Industriestätte ganz idyllisch - Christianshütte und Kerkerbachbahn
Die fünfzehnte Sommertour "Industriestätte ganz idyllisch - Christanshütte und Kerkerbachbahn" startet unter der Leitung von Johannes Laubach und Achim Mannes am Donnerstag, 3. September, um 18 Uhr statt.
Anmeldung
Alle Anmeldungen, die bis Montag, 31. August, 12 Uhr vorliegen, werden berücksichtigt. Maximal 50 Teilnehmer können dabei sein. Bei mehr Einsendungen entscheidet das Los.
Die Teilnehmer werden am Montag benachrichtigt. Geben Sie deshalb bitte bei der Anmeldung eine E-Mail und Telefonnummer an.
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Versteckt liegt das kleine Fleckchen im Kerkerbachtal. Dabei war es einmal ein Ort, der für die industrielle Entwicklung der Region Bedeutung hatte. In Christianshütte stand ein Hochofen, die Kerkerbachbahn hatte zeitweise dort ihre Zentrale und Werkstatt, Krupp unterhielt eine Grube. Alles lange vorbei.
Es sind Holländer, die die Entwicklung dieser Siedlung ganz entscheidend geprägt haben. Zunächst war es Johann Haentjens, der 1783 dort eine Hütte begründete. Das Gelände war im Besitz der Grafen zu Wied. Christian Ludwig gewährte dem „Investor“ aus Holland nicht nur das Recht, dort nach Eisenerz zu graben, sondern auch einen Schmelzturm zu errichten und ein Wohnhaus zu erbauen.
Das Haus steht noch heute und auch Reste des Turms sind noch zu sehen. Beide weisen in ihren Zugängen auf das Erbauungsjahr hin, auf Keilsteinen ist die Jahreszahl 1783 vermerkt. Das ist lange her. Was folgte, war eine wechselhafte Geschichte. Sie soll während der Sommertour ein wenig in Erinnerung gerufen und mit Leben gefüllt werden. Dazu steht mit Achim Mannes ein fachkundiger Kenner der Geschichte der Kerkerbachbahn zur Verfügung. NNP-Redakteur Johannes Laubach, Ideengeber der Sommertour, wird versuchen, die Geschichte der Hütte zu erläutern.
1822 übernahm Buderus die Hütte und alles, was sonst noch dazu gehörte. Die Familie war in der Region unternehmerisch sehr aktiv, Christianshütte war einer von mehreren Standorten. Neben dem Erzvorkommen war es wichtig, Wald in der Nähe zu haben, denn die Verhüttung wurde mit Hilfe von Holzkohle vorgenommen. Die heute bewaldeten Hänge des Kerkerbachtals dürften daher zur Zeit des Hüttenbetriebs deutlich anders ausgesehen haben.
Der Betrieb auf der Hütte endete 1878, Buderus gab den Standort auf. 1881 kaufte ein späterer Aktionär der Kerkerbachbahn das Gelände. Erste ernsthafte Überlegungen über die Erschließung der Seitentäler des Lahntals, durch das seit 1862 eine Bahnstrecke führte, gab es 1873. Als dann im April 1884 die Kerkerbachbahn AG gegründet wurde, war es vor allem Kapital aus Holland, das floss. Rund 1300 der ausgegebenen 1900 Aktien waren in holländischer Hand.
In Christianshütte befand sich von 1887 der Firmensitz der Bahn, die Gleise erreichten die Siedlung erst später. Auf dem ehemaligen Hüttengelände wurde für die Bahn eine Schmiede gebaut, die auch nach dem Abzug der Verwaltung und des Sitzes 1906 nach Kerkerbach noch in Betrieb blieb. Die Bahn wurde vor allem für den Gütertransport gebaut. Buderus hatte zwar die Verhüttung aufgegeben, betrieb jedoch die Grube Hermine weiterhin und nutzte die Bahn für den Transport.
Auch die Firma Krupp, die von 1901 an die Grube Magnet mit dem Christiansstollen ausbaute, nutzte die Bahn für den Transport des Erzes. Krupp schloss die Grube nach 30 Jahren wieder. Etwas weiter unten im Tal wurde dann später noch einmal Erz verladen. Vom Eisensegen bei Eschenau erreichte das Erz per Seilbahn die Kerkerbachbahn. Aber auch dort endete die Erzverladung 1940.
Text: Johannes Laubach, Nassauische Neue Presse