Wirtschaft trifft Politik

Klaus-Peter Willsch und IHKs sprechen über Ausbildung

9. September 2020 – Der Start ins neue Ausbildungsjahr ist durch die Corona-Krise für viele Schulabgänger und Unternehmen holprig. Mit Klaus-Peter Willsch, Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Rheingau-Taunus/Limburg, haben die Industrie- und Handelskammern (IHKs) Limburg und Wiesbaden über die Situation in der Region gesprochen sowie über die Wertschätzung der dualen Ausbildung in der Öffentlichkeit.
“Ausbildungsvermittlung und Berufsorientierung sind unter den Bedingungen der Corona-Krise schwieriger als in den Jahren zuvor“, bilanzieren Monika Sommer und Sabine Meder, Hauptgeschäftsführerinnen der IHKs Limburg und Wiesbaden, im Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten die Situation auf dem regionalen Ausbildungsmarkt. „Trotz der Lockerungen müssen viele Betriebe derzeit weiterhin auf Sicht fahren. Zudem hatten sie und die Schulabgänger es in den letzten Wochen wegen der Pandemiebeschränkungen sehr schwer, zueinander zu finden. Die Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt sind deutlich spürbar“, so Monika Sommer.
„Uns allen sind die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie bekannt, an so gut wie keinem Betrieb in Deutschland ist sie spurlos vorbeigegangen“, sagt Klaus-Peter Willsch. Doch während das Infektionsgeschehen aktuell hoffentlich unter Kontrolle sei, gelte es jetzt, den Langzeitfolgen der Krise entgegenzutreten. Ganz besonders notwendig sei es dabei, dass der Ausbildungsmarkt allerorten wieder an Fahrt gewinnt, beschreibt der Bundestagsabgeordnete die aktuelle Situation.
So sind seit dem Frühjahr im Vergleich zu früheren Jahren deutlich weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen worden, da die Pandemie die Ausbildungsfähigkeit vieler Betriebe verringert hat und viele Jugendliche unsicher über die Zukunftsfestigkeit einer Ausbildung sind. In gesamt Hessen sind bis Ende August knapp 16 Prozent weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen worden. Die Folge: Bei weiterhin vielen offenen Stellen fehlen den Unternehmen die Fachkräfte von morgen und den jungen Menschen fehlen die Ausbildungsplätze.
Verstärkt wird diese Entwicklung gegenwärtig durch die Absage so gut wie aller Berufsmessen, durch den Wegfall der Berufsorientierung im regulären Schulunterricht und das Ausbleiben direkter Kontakte zwischen Betrieben, ausbildungsinteressierten Jugendlichen und Kammern.
„Das A und O einer erfolgreichen Berufsorientierung ist das Ausprobieren von Berufen – und das geht am besten während eines Praktikums“, erklärt Sabine Meder. Dies sei in der aktuellen Situation in den Unternehmen jedoch kaum leistbar.
„Jungen Menschen jede Chance zum Start in ein selbstbestimmtes Leben zu geben, ist mir und den Unionsparteien stets ein großes Anliegen gewesen. Bildung ist dafür von jeher das beste Mittel“, so Klaus-Peter Willsch. „Wir unterstützen daher die Forderung, Zugänge zu Ausbildungs- und Karriereberatung durch digitale Formen der Berufsorientierung langfristig zu stärken und dazu auf erfolgreichen Angeboten von Sozialpartnern, Kammern und Verbänden aufzubauen. Dabei gilt es, deren virtuelle Vernetzung mit regionalen Arbeitsagenturen, Schulen, Lehrern und Eltern zu stärken.“
Jutta Golinski und Christine Lutz, Leiterinnen der Geschäftsbereiche Aus- und Weiterbildung der IHKs Limburg und Wiesbaden, stellten dem Bundestagsabgeordneten vor, welche neuen digitalen Formate der Berufsorientierung die Kammern unter den Bedingungen der Corona-Pandemie derzeit anwenden. So gibt es in beiden IHKs unter anderem im September ein digitales Speeddating. Weitere digitale Formate sind in der Entwicklung.
Die beiden IHK-Chefinnen Meder und Sommer richteten an Willsch den Wunsch, dass der Bund die Konjunktur auch weiterhin mit zusätzlichen Investitionen beleben solle. Wichtig sei jedoch auch, dass die Berufliche Bildung in ihrem Image weiter unterstützt werde. Hier sei die Novellierung des Berufsbildungsgesetztes zum Beginn des Jahres 2020 ein gutes Signal gewesen. Einig waren sich die Gesprächspartner darin, dass selbst in der jetzigen Zeit der Fachkräftemangel eine große Wachstumsbremse sei. Deutlich müsse daher die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung in der Öffentlichkeit herausgestellt werden, wie etwa durch die Imagekampagnen des Landes Hessen.