21. Oktober 2021

Investitionspläne drehen ins Positive

Die Investitionsneigung der gewerblichen Unternehmen der Region Limburg-Weilburg hat sich nach zwei Jahren wieder in den positiven Bereich gedreht. Das zeigt die Herbstumfrage der IHK Limburg.
Die vor allem pandemiebedingt schwierige wirtschaftliche Lage und unsichere Geschäftserwartungen wirkten sich direkt auf die Investitionsabsichten der heimischen Unternehmen aus. Nach dem Coronaschock im Frühjahr 2020 waren die Investitionspläne eingeschränkt bzw. ganz auf Eis gelegt worden. Danach haben sich die Geschäftserwartungen allmählich aufgehellt und die Unternehmen haben bei ihren Investitionsabsichten mehr und mehr den Fuß von der Bremse genommen. Erstmals seit zwei Jahren haben die heimischen Unternehmen nun per Saldo ihre Investitionspläne aufgestockt.
Laut aktueller Umfrage wollen 29 Prozent der befragten Betriebe in Zukunft mehr investieren – bei ihnen sind die Perspektiven also besonders positiv und man will für bisherige Produktionslinien mehr Kapazität aufbauen oder man investiert in neue Produkte. Weniger investieren wollen noch 18 Prozent der Unternehmen, 53 Prozent wollen etwa gleich viel investieren. Der positive Saldo beträgt damit plus 11 Prozentpunkte und zeigt, dass man nach der vorlaufenden Besserung der Lageeinschätzung nun auch dran ist, mehr zu wagen bzw. zu investieren. Entscheidend für einen nachhaltigen und breiten wirtschaftlichen Aufschwung wird sein, dass die große Mehrheit der Unternehmen in der Region und darüber hinaus wieder geneigt ist, mehr zu investieren.
Zurückhaltend sind die Investitionspläne vor allem noch bei den von den Corona-Einschränkungen besonders betroffenen personenbezogenen Dienstleistungsbranchen (Reisebüros, Fitness- oder Kosmetikstudios, Messebau, Tanzschulen etc.). Auch bei den Investitionsgüterproduzenten ist man noch eher vorsichtig. Abwartend sind die Vorleistungsgüterproduzenten und der Einzelhandel, hier halten sich die Unternehmen, welche mehr investieren wollen die Waage mit der Zahl der Unternehmen, welche weniger investieren wollen. Wieder Fahrt aufgenommen hat das Investitionsgeschehen vor allem bei den Ge- und Verbrauchsgüterproduzenten und im Baugewerbe. Aber auch der Großhandel, das Verkehrsgewerbe und die unternehmensbezogenen Dienstleister wollen deutlich mehr investieren, ebenso wie das heimische Gastgewerbe und das Kredit- und Versicherungsgewerbe.
Wofür das Geld eingesetzt werden soll
Der Großteil der geplanten Investitionen der regionalen Unternehmen fließt in den Ersatz von Maschinen und Anlagen sowie in den Bestand von Gebäuden. 60 Prozent der Betriebe geben Ersatzbedarf als ein Hauptmotiv für ihre geplanten Investitionen an (Mehrfachantworten möglich). Eine Kapazitätserweiterung spielt nur bei 22 Prozent der Investitionen eine Rolle. In früheren Umfragen diente fast jede dritte Investition der Kapazitätsausweitung. Treiber für geplante Investitionen sind vermehrt kostensparende Rationalisierungsbestrebungen (32 Prozent), Produktinnovation spielen zu 25 Prozent eine Rolle. Auffallend ist, dass inzwischen bei 25 Prozent, also bei jeder vierten Investition der Umweltschutz eine Rolle spielt, sehr viel deutlicher als in früheren Umfragen.
Ausblick
Zur Stützung der unternehmerischen Investitionen fordern die Industrie- und Handelskammern in Deutschland gegenüber der Politik bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Immer schärfere Klimaschutzansprüche ohne eine Folgenabschätzung für Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze und ohne eine verlässliche konkrete Umsetzungsstrategie wirkten eher verunsichernd als förderlich bezüglich des Investitionsverhaltens der Wirtschaft am Standort Deutschland. Die Produktion in Deutschland hat sich gerade in 2021 nochmals verteuert.
IHK-Präsident Ulrich Heep warnt deshalb: „Die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie ist kein Selbstläufer. Die Produktion gerät ins Stocken, verantwortlich dafür sind auch langanhaltende Lieferengpässe und enorme Preissteigerungen bei Rohstoffen, Vorprodukten und Energie. 71 Prozent unserer heimischen Industrieunternehmen sehen laut aktueller Umfrage darin ein Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Gleichzeitig müssen sich unsere Unternehmen fit machen für die anstehenden Herausforderungen beim Strukturwandel. Unsere Wirtschaft braucht jetzt einen spürbaren Investitions-Ruck. Dazu braucht es aber verlässliche Perspektiven und eine Entlastung von politisch gesteuerten Kosten, vor allem im Bereich der Energie. Die Unternehmen müssen schließlich nicht nur die Verluste der Corona-Krise ausgleichen, sondern auch die für die Unternehmen wichtigsten Zukunftsthemen Klimaschutz, Digitalisierung und Fachkräftemangel meistern.“