gesamte Branche unverschuldet so an den Rand der Existenz zu bringen, ohne jegliche Perspektiven, darf nicht weiterhin so stattfinden!
Was die Branche jetzt am dringendsten braucht, ist eine verlässliche Öffnungsperspektive. Nach Einschätzung der Unterzeichnenden ist diese gewährleistet, wenn:
  1. ein nachvollziehbarer Stufenplan entwickelt wird, der sich an den Inzidenzzahlen und dynamischen Faktoren (z. B. Impfquote und Intensivbetten) orientiert,
  2. autarken Beherbergungseinrichtungen (z. B. Campingplätze und Ferienhäuser) eine zeitnahe Öffnung ermöglicht wird, gleiches gilt für Pensionen / Hotels, in denen eine weitestgehend autarke Beherbergung gegeben ist,
  3. branchenübergreifend gedacht wird, denn die optimalen wirtschaftlichen Effekte erzeugt der Tourismus im Zusammenspiel von Beherbergung, Gastronomie, Einzelhandel, Kultur, Veranstaltungen, Logistik, Dienstleistungen und Freizeitwirtschaft,
  4. innerhalb von Sachsen-Anhalt in allen Regionen die gleichen Regelungen gelten und eine Abstimmung mit Nachbarbundesländern erfolgt, um ungewolltem Regelungstourismus vorzubeugen und
  5. (wirtschaftlich) erfüllbare Hygieneanforderungen gestellt werden bzw. sich an bereits vorhandenen und sich in der Praxis bewährten festgehalten wird.
Trotz aller Standards sind Ansteckungen nicht immer zu vermeiden. Zur zeitnahen Eindämmung von Infektionen setzen wir uns für den Aufbau flächendeckender Testmöglichkeiten ein.
Nicht für alle Unternehmen wird ein wirtschaftlich tragfähiger Betrieb unmittelbar im Anschluss an die Öffnung möglich sein. In diesem Fall müssen die verschiedenen wirtschaftlichen Unterstützungs- und Sicherungsinstrumente, schnell und unbürokratisch zugänglich sein. Notwendig ist und bleibt eine angemessene Vorlaufzeit und vor allem eine finanzielle Neustarthilfe für die Unternehmer*innen, da die Wiederanlaufkosten gerade im Verpflegungssegment durch die Frischware (Speisen und Getränke) vergleichbar mit einer Neueröffnung sind.
Im Fall steigender Inzidenzahlen nach dem Neustart ist ein erneutes Schließen strikt zu vermeiden. Hierzu müssen dringend vorab Maßnahmen festgelegt werden. Zudem müssen die Ausbruchszentren betrachtet und deren Bedeutung für die Ausbreitung in die Fläche beurteilt werden.
Unabhängig davon, wie harmonisch und konzertiert der Neustartprozess in Sachsen-Anhalt abläuft, ist davon auszugehen, dass bei unseren Gästen eine große Unsicherheit bestehen
wird. Die zu erwartenden unterschiedlichen Regelungen in den Bundesländern werden diese Unsicherheit noch verstärken. Sobald eine Öffnungsperspektive gegeben ist, muss der Neustart daher durch Marketingmaßnahmen flankiert werden.
Die durch das Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung einberufene und aus den oben genannten Institutionen bestehende Taskforce Tourismus hat sich als Instrument des Austausches zwischen der Politik mit Kammern und Verbänden etabliert. Die vertrauensvolle Arbeit ist fortzuführen und die Hinweise der Mitglieder in der Erstellung der Öffnungsperspektive zu berücksichtigen.
Ein sicherer Urlaub in Sachsen-Anhalt ist möglich! Gemeinsam wird die Branche diese Krise überstehen. Vorausgesetzt, sie erhält verlässliche Perspektiven mit praktikablen und sinnvollen Anforderungen.