3. Februar 2022

Konjunkturerholung schwächelt

Die Wirtschaft der Region Limburg-Weilburg ist, vor dem Hintergrund der weiterhin erheblichen Auswirkungen der Corona-Pandemie, auf dem Weg zu einer Normalisierung zurückgefallen. Der Aufwärtstrend, der sich seit dem Frühjahr 2021 zeigte, hat zuletzt wieder an Kraft verloren, wie die Ergebnisse der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage zeigen.
Von der Corona-Krise und ihren Folgen sind nach wie vor viele heimische Unternehmen betroffen. Zwar geht es allen Branchen besser als vor einem Jahr. Jedoch hat der positive Trend seit dem vergangenen Herbst aufgrund der noch vorhandenen regionalen, deutschland- bzw. weltweiten Beeinträchtigungen der Unternehmen an Kraft verloren. Betroffen sind vor allem Industrie und Handel, bei Gastronomie und unternehmensbezogenen Dienstleistern muss man gar von einem Rückschlag sprechen.
Die Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Limburg zum Jahresbeginn 2022 zeigt die wirtschaftlichen Situation für die Region Limburg-Weilburg wie folgt auf: Der IHK-Konjunkturklimaindex, der Lage und Erwartungen der gesamten befragten Betriebe zusammenfasst, war aufgrund der Pandemie im Frühjahr 2020 auf 66 Punkte eingebrochen. Danach hat sich der Index, abgesehen von einem kleinen Rückfall im letzten Winter, stetig verbessert, bis auf 114 Punkte im vorigen Herbst. Nun gab es erneut einen kleinen Rückfall auf 112 Punkt zum Jahresanfang 2022. Abzuwarten bleibt so, ob der langjährige Durchschnitt von 116 Punkten in diesem Jahr erreicht wird oder die Wirtschaft noch längere Zeit insgesamt auf einem niedrigeren Niveau auf und ab pendelt.
Auch wenn die Lageeinschätzung ähnlich wie im vergangenen Herbst überwiegend positiv ist: der insgesamt leichte Optimismus beim Blick nach vorn hat sich wieder verflüchtigt. Die Bundesregierung hat ihre Erwartungen ebenfalls nach unten korrigiert und erwartet für 2022 nun ein Wachstum von 3,6 Prozent (statt zuvor 4,1 Prozent).
Gegenüber dem zurückliegenden Herbst bewerten aktuell mit 40 Prozent etwas weniger Unternehmen im Bezirk der IHK Limburg ihre momentane Geschäftslage mit gut und etwas mehr als schlecht (14 Prozent). Fast die Hälfte (46 Prozent) bezeichnet ihre Lage als befriedigend. Auf die weitere Entwicklung wird verhalten geschaut, gegenüber den letzten Umfragen hat sich der leichte Optimismus in leichten Pessimismus gekehrt. So rechnen 19 Prozent der Betriebe mit einer Verschlechterung der Geschäftslage, 17 Prozent sehen einer Besserung entgegen, 64 Prozent der Betriebe erwarten eine gleichbleibende Entwicklung bzw. sind abwartend bzw. unsicher, ob es in 2022 auf- oder abwärts geht.
Risiken für die weitere Entwicklung
Die weitere Erholung der Wirtschaft insgesamt hängt von vielerlei Risiken ab. Starke und aufgrund der demografischen Entwicklung nachhaltige Auswirkungen hat der Fachkräftemangel. Er wird von 53 Prozent der Unternehmen aktuell als Risiko genannt. Das Thema Fachkräfte treibt die Betriebe mittlerweile wieder so stark um wie vor der Krise.
Gegenüber dem vergangenen Herbst haben neben den Sorgen wegen den direkten und indirekten Auswirkungen von Corona, wie etwa Lockdown und Quarantäne, vor allem aber die Sorgen bezüglich der Energie- und Rohstoffpreise bzw. der Verfügbarkeit nochmals deutlich zugenommen (genannt von 67 Prozent). Noch nie stand ein Risiko so im Fokus. Auch Materialmangel und Preiserhöhungen belasten die Aufwärtsentwicklung. Die Pandemie hat in weltweiten Wellen das Gleichgewicht auf den Beschaffungs- und Absatzmärkten in Unruhe versetzt und die Lieferketten funktionieren nicht mehr störungsfrei. Hinzu kommen klimapolitisch gesetzte Kostentreiber. Sorgen machen den Unternehmen vermehrt auch steigende Arbeitskosten (40 Prozent). Die erhöhten Kosten der verschiedenen Vorprodukte wälzen sich durch die Wertschöpfungskette und kommen in Form von Preissteigerungen auch bei den Endverbrauchern an. Mehr als jedes dritte Unternehmen (36 Prozent) sorgt sich auch angesichts der Inflation um die Inlandsnachfrage.
„Angesichts der vor allem auch von den Energiepriesen getrieben Kostenentwicklung der Unternehmer und der Preisentwicklung bei den Verbrauchern wäre es von Vorteil für die weitere wirtschaftliche Entwicklung, wenn die Politik in ihrer Klimaschutzpolitik darauf Rücksicht nimmt. Wenn neben den im internationalen Vergleich besonders hohen Steuern noch immer höhere Klimaschutzbelastungen in Form von Energiepreiserhöhungen und Bürokratiekosten hinzukommen, gelangt die Wirtschaft auch nach Corona schwerlich zurück auf einen Wachstumspfad“, mahnt IHK-Präsident Ulrich Heep.
Für die Konjunkturumfrage werden dreimal im Jahr rund 500 Mitgliedsunternehmen der IHK Limburg aus den verschiedenen Branchen befragt. Der Konjunkturklimaindex setzt sich zusammen aus der Beurteilung der aktuellen und der zukünftigen Geschäftslage. Bei einem Wert unter 100 kann man von einer negativen Gesamtstimmung sprechen, ab 100 Punkten von einer befriedigenden Beurteilung, ab 120 Punkten von einer guten, ab 130 Punkten von einer sehr guten Beurteilung.