3. März 2023

Auslandsgeschäft heimischer Unternehmen im Stress

Die Unternehmen der Region Limburg-Weilburg, insbesondere aus der Industrie, wollen im Jahr 2023 verstärkt im Ausland investieren – obwohl ihre Exporterwartungen eher gedämpft sind. Die wichtigsten Auslandsmärkte bleiben die Länder der Eurozone.
Die Umfrage zum Auslandsgeschäft der regionalen Unternehmen, die die IHK Limburg immer zum Jahresbeginn durchführt, zeigt: vor allem die heimischen Industriebetriebe pflegen Geschäftsbeziehungen ins Ausland. Hohe Inflationsraten und eine restriktive Geldpolitik in großen Volkswirtschaften sowie geopolitische Risiken haben die Weltkonjunktur abkühlen lassen. Doch auch wenn der Anteil gegenüber dem Vorjahr etwas zurückgegangen ist, werden rund sechs von zehn Unternehmen der Branche auch in 2023 mit ihren Waren bzw. Diensten Geschäfte mit ausländischen Kunden machen. In diese Geschäftsbeziehungen wollen die Industrieunternehmen aber auch Unternehmen aus den Bereichen Handel und Dienstleistungen in 2023 weiter investieren.
Der Export ist neben dem Konsum eine wichtige Stütze der Konjunktur. „Es ist erfreulich, dass auch heimische Unternehmen hier aktiv sind, trotz der Schwierigkeiten, die mit einem Auslandsgeschäft zusammenhängen. Wir unterstützen die heimischen Exporteure mit unseren Beratungen, kostenlosem Newsletter, Seminaren, Dienstleistungen und Kontakten“, sagt Alfred Jung, Geschäftsbereichsleiter International bei der IHK Limburg. In 2022 wurden z.B. von der IHK Limburg rund 1500 Dokumente für den Export ausgestellt.
Auslandsinvestitionen nehmen leicht zu
Für das Jahr 2023 planen gegenüber dem Vorjahr etwas mehr Unternehmen der Region Limburg-Weilburg ins Ausland zu investieren. Dabei will man auch per Saldo die Investitionen verstärken: Im Vergleich zu 2022 wollen 38 Prozent mehr und 23 Prozent weniger aufwenden, der Rest gleich viel. Mit den Investitionen wollen die Betriebe vor allem den Vertrieb und den Kundendienst auf den Auslandsmärkten ausbauen (Motiv bei zwei von drei Investitionen). Den Aufbau der Produktion im Ausland hat jede dritte Investition der Unternehmen zum Ziel. Wenn heimische Unternehmen in die Produktion im Ausland investieren, geschieht dies zum Teil wegen günstigerer Kostenstrukturen oder es wird ein Standbein geschaffen, um die eigenen Produkte auf dem dortigen Markt vertreiben zu können.
Auftragseingänge und Exporterwartungen sind zurückgegangen
Die Unternehmen setzen weiterhin auf die Auslandsmärkte, auch wenn die Auftragseingänge der Industrieunternehmen aus dem Ausland in den letzten vier Monaten per Saldo zurückgegangen sind. Fallende Auftragseingänge verzeichneten 34 Prozent der Exportunternehmen, gestiegen sind sie bei 13 Prozent der Unternehmen, beim Rest sind sie gleich geblieben. Auch die Exporterwartungen sind, anders als noch zu Beginn 2022, per Saldo im leicht negativen Bereich: Für 2023 erwarten 21 Prozent der Unternehmen steigende Exporte, 29 Prozent weniger Exporte, der Rest eher keine Veränderung.
Die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung in wichtigen Absatzmärkten im Jahr 2023 ist groß. In den USA und der Eurozone wirken die Leitzinsanhebungen der Notenbanken Fed und EZB dämpfend. In China bergen hohe Infektionsraten nach Aufhebung der Null-Covid-Politik die Gefahr von Produktionsausfällen und damit verbunden Störungen in globalen Lieferketten, die sich in den letzten Monaten deutlich abgebaut hatten. Auch wenn die Energiepreise zuletzt nachgelassen haben, lasten die im internationalen Vergleich hohen Energiekosten zudem weiterhin auf der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen.
Zielländer
Befragt nach der Zielregion der Auslandsinvestitionen in 2023, nennen die Unternehmen an erster Stelle die Länder der Eurozone (75 Prozent). Diese Auslandsmärkte sind nah, die Mentalität ist vertraut und außerdem gibt es innerhalb der Euro-Zone kein Wechselkursrisiko. Die sonstigen EU-Länder sowie Großbritannien, Schweiz und Norwegen geben 29 Prozent der Unternehmen als Zielländer an. Die USA haben als Zielland von Investitionen etwas verloren: hier wollen 8 Prozent der heimischen Unternehmen investieren. Verloren als Zielland hat auch China, wo 6 Prozent der Unternehmen investieren wollen. Der übrige Raum Asien/Pazifik ohne China, genannt von 8 Prozent der Unternehmen, hat etwas an Bedeutung gewonnen – eventuell ein Zeichen einer breiteren Diversifikation der Lieferketten. Auch die Region Afrika/Nah- und Mittelost rückt stärker in den Fokus, genannt von 6 Prozent der Unternehmen.