DIHK-Ausbildungsumfrage 2025
Die Unternehmen wollen ausbilden, stehen dabei aber vor vielfältigen Herausforderungen.
Die wirtschaftliche Lage einerseits und der Mangel an geeigneten Bewerbern andererseits setzen den Ausbildungsmarkt von zwei Seiten unter Druck. Die Rezession kommt nach dem Arbeitsmarkt jetzt auch auf dem Ausbildungsmarkt an. Im drohenden dritten Jahr ohne Wirtschaftswachstum fehlt manchen Unternehmen auch beim Thema Ausbildung die erforderliche wirtschaftliche Perspektive. Gleichzeitig suchen weiterhin viele Betriebe vergeblich nach geeigneten Bewerbern. Das zeigt die aktuelle Ausbildungsumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).
Laut DIHK-Umfrage plant mehr als ein Viertel der Unternehmen in diesem Jahr, seine Ausbildungsplätze zu reduzieren. Bei den Betrieben mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten liegt die Zahl noch höher – vier von zehn verringern ihr Ausbildungsangebot. Dabei stecken die Betriebe in einem Dilemma: Weniger Ausbildung heute gefährdet den Fachkräftebedarf von morgen. „Die Unternehmen kämpfen mit der wirtschaftlichen Situation ihnen fehlen inzwischen oft finanzielle Mittel sowie klare Aussichten für den Betrieb”, sagt der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks bei der Vorstellung der Umfrage. „Gleichzeitig braucht die Wirtschaft für einen hoffentlich bald kommenden Aufschwung gut ausgebildetes Personal.” Daher übernehmen trotz der derzeit schwierigen wirtschaftlichen Lage immer noch zwei Drittel der Ausbildungsbetriebe alle ihre Azubis nach der Ausbildung.
Die Rückmeldungen zeigen zugleich, dass für eine große Zahl der Betriebe die Suche nach geeigneten Bewerbern nach wie vor das Kernproblem ist. Insgesamt geben drei von vier Betrieben mit Besetzungsschwierigkeiten an, im vergangenen Jahr keine geeigneten Kandidaten gefunden zu haben. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen erhalten weiterhin häufig gar keine Bewerbungen.
Neuausrichtung der Bildungspolitik notwendig
Neben fehlenden Bewerbungen sind vor allem Defizite in der grundlegenden Leistungsfähigkeit sowie im Arbeits- und Sozialverhalten der jungen Menschen der Grund für die Besetzungsschwierigkeiten. Mit Blick auf die Belastbarkeit stellen sogar mehr als die Hälfte der Betriebe Schwächen fest. „Es mangelt an Basiskenntnissen und Kompetenzen, die praktisch für jeden Ausbildungsberuf nötig sind: Zuverlässigkeit, Lernbereitschaft, Einsatzwille und Lesen, Schreiben, Rechnen. Wer das nicht mitbringt, wird es im Berufsleben insgesamt schwer haben – umso mehr zu Beginn“, sagt Dercks. „Wir brauchen in den Schulen wieder einen Fokus auf die grundlegenden Fähigkeiten.“
Wichtig ist, dass Schulen und Bildungspolitiker die gesamte Berufswelt im Blick haben. Es gibt einen großen Mangel an MINT-Berufen, aber alle Professionen sind gefragt. Der langjährige Trend Richtung Studium führt jetzt mit dem Renteneintritt der Babyboomer zu schmerzhaften Engpässen bei vielen Ausbildungsberufen. „80 Prozent der Bevölkerung ab 25 Jahren haben keinen Studienabschluss“, so Dercks. „Der Maschinenbau braucht beispielsweise nicht nur den Ingenieur, sondern auch den Maschinen- und Anlagenführer, um Autoteile oder Druckmaschinen herzustellen. Die duale Berufsausbildung ist nach wie vor zentrale Säule der Fachkräftesicherung.”
Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Berufsschulen: Die Ausbildungsbetriebe wünschen sich eine deutliche Stärkung der Berufsschulen. Achim Dercks fordert daher: „Die Bundesregierung muss darauf reagieren und in ihren Programmen die Berufsschulen ausreichend berücksichtigen.” Bei den Lehrinhalten gilt für die meisten Betriebe „Back to the Basics“: Am wichtigsten ist ihnen ein praxisnahes Lernen an den Berufsschulen – 85 Prozent finden das „wichtig“ bis „sehr wichtig“. Wert legen viele Firmen auch auf eine bessere Zusammenarbeit von Schule und Betrieb (67 Prozent) sowie eine angemessene personelle Ausstattung und gute technische Infrastruktur der Berufsschulen (68 Prozent).
Mehr als die Hälfte der Betriebe (57 Prozent) sehen in Auszubildenden aus Ländern jenseits der EU eine Chance für die eigene Fachkräftesicherung. Das betrifft sowohl Geflüchtete als auch Zuwanderer, die für die Ausbildung nach Deutschland gekommen sind. Jeder dritte Betrieb hat bereits versucht, Interessenten aus Drittstaaten auszubilden. Zukünftig kann sich das laut Umfrage noch ein weiteres Viertel der Unternehmen vorstellen. Doch dabei sind nach wie vor auch hausgemachte Hürden zu überwinden. Achim Dercks: „Ein großes Hindernis für die Ausbildung von jungen Menschen aus diesen Ländern ist neben Sprachbarrieren und Bürokratie der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Der betrifft auch viele inländische Azubis.“
Bundesregierung muss Rahmenbedingungen angehen
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, wie dringend der Handlungsbedarf ist. „Die Unternehmen wollen ausbilden. Aber sie brauchen positive Impulse seitens der Politik, um das auch tun zu können. Die wirtschaftliche Lage, aber vor allem die Schulen müssen besser werden, damit die Wirtschaft im Anschluss die Fachkräfte ausbilden kann, die sie so dringend braucht”, mahnt Dercks. „Um dem Ausbildungsmarkt wieder den nötigen Schwung zu geben, brauchen wir eine gute Wirtschafts- und eine gute Bildungspolitik.”
Die Wirtschaft müsse sich darauf verlassen können, dass die angehenden Azubis aus den allgemeinbildenden Schulen das notwendige Rüstzeug mitbekommen. „Verbindliche bundesweite Bildungsstandards wären ein wichtiger Beitrag hierzu”, plädiert Dercks. „Zudem benötigen die Berufsschulen eine vernünftige technische Ausstattung, eine moderne und digitale Infrastruktur und adäquate Fortbildungsmöglichkeiten für die Lehrkräfte. Sie sollten hierzu auch Mittel aus dem Digitalpakt 2.0 nutzen können. Auch die besten Lehrer können nur so gut ausbilden, wie es die Rahmenbedingungen zulassen. Zu oft trifft großes Engagement auf schlechte Ausstattung – das frustriert Lehrer, Schüler und Betriebe. Mehr Unterstützung brauchen die Betriebe auch bei der Einwanderung. Nur mit einer ausreichenden Zahl von Berufssprachkursen, bezahlbarem Wohnraum und schnellen Verwaltungsverfahren werden wir im Wettbewerb um die klügsten Köpfe bestehen.”
Die Wirtschaft müsse sich darauf verlassen können, dass die angehenden Azubis aus den allgemeinbildenden Schulen das notwendige Rüstzeug mitbekommen. „Verbindliche bundesweite Bildungsstandards wären ein wichtiger Beitrag hierzu”, plädiert Dercks. „Zudem benötigen die Berufsschulen eine vernünftige technische Ausstattung, eine moderne und digitale Infrastruktur und adäquate Fortbildungsmöglichkeiten für die Lehrkräfte. Sie sollten hierzu auch Mittel aus dem Digitalpakt 2.0 nutzen können. Auch die besten Lehrer können nur so gut ausbilden, wie es die Rahmenbedingungen zulassen. Zu oft trifft großes Engagement auf schlechte Ausstattung – das frustriert Lehrer, Schüler und Betriebe. Mehr Unterstützung brauchen die Betriebe auch bei der Einwanderung. Nur mit einer ausreichenden Zahl von Berufssprachkursen, bezahlbarem Wohnraum und schnellen Verwaltungsverfahren werden wir im Wettbewerb um die klügsten Köpfe bestehen.”
Hintergrund: Die neue DIHK-Ausbildungsumfrage 2025 beruht auf 15.000 Unternehmensantworten aus allen IHK-Branchen und Regionen.
Ansprechpartnerin:
Petra Blum Kommunikation Pressesprecherin
DIHK | Deutsche Industrie- und Handelskammer Breite Straße 29 | 10178 Berlin
Tel +49 30 20308-1627 Mobil +49 151 11313982
E-Mail blum.petra@dihk.de | www.dihk.de
Pressemitteilung DIHK