22. März 2023

„Hessen hat das Potenzial, das Silicon Valley Europas zu werden“

Über die Digitalstrategie des Landes Hessen hat die hessische Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus in der Vollversammlung der IHK Limburg mit den Vertretern der regionalen Wirtschaft gesprochen.
Prof. Dr. Kristina Sinemus, hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung, war auf Einladung von IHK-Präsident Ulrich Heep zu Gast bei der Sitzung der Vollversammlung der IHK Limburg am 8. März 2023 im Unternehmen Limtronik. Nach einem Rundgang durch die Fertigung des Betriebs, geführt von Geschäftsführer Gerd Ohl, sprach die Ministerin zur Digitalstrategie des Landes Hessen. Anhand einer Studie zur Branche der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) in Hessen stellte sie die Vision und die Maßnahmen der Landesregierung vor, um Hessen zum Silicon Valley Europas weiterzuentwickeln.
Gute Perspektiven für Hessen
Die Ministerin berichtete über die Größe, Struktur und Entwicklung der IKT-Branche, deren Vorreiterrolle für das Wirtschaftswachstum insgesamt sowie über die guten Perspektiven für den Wirtschaftsstandort Hessen.
Weiter gestärkt werden solle die IKT-Branche, so Sinemus, etwa dadurch, dass Rechenzentren nachhaltig aus- und umgebaut werden, Start-ups intensiver unterstützt und Projekte der Forschung und Entwicklung stärker gefördert werden. Auch müsse man die Aus- und Weiterbildung von Nachwuchs und Fachkräften sowie die digitalen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern stärken und die Verwaltungsdigitalisierung beschleunigen.
Anders-Ministerium
Ihr neu aufgebautes Ministerium beschrieb Sinemus als ein „Anders-Ministerium“. „In seinem Aufbau, seiner strategischen Ausrichtung und seiner operativen Arbeit ist das Ministerium weniger vom klassischen Verwaltungsdenken geprägt, sondern vor allem an den Bedürfnissen der Menschen und Unternehmen ausgerichtet“, erläutert die Ministerin Dazu habe man mit der „Digitalmilliarde“ ein Controlling- und Reportingsystem des Landes eingerichtet, das die Digitalisierungsprojekte aller Ministerien im Blick behält.
Vier Handlungsfelder
Für die Arbeit des Geschäftsbereichs der Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung wurden vor allem vier Handlungsfelder aufgebaut und neu sortiert, erklärte die Ministerin: der Ausbau der digitalen Infrastruktur in Hessen, eine Digitalstrategie insbesondere auch zur digitalen Transformation von kleinen und mittleren oder Start-up-Unternehmen, smarte Regionen mit der Förderung von Verwaltungsdigitalisierung, interkommunaler Zusammenarbeit oder Coworking-Spaces insbesondere auch in ländlichen Regionen und nicht zuletzt eine Zukunftsagenda „KI made in Hessen“ zur Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) im Land.
Als wichtige Anlaufstelle für Unternehmen, Start-ups und auch Wissenschaft kündigte die Ministerin ein neuartiges KI-Innovationslabor an. „Das mit rund 10 Millionen Euro geförderte Projekt der TU Darmstadt ermöglicht Unternehmen, Start-ups und Wissenschaft den Zugang zu einer KI-Supercomputer-Infrastruktur, mit der KI-Systeme und -Anwendungen entwickelt, trainiert, getestet und evaluiert werden können“, sagte die Ministerin
Programmieren im Problemlösungskontext
In der Diskussion betonten die Vertreter der Wirtschaft die Bedeutung von KI-Anwendungen im Alltag und im Wirtschaftsleben, aber auch, dass andere Weltregionen hier im Vergleich schon weiter seien. Die Ministerin bekräftigte, die Herausforderung im internationalen Wettbewerb anzunehmen: „Mit unserem KI-Innovationslabor schaffen wir deutschlandweit ein einzigartiges Zentrum, das die Innovationsfähigkeit des Landes steigern und einen Wettbewerbsvorteil leisten wird.“ Zugleich plädierte sie dafür, dass Europa im Sinne einer qualitativen KI einen eigenen Weg finden müsse, der sich durch Werteorientierung und Verantwortungsbewusstsein auszeichnen sollte.
Angesprochen auf die Bedeutung der digitalen Bildung in den Schulen informierte Sinemus über das neue Schulfach „Digitale Welt“. Es verbindet grundlegende Kompetenzen der Informatik nun mit der Lösung sozialer, ökonomischer und ökologischer Problemstellungen. „Ziel ist es, unsere Schülerinnen und Schüler an die digitale Welt heranzuführen und digitale Kompetenzen zu vermitteln“, erläuterte die Ministerin.
Zur aus Sicht der Wirtschaft zu langsamen Verwaltungsdigitalisierung entgegnete die Ministerin, dass Behörden für ihre digitalen Leistungen im föderalen Deutschland noch mehr mit standardisierter Software arbeiten sollten, aber auch, dass die digitalen Verwaltungsprozesse von den Rathäusern in den Kommunen gelebt und die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger angenommen werden müssten. Zugleich müsse bei der Ausgestaltung digitaler Verwaltungsprozesse die Frage des Datenschutzes von Anfang an mitgedacht werden, um schnell zu den gewünschten Ergebnissen zu kommen.