30. Juni 2022

Unternehmen unter Kostendruck

Viele Unternehmen der Region Limburg-Weilburg müssen Kostensteigerungen aufgrund von Lieferengpässen und Preissteigerungen an ihre Kunden weitergeben.
Bereits die Folgen der Corona-Pandemie hatten viele Unternehmen hart getroffen. Seit dem Herbst 2021 hat sich der auf ihnen lastende Kostendruck nun noch einmal enorm verstärkt. Denn zu weltweiten Lieferengpässen kamen massive Preissprünge bei Energie und Rohstoffen hinzu, die dann im Zuge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine seit dem 24. Februar 2022 einen zusätzlichen Schub erhalten haben.
Quer durch alle Branchen sind rund 80 Prozent der deutschen Unternehmen von höheren Einkaufspreisen für Energie (Gas, Strom, Kraftstoff und anderes) betroffen – so die aktuelle deutschlandweite IHK-Konjunkturumfrage. Insbesondere im Baugewerbe und der Industrie sind diese Kosten explodiert. Industrie, Bau und Handel berichten zudem von massiv gestiegenen Preisen auch für Rohstoffe, Waren und Vorprodukte. Im Dienstleistungssektor ist von dieser Entwicklung hingegen „nur“ die Hälfte der Betriebe betroffen. In allen Branchen ziehen gleichzeitig die Arbeitskosten, Einkaufspreise für erhaltene Dienstleistungen sowie die Fremdkapitalzinsen kräftig an.
Dilemma: Kostenweitergabe an Kunden?
„Die meisten Betriebe sehen keinen anderen Ausweg als die Weitergabe der gestiegenen Kosten an ihre Kunden – eine für jedes Unternehmen immer wieder schwierige Abwägung“, sagt Ulrich Heep, Präsident der IHK Limburg.
Insgesamt knapp drei Viertel der heimischen Unternehmen geben laut Umfrage an, Preise in Zukunft erhöhen zu wollen (27 Prozent) oder das bereits getan zu haben (45 Prozent). 13 Prozent können ihre Kostensteigerungen angesichts der Marktsituation nicht an ihre Kunden weitergeben. Gründe können langfristige Verträge sein oder fehlende Kundenakzeptanz. Ein weiteres Hindernis liegt in langfristigen Verträgen, die eine Anhebung von Preisen – zumindest kurzfristig – nicht ermöglichen.
Im besonders beeinträchtigten Industriesektor haben bereits 59 Prozent der Unternehmen ihre Preise erhöht, 12 Prozent wollen es in Zukunft tun. Ähnlich verhält es sich im Großhandel: Auch dort hat bereits über die Hälfte der Betriebe (55 Prozent) Preisanpassungen vorgenommen, 36 Prozent wollen es in Zukunft noch tun. Im Baugewerbe haben „nur“ 46 Prozent der Unternehmen ihre Mehrkosten an die Kunden weitergeben können. 50 Prozent wollen es erst in Zukunft tun, denn hier ist eine Kostenanpassung während laufender Bauphasen tendenziell schwierig. Im heterogenen Dienstleistungssektor fallen die Angaben auffallend unterschiedlich aus: 40 Prozent der Betriebe im Gastgewerbe haben die Kosten bereits an ihre Kunden weitergegeben, 40 Prozent wollen es in Zukunft tun. Bei den überwiegend personenbezogenen Dienstleistungsunternehmen haben nur 21 Prozent schon Preissteigerungen weitergegeben, 36 wollen dies noch tun. Insgesamt reichen die Unternehmen also bislang nur einen Teil der Kostenerhöhungen weiter.
Zusätzliche Kosten für Unternehmen vermeiden
„Die Politik hat für besonders stark von akuten Energiepreisschocks betroffenen Unternehmen erste Unterstützungsmaßnahmen entwickelt. Für die Breite der Wirtschaft, die mit Kostensteigerungen über notwendige Importe und Vorprodukte belastet ist, ist aktuell aber noch wichtiger, dass sie nicht mit Zusatzkosten durch vermeidbare politische Entscheidungen belastet werden“, mahnt Heep. Dazu gehören aktuell neue Verpflichtungen für Unternehmen etwa aus den Bereichen Lieferketten, Berichtspflichten oder Datenschutz. Denn jede zusätzliche Regelung bedeute gerade für kleine und mittlere Unternehmen erheblichen bürokratischen Aufwand – und damit weitere Kosten, so Heep.