Existenzgründung und Unternehmensförderung

Rating

Unternehmensratings stellen Aussagen über die Fähigkeit eines Schuldners dar, finanzielle Verpflichtungen vollständig und fristgerecht erfüllen zu können. Es geht dabei insbesondere um die Ableitung von Wahrscheinlichkeiten über den Eintritt von Leistungs- und Zahlungsstörungen während der Kreditlaufzeit. Untersucht werden die Chancen und Risiken, die zur Entstehung oder zur Verhinderung von Unternehmenskrisen führen können.
In ein Rating fließt die Datenlage und die Erfahrung des Analysten ein: seine Kenntnisse über statistische Beziehungen zwischen bestimmten Betriebskennzahlen oder -merkmalen und der Insolvenzwahrscheinlichkeit, Marktstudien, Managementstudien, aber auch persönliche Einschätzungen.

Faktoren, die das Rating beeinflussen

Unterschieden werden sogenannte 'harte' also zahlenbasierte Faktoren und 'weiche' oder auch qualitative Faktoren, die eher mit der Art der Unternehmensführung und der Qualifikation der agierenden Personen zu tun haben. Die klassischen Untersuchungsbereiche sind:

Management/Führung

  • Qualität der Geschäftsführung / des Managements
  • Qualität des Rechnungswesens / Controllings

Markt/Branche

  • Branchen- / Marktentwicklung
  • Größe und Potenzial des Absatzgebietes
  • Konjunkturabhängigkeit
  • Abnehmer- / Lieferantenstreuung
  • Export- / Importrisiken
  • Konkurrenzintensität / -struktur
  • Produkt / Sortiment
  • Leistungsstandard

Kundenbeziehung

  • Kontoführung
  • Kundentransparenz und Informationsverhalten

Wirtschaftliche Verhältnisse

  • Beurteilung der letzten Jahresabschlüsse
  • Gesamte Vermögensverhältnisse (Unternehmen + Inhaber)

Weitere Unternehmensentwicklung

  • Unternehmensentwicklung seit dem letzten Jahresabschluss
  • Unternehmensplanung
  • Ertragsplanung und künftige Kapitaldienstfähigkeit
  • besondere Unternehmensrisiken (z.B. ungelöste Unternehmensnachfolge, hohe Kundenausfallwahrscheinlichkeit, etc.)
Der jeweilige Betrieb wird also in vorgegebene Kategorien eingestuft. Subjektive Faktoren, wie z.B. die Fähigkeit des jeweiligen Unternehmers, sich ggf. im Markt neu zu positionieren, oder sein gutes persönliches Verhältnis zu den Hauptkunden fließen bei der Beurteilung der Marktstellung nicht ein. Kategorien werden nach standardisierten Vorgaben zugeordnet und entsprechend bepunktet. Unter dem Strich ergibt sich ein Gesamtergebnis als Endbenotung.
Die Rating-Verfahren der Kreditinstitute unterscheiden sich durchaus. Häufig wird hier nicht nur zwischen der Gruppe der harten und weichen Faktoren differenziert. Darüber hinaus wird der insbesondere für kleinere Unternehmen bedeutsame Bereich der Kontoführung extra berücksichtigt. Auch werden 'Warnsignale' oder bei größeren Betrieben die Gesellschaftsstruktur als eigene Kriteriengruppe gesehen. Zumeist werden die Rating-Verfahren auch nach der Größe der Betriebe differenziert.

Die Bonitätsanalyse der Deutschen Bundesbank

Die Deutsche Bundesbank bietet interessierten Unternehmen eine Bonitätsanalyse an. Auf Basis mehrerer Jahresabschlüsse werden dazu aussagekräftige Kennzahlen zu Rentabilität, Innenfinanzierungskraft, Liquidität und Kapitalstruktur gebildet und diese dann mit denen von Unternehmen derselben Branche verglichen.
Anschließend vergibt die Bundesbank eine Rangstufe auf einer Skala von 1 bis 7. Das Testat 'notenbankfähig' erhalten dabei nur Unternehmen mit einer Rangstufe von 1 bis 3.

Was haben Sie bzw. Ihr Unternehmen davon?

Sie erhalten eine neutrale Rückmeldung zur momentanen Lage Ihres Unternehmens von einer Institution, die mit dem Ergebnis zumindest keine direkten Geschäftsinteressen verknüpft. Im Einzelnen bringt Ihnen die Analyse nach Bundesbank-Angaben folgendes:
  • Das Unternehmen kann sich über die eigene Stellung im Wettbewerbsumfeld informieren, da in die Analyse Vergleichswerte von Unternehmen derselben Branche einbezogen werden.
  • Individuelle Stärken und Schwächen werden im Vergleich zu den Wettbewerbern deutlich.
  • Das Unternehmen kann Veränderungen über drei Jahre verfolgen.
Ggf. erhalten Sie das Testat 'notenbankfähig'. Damit werden Sie für Ihre Hausbank, aber auch für potentielle neue Banken, ein noch interessanterer Geschäftspartner, da Sie nachweislich über eine gute Bonität verfügen.  Damit verbessert sich auch Ihre Verhandlungsposition gegenüber den Banken.

Warum macht das die Deutsche Bundesbank?

Die Deutsche Bundesbank gewährt inländischen Kreditinstituten Darlehen, für die die Institute Sicherheiten hinterlegen müssen. Zu diesen Sicherheiten können auch Kreditforderungen an Unternehmen zählen. Diese Unternehmen müssen allerdings 'notenbankfähig' sein, also eine hohe Bonität aufweisen.

Ab welcher Unternehmensgröße gehört man zur Zielgruppe?

Die Analyse steht allen Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft offen. Allerdings sollten mindestens zwei Jahresabschlüsse vorliegen, da diese für die Analyse benötigt werden.

Wo erfahre ich mehr?

Unternehmen wenden sich bei Interesse direkt an das Referat 'Bonitätsanalyse und Wertpapiere' der für Hessen zuständigen Hauptverwaltung. Weiter Informationen und Kontaktdaten finden Sie unter dem entsprechenden Link.

Weitere Informationsquellen zum Thema Rating 

Der DIHK hat zusammen mit dem Bundesverband Deutscher Banken eine umfassende Broschüre zum Thema Rating veröffentlicht. Diese finden Sie unter den Downloads auf der rechten Seite.