Sonderauswertung des DIHK

Gründer mit Migrationshintergrund beleben die Wirtschaft

Immer mehr Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund lassen sich von den IHKn zur Selbstständigkeit beraten. Dies ist angesichts der niedrigen Gründungsintensität in Deutschland ein Lichtblick. Eine Sonderauswertung des DIHK zur Existenzgründungsaktivität von Menschen mit Migrationshintergrund ergab folgende Ergebnisse:
  • Motor für Integration und Innovation. Menschen aus dem Ausland, die hier ein Unternehmen betreiben, sind ein Innovationsmotor für die Wirtschaft. Sie bringen frische Ideen und Kenntnisse aus anderen Ländern mit. Sie schaffen Arbeitsplätze, sind Vorbild für Betriebsgründungen und sie unterstützen die betriebliche Ausbildung. Sie sind Vorbilder für gelungene Integration.
  • Fast jeder fünfte Gründer mit Mirgationshintergrund. Fast jeder fünfte beratene Gründungsinteressierte hat heute ausländische Wurzeln. Dies ist deutlich mehr als noch vor einigen Jahren - in 2007 waren es 14 Prozent.
  • 50.000 zusätzliche Arbeitsplätze. Gründer mit Migrationshintergrund könnten im Jahr 2015 bis zu 50.000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Pro Existenzgründer sind das sogar etwas mehr als bei einheimischen Gründern, denn Gründer mit Migrationshintergrund gründen häufiger im Haupterwerb. Insgesamt erwartet der DIHK in diesem Jahr 228.000 zusätzliche Arbeitsplätze durch Neugründungen. Rund 22 Prozent davon dürften durch Gründer mit Migrationshintergrund entstehen.
  • Unternehmerischer Spirit. Hinter der höheren Quote an Vollerwerbsgründern unter den Migrantinnen und Migranten steht zum einen eine stärkere Betroffenheit dieser Gruppe von Arbeitslosigkeit. Entsprechend gibt es mehr Gründungen aus Mangel an Erwerbsalternativen. Allerdings stellen die IHKn bei Migranten auch eine höhere Bereitschaft, ins unternehmerische Risiko zu gehen, fest. Nicht selten haben Migranten alle Zelte in der Heimat abgebrochen. Das erfordert eine hohe Bereitschaft, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, sich zu verändern und nach neuen Wegen zu suchen.
  • Häufig Händler und Gastronomen. Gründungen von Personen mit Migrationshintergrund erfolgen häufiger als bei deutschen Gründern im Gastgewerbe und im Handel. Nach Erfahrung der IHKn führen Migrantinnen und Migranten häufiger den traditionellen Beruf der Eltern weiter - und dies sind insbesondere bei den großen Gruppen der türkisch-, osteuropäisch- und griechisch-stämmigen Migranten und Händler.
  • Gut vorbereitet, hoher Wille zur Integration. Kulturelle Hürden scheinen, laut Umfrage bei den IHKn, keine Hemnisse darzustellen. Die Beratungsinhalte unterscheiden sich nicht wesentlich von denen deutscher Gründungsinteressierter.
  • Nachholbedarf beim kaufmännischen Handwerkszeug... Am häufigsten stellen die IHKn Defizite im kaufmännischen Bereich fest. Das gilt aber auch für deutsche Gründer. Zudem können Defizite bei Themen wie Preiskalkulation oder Businessplanerstellung vergleichsweise schnell abgebaut werden.
  • ... und beim verhandlungssicheren Deutsch. Eine häufige Hürde sind unzureichende Deutsch-Kenntnisse. Viele Gründer müssen hier nacharbeiten, um sicher mit Geschäfts- und Finanzierungspartnern verhandeln zu können.
  • Professionelle Beratung wichtig. Viele vertrauen auf den Rat aus der eigenen Familie oder von Freunden. Das kann für den Start eine gute Basis sein. Jedoch sollten Gründer mit Migrationshintergrund hier auch mehr auf das Know-how von neutralen Beratungsstellen, wie IHKn und HWKn, und von Unternehmens- und Steuerberatern bauen.
  • Migrantinnen und Migranten den Weg in die Selbstständigkeit erleichtern. Bund und Länder müssen das Angebot an Sprachkursen auch für Selbstständige verbessern. Insgesamt müssen Willkommensstrukturen deutschlandweit auch mit Blick auf Selbstständige aufgebaut werden. Insgesamt muss das gesamte Zuwanderungsverfahren von der Visabeantragung bis zur Arbeitsaufnahme oder der Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit verkürzt und transparenter gestaltet werden.
Die Auswertung "Existenzgründer mit Migrationshintergrund beleben die Wirtschaft" beruht auf einer Befragung der IHKn zum DIHK-Gründerreport 2015. Mit diesem Report legt der DIHK jährlich eine Einschätzung der IHK-Organisation zum Gründungsgeschehen in Industrie, Handel und den Dienstleistungsbranchen in Deutschland vor. Die Antworten der IHK-Experten wurden mit Blick auf Gespräche mit Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund ausgewertet. Grundlage für die DIHK-Aussagen sind Erfahrungsberichte der IHK-Existenzgründungsberater aus den 80 IHKn sowie eine statistische Auswertung zum IHK-Gründerservice. Dem liegen rund 230.000 Kontakte von IHK-Existengründungsberatern mit angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern zugrunde.
Die vollständige Sonderauswertung finden Sie als Download rechts im Bereich "Mehr zu diesem Thema".