IHK-Umfrage

EU besser als ihr Ruf

15. April 2019 – Für zwei Drittel der deutschen Wirtschaft ist die EU „besser als ihr Ruf“ und sie sehen im Staatenbündnis einen Stabilitätsanker. Zugleich üben sie aber auch Kritik an mangelnder Krisenresistenz und zu viel Bürokratie. Zu diesem Ergebnis kommt eine deutschlandweite IHK-Umfrage, an der sich auch Unternehmen aus der Vollversammlung der IHK Limburg beteiligt haben.
Das IHK-Unternehmensbarometer zur Europawahl 2019 hat rund 1.800 Antworten von Unternehmen ausgewertet, die im Ehrenamt der deutschen IHKs aktiv sind. 82 Prozent von ihnen bezeichnen die EU als wichtigen Stabilitätsanker. Insbesondere im Binnenmarkt und der gemeinsamen Währung sieht die große Mehrheit der Betriebe konkrete Vorteile. Für die international agierenden Unternehmen ist zudem die gemeinsame Handelspolitik von großer Bedeutung. Mehr als zwei Drittel der Betriebe mit Geschäften in Drittstaaten ordnet diesem Punkt einen hohen Nutzen zu.
„Die Unternehmen wissen, was sie an der EU haben: einen Garanten für den gemeinsamen Binnenmarkt und einen Stabilitätsanker in global turbulenten Zeiten. Der grundsätzliche Zuspruch zur EU ist bei allen Betrieben hoch – auch bei jenen, die selbst nicht grenzüberschreitend tätig sind“, sagt Monika Sommer, Hauptgeschäftsführerin der IHK Limburg.
So werten fast drei Viertel der befragten Unternehmen auch die gemeinsame Währung Euro wegen der weggefallenen Wechselkursrisiken als europäischen Integrationserfolg. Zugleich wollen aber mehr als 60 Prozent, dass sich die EU nach der Europawahl verstärkt um die Krisenresistenz der Wirtschafts- und Währungsunion kümmert.
Rund die Hälfte der Unternehmen wünscht sich darüber hinaus Aktivitäten, die die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft in den Blick nehmen. Dazu gehören aus ihrer Sicht vor allem die Sicherung von Fachkräften durch eine stärkere Berufsbildung in der EU, verbesserte internationale Handelsregeln und Vereinheitlichungen der steuerlichen Bemessungsgrundlage. Unter den Top 5 der Prioritäten findet sich zudem der Wunsch, die EU möge bei neuen Regulierungen die Auswirkungen auf kleine und mittlere Unternehmen verbindlich berücksichtigen.
„Die Umfrage macht deutlich: Deutsche Unternehmer zweifeln nicht daran, dass die EU-Staaten in Brüssel Gemeinsamkeiten finden müssen. Sie kritisieren jedoch, was dabei teilweise an praxisfremden Regelungen herauskommt, insbesondere in Deutschland“, sagt Sommer.
Eine Entbürokratisierung ist aus Sicht vieler Unternehmen etwa bei der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) wünschenswert, aber auch in anderen Bereichen wie bei Entsendeformularen für Erwerbstätige in einem anderen EU-Staat, bei Verfahrensdokumentationen oder Verfahrensweisen zur Identifikation von Rechtsträgern.
Die IHK Limburg setzt sich über den DIHK in Berlin und Brüssel dafür ein, dass kleinere und mittlere Unternehmen noch besser an der Weiterentwicklung der EU beteiligt werden.