IHK-Konjunkturumfrage Frühjahr 2019

Der heimischen Wirtschaft geht es gut

22. Mai 2019 – Die heimische Wirtschaft präsentiert sich im Frühjahr 2019 stabil. Für die Unternehmen der Region laufen die Geschäfte weiterhin gut, auch wenn sie weniger optimistisch sind als noch vor einem Jahr. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Limburg.
Die ersten Monate des Jahres 2019 zeigen eine stabile wirtschaftliche Entwicklung im Bezirk der IHK Limburg, der deckungsgleich mit dem Landkreis Limburg-Weilburg ist. Der Konjunkturklimaindex, der Lage und Erwartungen der befragten Unternehmen zusammenfasst, erreicht zum Frühjahr gute 121 Punkte. Nach dem Rekordwert von 133 Punkten im Frühjahr des Vorjahres ging der Wert im Herbst 2018 auf 123 Punkte zurück und zum Jahreswechsel auf 121 Punkte. Dieser Wert wurde zum Frühjahr gehalten; die heimischen Unternehmen zeigen sich robust in einem Umfeld, das zunehmend von sinkenden Prognosen und Unsicherheiten gekennzeichnet ist. Der Hessentrend zeigt einen stärkeren Rückgang auf aktuell 116 Punkte.
Ihre momentane Geschäftslage schätzen die allermeisten Unternehmen im IHK-Bezirk Limburg zusammengefasst entweder gut (47 Prozent) oder befriedigend (47 Prozent) ein. Beim Blick in die Zukunft gibt es bei den heimischen Betrieben etwas mehr optimistische Stimmen (19 Prozent) als pessimistische (14 Prozent). Die meisten Unternehmen gehen für 2019 weiterhin von einer etwa gleichbleibenden Geschäftslage aus (67 Prozent).
Die Umfrageergebnisse für die Region bestätigen die überraschend positiven Ergebnisse für das Wachstum der Wirtschaft in Deutschland, welches im ersten Quartal 2019 deutlich gestiegen ist (das Bruttoinlandsprodukt erhöhte sich um 0,4 Prozent). Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich die Konjunktur allerdings abgekühlt. Die Weltwirtschaft befindet sich in einer Schwächephase bzw. das außenwirtschaftliche Umfeld ist unruhig geworden, die Exporte wachsen nur noch schwach. Für 2019 geht der DIHK in seiner Prognose lediglich von einem Wachstum von insgesamt 0,9 Prozent aus, nach 2,2 Prozent in 2017 und 1,5 Prozent in 2018.
Die Risiken
Unsicherheiten für die Unternehmen bestehen vor allem bezüglich der Auslandsrisiken wie z. B. Brexit, Handelsstreit zwischen den USA und China, Protektionismus der USA, schwächeres Wachstum in China.
Aber auch im Inland gibt es Belastungen, die das Wachstum bremsen. So steht in der aktuellen Konjunkturumfrage der Fachkräftemangel bei 54 Prozent der heimischen Unternehmen weiterhin an erster Stelle der Risiken für die Geschäftsentwicklung. Seit dem Herbst 2016 ist diese Sorge, als Folge einer guten Konjunkturentwicklung und des Beschäftigungswachstums, in den Vordergrund gerückt.
Als zweitgrößtes Risiko beunruhigt die Unternehmen (genannt von 38 Prozent) die weitere Entwicklung der Inlandsnachfrage, welche in starkem Maße bei geringem Wachstum der Weltwirtschaft die Binnenkonjunktur trägt.
Auf die Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen blicken fast ebenso viele Unternehmen mit Besorgnis (36 Prozent). In offenen Antworten nennen sie Aspekte wie zunehmende bürokratische Lasten, lähmende Reglementierungen oder höhere Steuern und Sozialabgaben.
35 Prozent der Unternehmen beunruhigt auch die weitere Entwicklung der Arbeitskosten. Die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise macht 32 Prozent der Unternehmen Sorge, wobei man nicht nur die hohen Energiepriese im Blick hat, sondern auch die zukünftige Energiesicherheit, wenn bisherige Energiequellen abgeschaltet werden sollen.
Produzierendes Gewerbe
In der Industrie ist der Konjunkturklimaindex auf 122 Punkte gestiegen, nach einem Rückgang auf 118 Punkte zum Jahresanfang. Ihre gegenwärtige Lage bezeichnen aktuell 53 Prozent der Industrieunternehmen als gut, nur 7 Prozent als schlecht, 40 Prozent sind zufrieden. Der Industriebereich zeigt seit Jahresanfang 2018 und der damals noch sehr guten Lage eine schwächere Entwicklung, doch kann man sich nun wieder über der guten 120-Punkte-Linie behaupten.
Bei den Auftragseingängen aus dem Ausland gab es in den letzten vier Monaten per Saldo einen deutlichen Rückgang von 20 Prozent. Bei den Inlandsaufträgen konnte per Saldo ein leichtes Plus von 2 Prozent verzeichnet werden. Bei den Inlandsaufträgen steht ein Plus bei den Vorleistungs- und Verbrauchsgüterproduzenten einem Minus bei den Investitionsgüterproduzenten gegenüber. Wurde Anfang 2018 noch mit einem Exportwachstum gerechnet, so erwarten die heimischen Investitionsgüterproduzenten in 2019 insgesamt einen leichten Rückgang. Die anderen Industriebereiche rechnen jedoch mit einem weiteren Wachstum.
Mit Blick auf die zukünftige Geschäftslage erwarten 10 Prozent der Unternehmen der Branche insgesamt eine weitere Verbesserung in 2019, 8 Prozent rechnen mit einer ungünstigen Entwicklung in diesem Jahr, der Rest (82 Prozent) geht von einer stabilen Entwicklung aus.
Der Konjunkturklimaindex im heimischen Baugewerbe erreicht zum Frühjahr 2019 einen guten Wert von 125 Punkten, nach sehr guten 137 Punkten zum Jahresanfang. Dem Ausbaugewerbe (Installationen, Fußböden, Fensterbau, Dämmung etc.) geht es sehr gut, dem Bauhauptgewerbe (Industriebau, Tiefbau, Straßenbau etc.) befriedigend bis gut. Die gegenwärtige Lage wird von 56 Prozent aller Bauunternehmen als gut bezeichnet, 44 Prozent sind insgesamt zufrieden, keinem geht es schlecht.
Bezüglich der weiteren Entwicklung in 2019 wird im Baugewerbe insgesamt mit wenig Veränderungen bezüglich der gegenwärtig guten Lage gerechnet. 17 Prozent erwarten eine weitere Besserung, ebenso viele rechnen mit einer eher ungünstigeren Entwicklung.
Handel
Die Stimmung im heimischen Einzelhandel ist relativ gut. Der Konjunkturklimaindex erreicht mit 117 Punkten einen für die Branche hohen Wert, zum Jahresanfang waren es nur 107 Punkte. 39 Prozent der befragten Einzelhändler bezeichnen ihre gegenwärtige Lage als gut, nur 7 Prozent als schlecht, 64 Prozent sind zufrieden. Die Umsätze sind in den letzten vier Monaten per Saldo um 18 Prozent gestiegen. Die Gesellschaft für Konsumforschung prognostiziert für 2019 aufgrund steigender Löhne in vielen Branchen und eines stabilen Arbeitsmarkts eine positive Kaufkraftentwicklung, welche die Konsumneigung und damit die Einzelhandelsumsätze in 2019 stützt.
Die heimischen Einzelhändler sind im Frühjahr beim Blick auf das weitere Jahr 2019 insgesamt leicht optimistisch. 11 Prozent erwarten für die kommenden eine Verbesserung ihrer Geschäftslage, 7 Prozent eine Verschlechterung. Die meisten Einzelhändler (82 Prozent) rechnen mit einer stabilen, gleichbleibenden Entwicklung. Zu Beginn des Jahres 2019 waren die Einzelhändler noch etwas vorsichtiger gestimmt.
Auch wenn sich im Großhandel gegenüber den vorherigen Umfragen ein Rückgang ergibt, so erreicht er mit 128 Punkten immer noch fast sehr gute Werte. Die gegenwärtige Lage wird von 57 Prozent der Großhändler und Handelsvermittler als gut und von 43 Prozent als befriedigend bezeichnet. Keiner urteilt „schlecht“. Die Umsatzentwicklung der letzten vier Monate verlief per Saldo sehr erfreulich: 33 Prozent der Großhändler konnten steigende Umsätze verzeichnen, 14 Prozent fallende Umsätze. Bei 53 Prozent der Großhändler waren die Umsätze konstant.
Bezüglich der zukünftigen Geschäftsentwicklung ist man im Großhandel insgesamt optimistisch. 24 Prozent der Unternehmen erwarten für die kommenden Monate eine günstigere Geschäftsentwicklung, 19 Prozent eine Abschwächung. 57 Prozent der Großhändler rechnen mit einer eher gleichbleibenden Entwicklung.
Dienstleister
Die Stimmung im Dienstleistungsgewerbe ist insgesamt gut. Der Wert des Konjunkturklimaindexes erreicht zum Frühjahr 120 Punkte, nach 123 Punkten zu Jahresanfang. Die aktuelle Geschäftslage wird von 43 Prozent der Unternehmen als gut bewertet und nur von 8 Prozent als schlecht; der Rest (49 Prozent) ist zufrieden.
Im Blick auf die Geschäftserwartungen überwiegt noch leichter Optimismus: 27 Prozent der Dienstleister gehen von einer günstigen Entwicklung für das Jahr 2019 aus, 19 Prozent rechnen mit einer ungünstigeren. Der Rest erwartet eine gleichbleibende Geschäftsentwicklung.
Zu den Dienstleistern gehören unter anderem die folgenden drei größeren Branchen:
Bei den unternehmensbezogenen Dienstleistern hat sich der Konjunkturklimaindex gegenüber dem Jahresanfang noch leicht verbessert auf sehr gute 130 Punkte. Den Unternehmen aus den Bereichen Information und Kommunikation, Immobilienwirtschaft, Public Relations, Werbung und Marktforschung sowie Unternehmensberatung geht es also sehr gut, die Umsätze sind auf hohem Niveau konstant. 51 Prozent bewerten die aktuelle Geschäftslage als gut, nur 3 Prozent schlecht, 46 Prozent sind zufrieden. Für das weitere Jahr 2019 sind die Erwartungen ebenfalls überwiegend optimistisch – wenn auch nicht mehr so stark wie noch zu Beginn 2018.
Im Gastgewerbe erreicht der Konjunkturklimaindex in diesem Frühjahr relativ gute 117 Punkte. 33 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre augenblickliche Geschäftslage als gut, 50 Prozent als zufriedenstellend, 17 Prozent sind unzufrieden. Die Auslastung ist zuletzt per Saldo im Beherbergungsgewerbe deutlich gestiegen, mehr noch in der Gastronomie. Bezüglich der Zukunftsaussichten ist man in der Gastronomie eher optimistisch, im Beherbergungsgewerbe werden per Saldo keine Veränderungen erwartet.
Im Verkehrsbereich ist die Lage gut. Der Konjunkturklimaindex erreicht 120 Punkte, etwas weniger als zum Jahresanfang. 41 Prozent der Unternehmen des Transportgewerbes bezeichnen ihre augenblickliche Geschäftslage als gut, 53 Prozent als zufriedenstellend und 6 Prozent sind unzufrieden. Für das weitere Jahr 2019 wird mit einer insgesamt leicht positiven Entwicklung gerechnet.
Investitions- und Personalpläne
Aus der Geschäftslage und den erwarteten Rahmenbedingungen leiten sich auch die Investitions- und Personalpläne für 2019 ab.
Bei den Investitionsplanungen sind die Unternehmen zum Frühjahr noch leicht expansiv ausgerichtet jedoch zurückhaltender als zu Jahresanfang: 24 Prozent wollen in 2019 mehr, 20 Prozent weniger, 55 Prozent etwa gleich viel investieren. Deutlich mehr aufwenden wollen per Saldo vor allem Ge- und Verbrauchsgüterproduzenten, unternehmensbezogene Dienstleister und das Gastgewerbe. Auch der Großhandel und die personenbezogenen Dienstleister wollen etwas mehr investieren. Weniger investieren wollen die Vorleistungs- und Investitionsgüterproduzenten und auch der Bau.
Dominierendes Motiv für Investitionen ist für 62 Prozent der Unternehmen der Ersatzbedarf, gefolgt von Kapazitätserweiterung (27 Prozent), Rationalisierung (23 Prozent) und Investitionen in Produktinnovation (20 Prozent). Außerdem planen die Unternehmen Investitionen aus Umweltschutzgründen (13 Prozent).
Bei den sehen die heimischen Unternehmen trotz des vorhandenen Fachkräftemangels für das Jahr 2019 per Saldo weiterhin einen Personalaufbau: 16 Prozent wollen Personal aufstocken, 10 Prozent abbauen, 73 Prozent wollen ihren Personalbestand in etwa gleich halten. Mehr Personal benötigt wird per Saldo in allen Branchen, nur der Verkehrsbereich plant mit weniger Mitarbeitern. Großhandel und Ge- und Verbrauchsgüterproduzenten rechnen mit gleicher Mitarbeiterzahl
Resümee
Für den IHK-Bezirk Limburg zeigt sich zum Frühjahr 2019 eine insgesamt gute konjunkturelle Lage. Für das weitere Jahr wird in der Region aber auch hessenweit angesichts eines relativ stabilen Binnenmarktes von einer weiterhin stabilen Konjunkturentwicklung ausgegangen. Das Wachstum Deutschlands und damit der IHK-Bezirk hängen allerdings maßgeblich auch von seinen Außenbeziehungen ab. Hier könnten die verschiedenen aktuellen Unsicherheiten bzw. Risiken die Entwicklung der Konjunktur weiter dämpfen. So gab es vor kurzem im Konflikt zwischen USA und China eine weitere Stufe mit der Verhängung neuer Zölle.
Angesichts der Herausforderungen für die Unternehmen sollte sich die Politik wieder stärker darum kümmern, Deutschland als Wirtschaftsstandort für die Zukunft fit zu machen. Zur Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit sehen die Unternehmen in Deutschland bei Bürokratie und Unternehmensbesteuerung aktuell konkreten Handlungsbedarf.
Für die Konjunkturumfrage werden dreimal im Jahr rund 250 Antworten von Mitgliedsunternehmen der IHK Limburg aus den verschiedenen Branchen ausgewertet. Der Konjunkturklimaindex setzt sich zusammen aus der Beurteilung der aktuellen und der zukünftigen Geschäftslage. Bei einem Wert unter 100 kann man von einer negativen Gesamtstimmung sprechen, ab 100 Punkten von einer befriedigenden Beurteilung, ab 120 Punkten von einer guten, ab 130 Punkten von einer sehr guten Beurteilung.