Investitions- und Beschäftigungspläne drehen ins Minus

Die Investitions- und Beschäftigungsabsichten der Unternehmen in der Region Limburg-Weilburg sind angesichts pessimistischer Geschäftsaussichten inzwischen deutlich zurückhaltender als noch in der ersten Jahreshälfte. Das zeigt die Konjunkturumfrage der IHK Limburg zum Herbst 2023.
Die Investitionspläne von Unternehmen werden von vielen Einflussfaktoren bestimmt. Dazu gehören die gegenwärtige Geschäftslage, die Finanzierungsbedingungen oder die Risikobereitschaft und Strategie der Unternehmensführung.
„Vor allem sind sie aber davon abhängig, ob sich ein Invest in Maschinen, Gebäude oder in Manpower unter den bestehenden oder zu erwartenden Rahmenbedingungen voraussichtlich lohnt“, sagt Ulrich Heep, Präsident der IHK Limburg.
Die Geschäftserwartungen der Unternehmen in der Region Limburg-Weilburg seien jedoch zum Herbst 2023 per Saldo mehrheitlich pessimistisch, so Heep zu den Ergebnissen der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK. Es gebe inzwischen sehr viel mehr Unternehmen, welche eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage erwarten, als Unternehmen die mit einer Verbesserung rechnen. „Das hat dann auch Folgen für die Investitions- aber auch die Beschäftigungspläne in der Region“, stellt der IHK-Präsident fest.
„Ein Minus in der Personalplanung kann neben den pessimistischen konjunkturellen Aussichten auch daran liegen, dass sich die Unternehmen wegen des nachhaltig vorhandenen Fachkräftemangels in vielen Branchen auf weniger Personal einstellen müssen. Dies wiederum bremst auch Erweiterungsinvestitionen und fördert gegebenenfalls Rationalisierungsinvestitionen“, ergänzt Alfred Jung, der bei der IHK Limburg für Konjunkturbeobachtung zuständige Leiter des Geschäftsbereichs Standortpolitik.
Schwierige Rahmenbedingungen lähmen
Die Unternehmen der Region Limburg-Weilburg schätzen die Rahmenbedingungen für ihre unternehmerische Tätigkeit aktuell als überdurchschnittlich „riskant“ ein. In deutlich höherem Maße als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre werden die Energie- und Rohstoffpreise sowie die politischen Rahmenbedingungen als Risiko für die eigene weitere wirtschaftliche Entwicklung bewertet.
Als besonders problematische, politisch bestimmte Rahmenbedingungen werden die hohen Energiepreise, die immer weiter zunehmende Bürokratielast und eine zu rigide Umweltpolitik beklagt. Auch die gestiegenen Zinsen bremsen die Investitionen. Als Hemmschuh dominiert die Bürokratie.
„Bürokratielast ist nicht nur ein Gefühl. Die Zahl an Auflagen, Regeln, Gesetzen und Berichtspflichten für die Breite der Wirtschaft ist gerade in den Krisenjahren immer mehr angewachsen“, sagt Jung.
Zwar wollen aktuell 26 Prozent der regionalen Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten mehr investieren, aber 38 Prozent der Betriebe nur etwa gleich viel und 36 Prozent sogar weniger. Mit mehr Personal planen 11 Prozent der Unternehmen, 24 Prozent rechnen mit weniger. Die anderen Unternehmen (65 Prozent) wollen ihre bisherige Personalstärke in etwa beibehalten.
Mit weniger Investitionen und einer niedrigeren Beschäftigtenzahl planen vor allem heimische Unternehmen der Industrie, des Großhandels und des Verkehrs. Auch hier gibt es zwar einzelne Unternehmen, die mit einem Wachstum planen, aber sehr viel mehr Unternehmen in diesen Branchen treten auf die Bremse. Im Baubereich und bei den unternehmensbezogenen Dienstleistern gibt es noch mehrheitlich ein leichtes Investitionsplus. Mit mehr Personal wird per Saldo bei den personenbezogenen Dienstleistern geplant.
„Deutschlandweit sieht es bezüglich der Investitionszurückhaltung ähnlich aus. Die Versprechen der Politik wirken auf die Unternehmen nicht so überzeugend wie die realen Belastungen des Unternehmensalltags, der Wirtschaftsstandort Deutschland leidet nachhaltig“, resümiert IHK-Konjunkturfachmann Jung.
Investitionen defensiv
Der Blick auf die Investitionsmotive bestätigt die große Unsicherheit und Vorsicht der Unternehmen. Erfolgen Investitionen, so liegt der Fokus derzeit eher auf den notwendigen Maßnahmen statt dem Ergreifen neuer Chancen. Dominierendes Motive ist die Substanzerhaltung. So wird der Ersatzbedarf bei 63 Prozent der Investitionen als Motiv genannt. An zweiter Stelle (27 Prozent) zielen die Investitionen auf Rationalisierung ab. Als Innovationsprojekte werden 25 Prozent der Investitionen gesehen. Im Vergleich der letzten Jahre nur noch unterdurchschnittlich genannt ist das Motiv der Kapazitätsausweitung (20 Prozent). Das Motiv des Umweltschutzes ist, verglichen mit dem langjährigen Durchschnitt, verstärkt vertreten und wird von 20 Prozent der Unternehmen genannt.
Chancenorientierte Wirtschaftspolitik
Angesichts des schwierigen Umfelds und der Investitionszurückhaltung rechnet die IHK-Organisation in diesem Jahr für Deutschland mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,5 Prozent. Für nächstes Jahr wird lediglich eine Stagnation mit einer schwarzen Null erwartet.
„Wir brauchen dringend einen Bürokratie-Stopp und mehr Tempo. Vor allem, wenn wir uns die globalen Veränderungen ansehen, müssen wir wesentlich agiler werden“, sagt IHK-Präsident Heep mit Blick auf die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. „Unternehmen brauchen für ihre Investitionen Verlässlichkeit für mindestens zehn Jahre, besser mehr. Das ist ein enorm wichtiger Faktor, um sowohl die Wirtschaft als auch die Transformationsziele voranzubringen. Das werden wir niemals allein mit öffentlichen Investitionen und Förderprogrammen schaffen, denn 90 Prozent der Investitionen unserer Volkswirtschaft kommen von privater Hand“, so Heep.