1. November 2022

Investitionspläne folgen pessimistischen Geschäftserwartungen

Die Unternehmen der Region Limburg-Weilburg schätzen ihre zukünftige Geschäftslage unter dem Eindruck mehrerer Wachstums- und Konjunkturrisiken gegenwärtig relativ skeptisch ein. Das hat auch Folgen für ihre Investitionsabsichten, wie eine aktuelle Umfrage der IHK Limburg zeigt.
Angesichts der derzeit vielfältigen Unsicherheiten im Zusammenhang mit Energie, Krieg, internationalem Handel und politischer Diskussion sind die Geschäftsaussichten der Unternehmen im Landkreis Limburg-Weilburg im Herbst 2022 wenig hoffnungsvoll. Das bremst auch ihre Investitionen. Dort wo die Nachfrageentwicklung unsicher ist, Vorprodukte knapper und deutlich teurer werden und das politische Handeln zu immer mehr Eingriffen in den Markt neigt, fallen auch die Unternehmensentscheidungen eher vorsichtig als risikofreudig aus. Dauerhaft zu hohe Energiepreise z.B. stellen insbesondere energieintensive Produktionsprozesse nachhaltig infrage.
„Die heimische Wirtschaft hat seit Jahrzehnten noch nie solche Unsicherheiten erlebt wie aktuell. Auf allen Ebenen muss man sich daher in Deutschland den derzeitigen Herausforderungen durch entschlossenes Handeln stellen, ansonsten gerät unser Wirtschaftsstandort noch weiter in Gefahr“, erklärt Ulrich Heep, Präsident der IHK Limburg. „Schon jetzt wissen viele Firmen nicht, wie sie die Energiekosten und die steigenden Preise bezahlen sollen. Deshalb müssen die angekündigten Hilfen aus dem Abwehrschirm, wie die Gas- oder Strompreisbremse, schnell und unbürokratisch umgesetzt werden. Auch müssen alle Energieträger, die zur Verfügung stehen, auf den Markt – ohne politische Denkverbote. Zugleich braucht es schnelle Planungs- und Genehmigungsverfahren, um den Ausbau von erneuerbaren Energien massiv voranzutreiben. Nur mit einer starken Wirtschaft sind auch soziale und ökologische Ziele erreichbar.“
Investitionspläne lassen rezessive Tendenzen erkennen
Laut aktueller Unternehmensumfrage der IHK wollen zwar 22 Prozent der befragten gewerblichen Betriebe in Zukunft ihre Investitionen ausweiten (bei ihnen sind die Perspektiven positiv und sie wollen für bisherige Produktionslinien mehr Kapazität aufbauen oder in neue Produkte investieren). Allerdings stehen ihnen 39 Prozent der Unternehmen gegenüber, welche ihre Investitionen reduzieren wollen. Dies ergibt einen negativen Saldo von 17 Punkten. Dabei ist zwar nicht alles negativ ausgerichtet, doch kann man an der Entwicklung der Investitionspläne insgesamt deutlich rezessive Tendenzen erkennen.
Sehr zurückhaltend in ihren Investitionspläne sind mittlerweile vor allem die heimische Industrie, der Bau und der Einzelhandel. Bei der Industrie sind es insbesondere die energieintensiven Vorleistungsgüterproduzenten, welche heftig auf die Bremse treten (fast 2/3 der Unternehmen wollen weniger investieren). Auch die anderen Branchen wie Großhandel, Verkehr und die Dienstleistungen wollen per Saldo bei den Investitionen sparen. Nur das Gast- und das Kreditgewerbe wollen oder müssen etwas mehr investieren.
Wofür das Geld eingesetzt werden soll
Rezessive Tendenzen zeigen sich auch in den Verschiebungen bei den Investitionsmotiven. Der Großteil der geplanten Investitionen der regionalen Unternehmen fließt in den Ersatz von Maschinen und Anlagen sowie in den Bestand von Gebäuden. 71 Prozent der Betriebe geben Ersatzbedarf als ein Hauptmotiv für ihre geplanten Investitionen an (Mehrfachantworten möglich). Das sind so viel wie nie. Eine Kapazitätserweiterung spielt hingegen nur noch bei 13 Prozent der Investitionen eine Rolle – so wenig wie nie. In früheren Umfragen diente mindestens jede vierte Investition der Kapazitätsausweitung.
Gründe für Investitionen sind weiterhin bei 21 Prozent der Unternehmen Produktinnovationen. Das ist mit Blick auf die Vorjahre unterdurchschnittlich. Von kostensparenden Rationalisierungsbestrebungen ist fast jede dritte Investition bestimmt. Der Umweltschutz spielt inzwischen bei jeder fünften Investition eine Rolle.