27. November 2020

Ausbleibende Nachfrage, blockierte Geschäfte und Umsätze

Nahezu die Hälfte der heimischen Unternehmen hat derzeit mit geringerer Nachfrage zu kämpfen. Das geht aus einer aktuellen deutschlandweiten IHK-Blitzumfrage hervor, an der sich auch 382 Unternehmen aller Branchen aus der Region Limburg-Weilburg beteiligt haben.
Eine Ursache der geringen Nachfrage sind gekürzte Investitionsbudgets – aber es drücken auch neue Corona-Beschränkungen die Nachfrage in vielen Branchen. Die Folge: Für das Jahr 2020 erwarten inzwischen mehr als 60 Prozent der heimischen Unternehmen einen Umsatzrückgang.
Die Lage bleibt kritisch
Der Teil-Lockdown sei Anfang November trifft drei Branchen besonders hart: Für 84 Prozent der heimischen Unternehmen aus dem Gastgewerbe, 69 Prozent der Reisewirtschaft und 67 Prozent der Kultur- und Kreativwirtschaft stehen die Geschäfte ganz oder in Teilen still.
Nachfrage- und Umsatzrückgänge machen sich darüber hinaus in der ganzen Breite der Wirtschaft bemerkbar. In der Industrie beklagen 64 Prozent der Unternehmen eine geringere Nachfrage, im Einzelhandel sind es 61 Prozent, in der Gesundheitswirtschaft 52 Prozent, bei den sonstigen Dienstleister sogar 68 Prozent. Auch im Großhandel und im Transportbereich beklagt fast jedes zweite Unternehmen aktuell eine geringere Nachfrage.
Die Situation ab November drückt die Umsatzerwartungen für das Jahr insgesamt: 78 Prozent der Industriebetriebe erwarten 2020 einen Rückgang, im Einzelhandel sind es 57 Prozent. Im Bereich der Reisewirtschaft, dem Gastgewerbe und der Kultur- und Kreativwirtschaft sind fast alle Unternehmen betroffen. In den drei zuletzt genannten Bereichen erwartet man zu einem ganz großen Teil sogar Umsatzrückgänge von über 50 Prozent.
Neben den Nachfrageausfällen zählen stornierte Aufträge, Mitarbeiterausfälle und logistische Engpässe bei Zulieferprodukten derzeit zu den häufigsten Auswirkungen der Corona-Krise auf die heimischen Unternehmen.
Wie die Unternehmen der Krise begegnen
Als Reaktion auf die Pandemie müssen viele Betriebe (44 Prozent) geplante Investitionen verschieben oder komplett streichen. 41 Prozent sehen sich gezwungen, Kosten zu senken, 15 Prozent tun dies in Form von Personalabbau. Gleichzeitig ist die Krise Anlass für viele Unternehmen, stärker auf die Digitalisierung zu setzen (29 Prozent) sowie ihre Online-Präsenz und Online-Kundenbindung auszubauen (ebenfalls 29 Prozent). Ein Fünftel der befragten Betriebe stellt sogar ganze Geschäftsmodelle um.
Wirft man einen Blick auf einzelne Branchen, zeigt sich, dass gerade in der Industrie Investitionen entweder aufgeschoben oder gestrichen werden und Rationalisierungsmaßnahmen dominieren. Im Einzelhandel liegt der Fokus bei der Hälfte der Unternehmen auf dem Ausbau der Online-Aktivitäten. Die stärksten Abstriche bei ihren Investitions- und Personalplänen nehmen die Betriebe der Verkehrswirtschaft, der Reisewirtschaft und des Gastgewerbes vor.
Rote Zahlen in der Bilanz
Die Auswirkungen der Pandemie zeichnen sich auch in den Bilanzen ab. Rund 35 Prozent der Umfrageteilnehmer berichten von einem Rückgang ihres Eigenkapitals. Trotz staatlicher Hilfen kämpfen etliche Betriebe mit Liquiditätsproblemen (24 Prozent) oder beklagen zunehmende Forderungsausfälle (8 Prozent).
Insgesamt sehen sich rund 8 Prozent der Betriebe in Konsequenz von einer Insolvenz bedroht. Von den Unternehmen, die eine Insolvenz befürchten, rechnen ca. 40 Prozent damit, den Geschäftsbetrieb nur noch maximal drei Monate aufrechterhalten zu können. Mehr als jedes zweite Unternehmen der Reisewirtschaft sieht sich von einer Insolvenz bedroht, im Gastgewerbe ist es jedes vierte Unternehmen, im Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft etwa jedes fünfte Unternehmen.
Vielen Betrieben würde es helfen, wenn sie derzeit anfallende Verluste noch konsequenter als bisher mit Gewinnen aus den Vorjahren verrechnen könnten.