18. Mai 2021

Corona-Krise trifft Branchen sehr unterschiedlich

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie treffen die die verschiedenen Branchen der Wirtschaft zum Teil hart, zum Teil wenig und verursachen so eine deutliche Zweiteilung der konjunkturellen Branchenentwicklung. Die IHK Limburg begrüßt daher umso mehr die vom hessischen Corona-Kabinett beschlossenen Öffnungsperspektiven für die derzeit noch geschlossenen bzw. eingeschränkten Unternehmen.
Kontaktbeschränkungen, Hygienevorgaben und Teststrategien sollen die Corona-Pandemie eindämmen. Vor allem Gastronomie, personenbezogene Dienstleister und der örtliche Einzelhandel leiden unter den Maßnahmen, wie die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Limburg zeigt.
„Angesichts von steigendem Impftempo und sinkenden Infektionszahlen begrüßen wir daher den Stufenplan, mit dem das Kabinett der Hessischen Landesregierung schrittweise Öffnungen geschlossener Betriebe ermöglicht und damit der Wirtschaft Perspektiven und ein wenig Planungssicherheit eröffnet. Wir hoffen, dass die Öffnungen nun mit klaren und pragmatischen Regeln von den Betrieben einfach umgesetzt werden können. Schon seit Beginn der Pandemie übernehmen die Unternehmen Verantwortung und leisten ihren Beitrag zur Pandemiebekämpfung etwa mit ihrer Bereitschaft zum Impfen, Corona-Tests, Hygienekonzepten, Homeoffice oder der Umorganisation von Arbeitsprozessen“, sagt IHK-Präsident Ulrich Heep.
Konjunktur in den Branchen
Als Anführer der bisherigen Erholung nach dem Einbruch der Wirtschaft im Frühjahr 2020 zeigt sich die Industrie. Der Konjunkturklimaindex erreicht hier aktuell gute 125 Punkte. Das sind 23 Punkte über dem Gesamtindex für den IHK-Bezirk Limburg, der aktuell bei 101 Punkten liegt. Seit dem Einbruch auf 68 Punkte vor einem Jahr hat sich die Situation in der Industrie Schritt um Schritt normalisiert. Die positive Entwicklung resultiert auch daraus, dass die Grenzen für Lieferungen ins Ausland weitgehend offen sind und sich die weltweiten Lieferketten stabilisiert haben, auch wenn es hier aktuell verschiedene Belastungen gibt wie etwa Brexitfolgen, Containerknappheit, Lieferprobleme bei wichtigen Rohstoffen- und Vorprodukten, Reisebeschränkungen oder abgesagte Messen. Ihre gegenwärtige Lage bezeichnen aktuell 41 aller Industrieunternehmen als gut, 49 Prozent als befriedigend, nur 10 Prozent als schlecht. Beim Blick in die Zukunft gibt es jetzt auch erstmals wieder deutlich mehr Optimisten als Pessimisten.
Die Stimmung in der heimischen Bauwirtschaft hat sich nach einer Abkühlung zum Jahresanfang zuletzt wieder verbessert. Der Konjunkturklimaindex erreicht zum Frühjahr 2021 nun befriedigende 112 Punkte. Dem Teilbereich des Bauhauptgewerbes (Industriebau, Tiefbau, Straßenbau etc.) geht es eher befriedigend, dem Ausbaugewerbe sehr gut. Die Lage wird überwiegend positiv gesehen. Im Blick auf die Zukunft herrscht im Ausbaugewerbe Optimismus vor, beim Bauhauptgewerbe aber Pessimismus. Grund hierfür könnte sein, dass ein Rückgang der öffentlichen Investitionen befürchtet wird.
Im heimischen Handel hat sich die Stimmung seit dem dritten Lockdown wieder deutlich verschlechtert. Im Einzelhandel ist der Konjunkturklimaindex nach der Erholung im Sommer 2020 und einem erneuten Rückgang zum Jahresbeginn 2021 auf aktuell 76 Punkte weiter gesunken. Nur 18 Prozent der befragten Einzelhändler bezeichnen ihre gegenwärtige Lage als gut, 21 Prozent als schlecht, 62 Prozent sind zufrieden. Per Saldo sind die Umsätze der Händler in den letzten vier Monaten gefallen. Die Maßnahmen zum Infektionsschutz führten bei den privaten Haushalten zu einer Einschränkung des Konsums oder Neuorientierungen wie mehr Onlinehandel oder Investitionen ins Eigenheim. In den Branchen des Einzelhandels gibt unterschiedliche Entwicklungen. Beim Blick auf die Zukunft sind die heimischen Einzelhändler insgesamt pessimistisch.
Besser als im Einzelhandel ist die Konjunktureinschätzung im Großhandel. Nach 93 Punkten zum Jahresanfang, ist der Klimaindex auf aktuell 115 Punkte gestiegen. Die gegenwärtige Lage wird von 55 Prozent der Großhändler und Handelsvermittler als gut und von 30 Prozent als befriedigend bezeichnet, 15 Prozent urteilen „schlecht“. Die Umsatzentwicklung der letzten vier Monate verlief per Saldo ausgeglichen. Mit Blick auf die zukünftige Geschäftsentwicklung ist der Großhandel per Saldo vor allem abwartend, wenige rechnen mit einer Besserung, wenige mit einer Verschlechterung.
Der Gesamtbereich des Dienstleistungsgewerbes hat sich von 75 Punkten zu Jahresanfang auf jetzt 93 Punkte im Konjunkturindex erholt, liegt aber noch unter dem Gesamtkonjunkturindex von 101 Punkten. Die aktuelle Geschäftslage wird von 22 Prozent der Unternehmen als gut bewertet aber von 36 Prozent als schlecht, der Rest ist zufrieden. In den einzelnen Dienstleistungsbranchen sieht es allerdings sehr unterschiedlich aus. Zu den Dienstleistern gehören mit ihrer jeweiligen Konjunkturlage unter anderem die folgenden Branchen:
Bei den unternehmensbezogenen Dienstleistern hat sich der Konjunkturklimaindex von 97 Punkte zu Jahresanfang auf aktuell 110 Punkte erholt. Den Unternehmen aus den Bereichen Information und Kommunikation, Immobilienwirtschaft, Public Relations, Werbung und Marktforschung sowie Unternehmensberatung geht es relativ gut: 28 Prozent beurteilen ihre Lage als gut, 19 Prozent schlecht, der Rest ist zufrieden. Beim Blick in die Zukunft gibt es mehr Optimisten als Pessimisten.
Deutlich schlechter ist die Geschäftslage bei den personenbezogenen Dienstleistern (Reisebüros, Fitness- oder Kosmetikstudios, Tanzschulen etc.). Der Grund ist vor allem, dass die Unternehmen Leistungen für ihre Kunden aufgrund der angeordneten Schutzmaßnahmen bis zuletzt nicht erbringen durften. Entsprechend verharrt der Klimaindex bei sehr niedrigen Werten. Nach 58 Punkten zum Jahresbeginn 2021 steht der Klimaindex aktuell bei 61 Punkten. 67 Prozent der Unternehmen geht es schlecht, nur 13 Prozent gut, der Rest ist zufrieden. In die Zukunft blickt man per Saldo weiterhin mit Besorgnis.
Im Gastgewerbe hatte sich im Zuge der ersten Lockerungen im Herbst 2020 der Klimaindex ein wenig auf schwache 64 Punkte verbessert, bevor es dann wieder bergab ging – keine Gäste, keine Auslastung, keine Umsätze. In der Folge war der Index auf 30 Punkte zum Jahresbeginn 2021 erneut abgestürzt. Aktuell steht der Index bei leicht verbesserten, aber doch sehr schwachen 46 Punkten. 77 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre augenblickliche Geschäftslage aufgrund der nicht vorhandenen Auslastung als schlecht, 24 Prozent als zufriedenstellend. Bei den Zukunftsaussichten ist man angesichts der zuletzt noch unsicheren Öffnungsperspektiven eher pessimistisch.
Im Verkehrsbereich war der Klimaindex im Frühjahr vergangenen Jahres auf 52 Punkte eingebrochen – als Folge davon, dass Transporte nicht mehr erlaubt (z. B. Busreisen), nicht mehr benötigt (unterbrochene Lieferkette bzw. Angebots- oder Nachfrageausfall) bzw. behindert (Grenzregelungen) waren. Inzwischen hat sich der Klimaindex in der Branche langsam aber kontinuierlich erholt: aktuell liegt er bei 91 Punkten, nach 66 Punkten zum Jahresanfang. Vor allem im Bereich des Personentransports bleibt die Lage schwierig. Im Blick auf die Zukunft ist man im Verkehrsreich insgesamt leicht optimistisch.