Auf den Spuren von Butter und Quark
Die zehnte Sommertour "Auf den Spuren von Butter und Quark" zur ehemaligen Kerkerbachtal Molkerei unter der Leitung von Helmut Thomas und Gerhard Eller findet am Montag, 24. August, um 18 Uhr statt. Es geht los auf dem Gelände in der Obertiefenbacher Straße 16 in Schupbach. Parkplätze stehen auf dem Areal nur in einer begrenzten Anzahl zur Verfügung.
Anmeldung
Alle Anmeldungen, die bis Freitag, 21. August, 10:00 Uhr vorliegen, werden berücksichtigt. Maximal 40 Teilnehmer können dabei sein. Bei mehr Einsendungen entscheidet das Los.
Die Teilnehmer werden am Freitag benachrichtigt. Geben Sie deshalb bitte bei der Anmeldung eine E-Mail und Telefonnummer an.
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Helmut Thomas kann noch jeden Morgen einen Blick auf das Areal werfen, auf dem er 1949 seine Arbeit aufgenommen und 1982 beendet hat. Die Gebäude stehen zum großen Teil noch, aber die dort einmal befindliche Molkerei ist längst Geschichte.
Er kann etwas davon erzählen, wie es zuging in der Obertiefenbacher Straße unter dem hoch aufragenden Schornstein, der, so lange er stand, den Blick auf den Ort geprägt hat. Die von NNP und Industrie- und Handelskammer organisierte Sommertour macht Station auf dem ehemaligen Werksgelände.
Helmut Thomas wird Auskunft darüber geben, was mit der in der ganzen Umgebung eingesammelten Milch dann geschehen ist, wie Butter und Quark oder später so genannte Sterilmilch daraus wurden. Gerhard Eller wird seine Ausführungen ergänzen. Eller hat die Geschichte der Molkerei als Landwirt begleitet, der im Aufsichtsrat des genossenschaftlich organisierten Unternehmens tätig war, zum Schluss als Vorsitzender des Gremiums.
Molkereien gab es zahlreiche in der Region. In Weilmünster, in Niederneisen (Aargebiet), Dauborn (Goldener Grund) oder in Löhnberg gab es solche Einrichtungen, die von den Nationalsozialisten geschaffen wurden und zu ihrem Ernährungs- bzw. Versorgungsprogramm gehörten. Es galt das Nahrungsmittel Milch bestmöglich auszuschöpfen, deshalb wurde sie bei den Bauern eingesammelt und zentral verarbeitet. Somit sollte auch ein Verfüttern der Milch an die Nachzucht unterbunden werden.
Die Molkerei war ein komplexes Gebilde. Die Verarbeitung von Milch, das Homogenisieren und später auch Sterilisieren, das Reinigen der Flaschen und der Produktionsanlagen – sie mussten, als sie noch aus Zink und Kupfer bestanden, nach Angaben von Thomas täglich auseinandergenommen und gereinigt werden –, erforderte einen hohen Energieeinsatz und viel Wasser (pro Liter Milch zehn Liter Wasser).
47 Jahre war die Molkerei ein wichtiger Bestandteil des Wirtschaftslebens in dem Ort und der Region. 50.000 Liter Milch wurden zum Schluss dort täglich verarbeitet. Doch alle Modernisierungen und Produktanpassungen halfen nichts. Als letzte der Molkereien in der heimischen Region wurde die Schupbacher Molkerei übernommen. Es galt in den 1980er-Jahren größere Einheiten zu bilden. Die Landwirte und deren Milch waren für das übernehmende Unternehmen von Interesse, die Anlagen in Schupbach dagegen nicht. Deshalb wurde die Produktion 1983 auch eingestellt. Das Areal dient aber auch heute noch Gewerbetreibenden als Standort.
Text: Johannes Laubach, Nassauische Neue Presse