Marmorverarbeitung und -abbau in Villmar
Die erste Sommertour "Auf den Spuren der Marmorverarbeitung" führt unter der Leitung von Wolfgang Höhler am Montag, 27. Juli, nach Villmar. Die Tour startet um 18 Uhr an der Villmarer König-Konrad-Halle.
Anmeldung
Teilnahmegebühr: 5 Euro.
Alle Anmeldungen, die bis Mittwoch, 22. Juli, 12 Uhr vorliegen, werden berücksichtigt. Maximal 40 Teilnehmer können dabei sein. Bei mehr Einsendungen entscheidet das Los.
Die Teilnehmer werden am Donnerstag, 23. Juli, benachrichtigt. Geben Sie deshalb bitte bei der Anmeldung eine E-Mail und Telefonnummer an.
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Der Ort an der Lahn war in der Vergangenheit das Zentrum der Lahnmarmorverarbeitung. Daran erinnern heute nur noch einige Spuren: Die Bronzestatue vom "Pat" auf dem Platz in der Ortsmitte und die verlassenen Brüche, von denen einer als Naturdenkmal ausgewiesen ist. Hier und da gibt es auch noch Zeugnisse von alten Betrieben, die früher den Menschen in Villmar und darüber hinaus Arbeit und Brot boten und dabei Kunstwerke schufen, die noch heute Bestand haben.
Geführt wird die Tour "Auf den Spuren der Marmorverarbeitung" von Wolfgang Höhler. Er hat sein ganzes berufliches Leben dem Arbeiten mit und am Marmor und anderen Steinen gewidmet. Er ist heute noch ein Aktivposten im Lahn-Marmor-Verein und natürlich an der Verwirklichung des Museus aktiv beteiligt.
Die Tour startet an der Villmarer König-Konrad-Halle. An diesem Platz an der Lahn befand sich in der Vergangenheit der Standort von Dyckerhoff & Neumann, dem größten steinverarbeitenden Betrieb mit bis zu 200 Arbeitern.
Geologisch gesehen handelt es sich bei dem, was in Villmar verarbeitet wurde, um polierbaren Kalkstein. Denn Marmor ist, streng genommen, ein umgewandeltes Gestein. Dieser Prozess hat sich vor 380 Millionen Jahren bei dem, was an der Lahn vorkommt nicht, vollzogen. Das macht das Gestein aber auch gerade so interessant. Es gibt ganz unterschiedliche Strukturen und Farbgebungen, die teilweise sogar in den einzelnen Brüchen wechseln: Schupbach schwarz, der graue Wirbelauer Marmor oder der rötliche Stein aus dem Villmarer Unicabruch snd nur einige Beispiele. Dabei zeigen sich auch immer wieder Versteinerungen von ehemaligen Lebewesen, von Seelilien, Tintenfischen und ähnlichem.
Die Marmorverarbeitung lässt sich in Chroniken und Aufzeichnungen rund 400 Jahre zurückverfolgen. 1604 wurde in der Limburger Chronik ein "Marmelstein" erwähnt, der aus der Nähe von Arfurt stammte und aus dem eine Grabplatte gefertigt wurde. Über viele Jahrzehnte war die Bearbeitung des Gesteins eine Domäne von Handwerkern und Familien. Eingesetzt wurde der bearbeitete Stein vor allem in Kirchen und herrschaftlichen Gebäuden als Bodenbelag, in Form von Säulen, aber auch als Wandverkleidung oder für Skulpturen.
Von 1864 an änderte sich die Struktur der Betriebe nachhaltig. Mit Salomon Marx stieg der Besitzer des Wiesbadener Spielcasinos in großem Stil in die Marmorverarbeitung ein und schuf entlang der Lahn ein großes Werk, das die Wasserkraft nutze. Wirtschaftlich erfolgreich war die Nassauische Marmorfabrik allerdings nicht. Das änderte sich erst im Jahr 1892 mit dem Einstieg des Wetzlarer Kaufmanns Neumann.
Die Bearbeitung und das Gewinnen des Gesteins waren harte Arbeit. Dem Brechen der Blöcke im Steinbruch folgten der mühsame Transport und die anschließende Berarbeitung. Welche Maschinen im vergangenen Jahrhundert dazu eingesetzt wurden, ist am Lahnufer in der Nähe der König-Konnrad-Halle zu sehen.
Text: Johannes Laubach, Nassauische Neue Presse