IHK-Konjunkturumfrage Jahreswechsel 2018/2019

Heimische Wirtschaft zum Jahresanfang stabil

25. Januar 2019 - Der heimischen Wirtschaft geht es zum Jahresbeginn 2019 gut, auch wenn die Unternehmen angesichts zunehmender Unsicherheiten mit ihren Erwartungen vorsichtiger geworden sind. Das zeigt die Umfrage der Industrie- und Handelskammer Limburg (IHK) zur wirtschaftlichen Lage zum Jahreswechsel 2018/2019.
Kein Volldampf mehr, aber für die heimische Wirtschaft laufen die Geschäfte weiter gut. Der Konjunkturklimaindex, der Lage und Erwartungen der befragten Unternehmen zusammenfasst, erreicht zum Jahresanfang gute 121 Punkte. Nach Rekordwerten von 132 Punkten zum Jahresbeginn 2018 und 133 Punkten im Frühjahr des Vorjahres, ging der Wert im Herbst 2018 bereits auf 123 Punkte zurück. Auch der Hessentrend ist zurückgegangen und erreicht aktuell 119 Punkte.
Ihre momentane Geschäftslage schätzen die allermeisten Unternehmen im IHK-Bezirk Limburg zusammengefasst entweder gut (47 Prozent) oder befriedigend (48 Prozent) ein. Beim Blick in die Zukunft gibt es bei den heimischen Unternehmen mehr optimistische Stimmen (18 Prozent) als pessimistische (14 Prozent). Die meisten Betriebe gehen für 2019 von einer etwa gleichbleibenden Geschäftslage aus (68 Prozent).
Die Umfrageergebnisse für den IHK-Bezirk Limburg bestätigen auch die nach unten revidierten Erwartungen bzw. Ergebnisse für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland. Nach einem Anstieg von 2,2 Prozent in 2017 wurde diese Entwicklung auch für 2018 erwartet. Aufgrund eines schwächeren zweiten Halbjahres wurden im Vorjahr schließlich nur 1,5 Prozent erreicht, so dass von einer Abkühlung der Konjunktur gesprochen werden konnte.
Wie wird 2019
Für 2019 wird bundesweit von den verschiedenen Instituten im Durchschnitt ein Wachstum von 1,6 Prozent erwartet, abhängig von der Entwicklung der zur Zeit bekannten Risiken. Unsicherheiten für die Unternehmen bestehen unter anderem bei Auslandsrisiken wie dem Brexit, dem Handelsstreit zwischen den USA und China, dem Protektionismus der USA, dem schwächeren Wachstum in China oder einer Finanzmarktkrise. Vom Eintritt oder Nichteinritt der Risiken wird die Entwicklung der Weltwirtschaft bzw. das Wachstum in Deutschland zum Teil abhängen.
Aber auch im Inland gibt es Belastungen, die das Wachstum bremsen. So steht in der aktuellen Konjunkturumfrage der Fachkräftemangel bei 57 Prozent der heimischen Unternehmen an erster Stelle der Risiken für die Geschäftsentwicklung. Seit dem Herbst 2016 ist diese Sorge, als Schattenseite der guten Konjunkturentwicklung und des Beschäftigungswachstums, in den Vordergrund gerückt.
Als zweitgrößtes Risiko beunruhigt die Unternehmen (genannt von 42 Prozent) die weitere Entwicklung der Inlandsnachfrage, welche in starkem Maße die Konjunktur in 2018 getragen hat.
Auf die Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen blicken ebenso viele Unternehmen mit Besorgnis (41 Prozent). Neben den Auslandsrisiken nennen die Unternehmen hier Aspekte wie etwa: schlechte Infrastruktur und 5G-Ausbau, Überregulierung, Bürokratielasten oder langwierige Genehmigungsverfahren, Zinspolitik und Arbeitnehmerüberlassungsgesetz, Dieselfahrverbote und Beschädigung der Automobilindustrie sowie mangelnde wirtschaftsstrategische Ausrichtung der Bundesregierung.
Außerdem beunruhigt die Unternehmen die weitere Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise (35 Prozent) und der Arbeitskosten (30 Prozent). Etwas weniger häufig werden von Unternehmen als Risiken die Auslandsnachfrage (11 Prozent), die Finanzierung (7 Prozent) und der Wechselkurs (3 Prozent) genannt.
Produzierendes Gewerbe
In der Industrie ist der Konjunkturklimaindex von 124 Punkten im Herbst 2018 auf jetzt 118 Punkte nochmals zurückgegangen. Ihre gegenwärtige Lage bezeichnen aktuell 49 Prozent der Industrieunternehmen als gut, nur 4 Prozent als schlecht, 46 Prozent sind zufrieden. Damit zeigt sich für den Industriebereich insgesamt seit Jahresanfang 2018 eine schwächere Entwicklung hin zu einem aktuell aber immer noch fast guten Stand. Dazu beigetragen haben vermutlich die Auslandsrisiken und innerdeutschen Hemmnisse sowie Aspekte wie etwa die Rheintrockenheit oder die Zulassungsproblematik in der Autoindustrie.
Bei den Auftragseingängen des verarbeitenden Gewerbes aus dem Inland und Ausland gab es in den letzten vier Monaten per Saldo einen Rückgang: deutlich bei den Aufträgen aus dem Ausland um 10 Prozent, nur leicht bei den Inlandsaufträgen um 3 Prozent. Die Vorleistungsgüterproduzenten sind etwas stärker als die Investitionsgüterproduzenten betroffen. Wurde Anfang 2018 noch mit einem Exportwachstum gerechnet, so erwartet die heimische Industrie in 2019 einen leichten Rückgang.
Mit Blick auf die zukünftige Geschäftslage erwarten 14 Prozent der Unternehmen der Branche insgesamt eine weitere Verbesserung in 2019, jedoch rechnen 19 Prozent mit einer ungünstigeren Entwicklung in diesem Jahr, der Rest (67 Prozent) geht von einer stabilen Entwicklung auf fast gutem Niveau aus.
Der Konjunkturklimaindex im heimischen Baugewerbe erreicht zum Jahresanfang 2019 einen sehr guten Wert von 138 Punkten, nach 134 Punkten im Herbst 2018. Dem Ausbaugewerbe (Installationen, Fußböden, Fensterbau, Dämmung etc.) und dem Bauhauptgewerbe (Industriebau, Tiefbau, Straßenbau etc.) geht es gleichermaßen gut. Die gegenwärtige Lage wird von 65 Prozent aller Bauunternehmen als gut bezeichnet, 35 Prozent sind insgesamt zufrieden, keinem geht es schlecht.
Bezüglich der weiteren Entwicklung in 2019 wird im Baugewerbe insgesamt mit einer positiven Entwicklung gerechnet. Dabei stößt der Bedarf im privaten und öffentlichen Bereich auf  ausgelastete Kapazitäten der Bauunternehmen.
Handel
Die Stimmung im heimischen Einzelhandel ist relativ gut. Der Konjunkturklimaindex erreicht mit 107 Punkten einen für die Branche hohen Wert, ähnlich dem im vergangenen Herbst. 32 Prozent der befragten Einzelhändler bezeichnen ihre gegenwärtige Lage als gut, nur 6 Prozent als schlecht, 62 Prozent sind zufrieden. Die Umsätze sind in den letzten vier Monaten per Saldo um 20 Prozent gestiegen. Die Gesellschaft für Konsumforschung prognostiziert für 2019 aufgrund steigender Löhne in vielen Branchen und eines stabilen Arbeitsmarkts eine positive Kaufkraftentwicklung, welche die Konsumneigung und damit die Einzelhandelsumsätze in 2019 stützt.
Die heimischen Einzelhändler sind beim Blick auf das weitere Jahr 2019 jedoch auch aufgrund sich eintrübender Konjunkturerwartungen eher verhalten. 9 Prozent erwarten für die kommenden zwölf Monate zwar eine Verbesserung ihrer Geschäftslage, 18 Prozent jedoch eine Verschlechterung. Drei Viertel der Einzelhändler (73 Prozent) rechnen mit einer stabilen, gleichbleibenden Entwicklung. Zu Beginn des Jahres 2018 waren die Einzelhändler etwas weniger vorsichtig gestimmt.
Positiver sind, wie bereits in den vorherigen Umfragen, die Rückmeldungen aus dem Großhandel. Der Konjunkturklimaindex erreicht ähnlich wie im vergangenen Herbst sehr gute 138 Punkte. Die gegenwärtige Lage wird von 65 Prozent der Großhändler und Handelsvermittler als gut und von 35 Prozent als befriedigend bezeichnet. Keiner urteilt „schlecht“. Die Umsatzentwicklung der letzten vier Monate verlief per Saldo sehr erfreulich: 35 Prozent der Großhändler konnten steigende Umsätze verzeichnen, nur 5 Prozent fallende Umsätze. Bei 60 Prozent der Großhändler waren die Umsätze konstant.
Bezüglich der zukünftigen Geschäftsentwicklung ist man im Großhandel insgesamt optimistisch. 20 Prozent der Unternehmen erwarten für die kommenden zwölf Monate eine günstigere Geschäftsentwicklung, nur 5 Prozent eine Abschwächung. 75 Prozent der Großhändler rechnen mit einer eher gleichbleibenden Entwicklung.
Dienstleister
Die Stimmung im Dienstleistungsgewerbe ist insgesamt gut. Der Wert des Konjunkturklimaindexes erreicht aktuell 123 Punkte, nach 125 Punkten im vergangenen Herbst und 132 Punkten zum Beginn des letzten Jahres. Die aktuelle Geschäftslage wird von 44 Prozent der Unternehmen als gut bewertet und nur von 6 Prozent als schlecht; der Rest (50 Prozent) ist zufrieden.
Im Blick auf die Geschäftserwartungen überwiegt noch leichter Optimismus: 23 Prozent der Dienstleister gehen von einer günstigen Entwicklung für das Jahr 2019 aus, 13 Prozent rechnen mit einer ungünstigeren. Der Rest erwartet eine gleichbleibende Geschäftsentwicklung.
Zu den Dienstleistern gehören unter anderem die folgenden drei Branchen:
Bei den unternehmensbezogenen Dienstleistern hat der Konjunkturklimaindex gegenüber dem vergangenen Herbst nachgegeben, erreicht aber mit 129 Punkten noch einen fast sehr guten Wert. Den Unternehmen aus den Bereichen Information und Kommunikation, Immobilienwirtschaft, Public Relations, Werbung und Marktforschung sowie Unternehmensberatung geht es gut, auch wenn die Umsätze per Saldo leicht zurückgegangen sind: 52 Prozent bewerten die aktuelle Geschäftslage als gut, 48 Prozent sind zufrieden, niemand bewertet die Geschäftslage als schlecht. Für das Jahr 2019 sind die Erwartungen ebenfalls überwiegend optimistisch – jedoch längst nicht mehr so stark wie noch zu Beginn 2018.
Im Gastgewerbe hat sich der Konjunkturklimaindex seit vergangenem Herbst auf fast guten 119 Punkten gehalten. 31 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre augenblickliche Geschäftslage als gut, 50 Prozent als zufriedenstellend, 19 Prozent sind unzufrieden. Die Auslastung ist zuletzt per Saldo im Beherbergungsgewerbe leicht gestiegen. Bezüglich der Zukunftsaussichten ist man im Beherbergungsgewerbe eher optimistisch, in der Gastronomie werden per Saldo keine Veränderungen erwartet.
Im Verkehrsbereich ist die Lage gut. Der Konjunkturklimaindex erreicht 124 Punkte und liegt zum Jahresanfang besser als im vergangenen Herbst. 44 Prozent der Unternehmen des Transportgewerbes bezeichnen ihre augenblickliche Geschäftslage als gut, 50 Prozent als zufriedenstellend und 6 Prozent sind unzufrieden. Für 2019 wird mit einer insgesamt positiven Entwicklung gerechnet.
Investitions- und Personalpläne
Aus der Geschäftslage und den erwarteten Rahmenbedingungen leiten sich auch die Investitions- und Personalpläne für 2019 ab.
Bei den Investitionsplanungen sind die Unternehmen Anfang des Jahres 2019 noch leicht expansiv ausgerichtet jedoch zurückhaltender als im vergangenen Herbst: 25 Prozent wollen in 2019 mehr, 19 Prozent weniger, 59 Prozent etwa gleich viel investieren. Deutlich mehr aufwenden wollen per Saldo vor allem folgende Branchen: Großhandel, Baugewerbe, Gastgewerbe und Verkehr. Weniger investieren wollen die personenbezogenen Dienstleister.
Dominierendes Motiv für Investitionen ist für 60 Prozent der Unternehmen der Ersatzbedarf, gefolgt von Kapazitätserweiterung (29 Prozent) und Investitionen in Produktinnovation (26 Prozent) und in die Rationalisierung (26 Prozent). Außerdem planen die Unternehmen Investitionen aus Umweltschutzgründen (11 Prozent).
Bei den Personalplänen sehen die heimischen Unternehmen für das Jahr 2019 per Saldo zusätzlichen Bedarf: 18 Prozent wollen Personal aufstocken, 14 Prozent abbauen, 68 Prozent wollen ihren Personalbestand in etwa gleich halten. Mehr Personal benötigt wird per Saldo in allen Branchen, vor allem im Gastgewerbe, in den unternehmensbezogenen Dienstleistern, im Verkehrsbereich (Fahrer) und auf dem Bau.
Resümee
Für den IHK-Bezirk Limburg zeigt sich zum Jahresanfang 2019 eine insgesamt gute konjunkturelle Lage. Der IHK-Konjunkturklimaindex zeigt seit dem Frühjahr 2018 allerdings eine Abwärtsbewegung. Für das anstehende Jahr kann angesichts eines relativ stabilen Binnenmarktes von einer weiterhin positiven Konjunkturentwicklung ausgegangen werden. Das Wachstum Deutschlands hängt allerdings maßgeblich auch von seinen Außenbeziehungen ab. Hier könnten die verschiedenen Risiken die Entwicklung der Konjunktur dämpfen.
Angesichts der Herausforderungen für die Unternehmen sollte sich die Politik wieder stärker darum kümmern, Deutschland als Wirtschaftsstandort für die Zukunft fit zu machen. Zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit gehören unter anderem der schnellere Ausbau von Breitband- und Stromnetzen, der Einstieg in eine Steuerreform, der Abbau von Bürokratiebelastungen, der Erhalt und Ausbau der Infrastruktur oder international der Zugang zu den Weltmärkten.
Für die Konjunkturumfrage werden dreimal im Jahr rund 250 Antworten von Mitgliedsunternehmen der IHK Limburg aus den verschiedenen Branchen ausgewertet. Der Konjunkturklimaindex setzt sich zusammen aus der Beurteilung der aktuellen und der zukünftigen Geschäftslage. Bei einem Wert unter 100 kann man von einer negativen Gesamtstimmung sprechen, ab 100 Punkten von einer befriedigenden Beurteilung, ab 120 Punkten von einer guten, ab 130 Punkten von einer sehr guten Beurteilung.