Fachkräftesicherung

Ausbildung vor Ort erhalten

27. September 2019 – Ein Konzept zur Anpassung der Landesfachklassen-Verordnung an die Gegebenheiten im Landkreis Limburg-Weilburg hat die IHK Limburg am 24. September 2019 dem Landtagsabgeordneten Joachim Veyhelmann übergeben. Ziel des Konzepts ist, Berufsschulstandorte im ländlichen Raum zu sichern und damit die Ausbildung von Fachkräften in der Region zu stärken.
Betriebs- und wohnortnahe Berufsschulstandorte mit qualitativ überzeugenden Bildungsangeboten sind für Ausbildungsbetriebe und Auszubildende gleichermaßen wichtig. Gibt es kein Berufsschulangebot vor Ort, bedeutet das für Auszubildende lange Anfahrtswege, höhere Fahrkosten und häufige Abwesenheit vom Ausbildungsbetrieb – oder gar die Entscheidung gegen einen konkreten Ausbildungsplatz. Für Unternehmen wird es in der Folge schwieriger, geeignete Auszubildende zu finden. So kann sich der Fachkräftemangel verschärfen und zum Standortnachteil einer Region als Arbeits- und Lebensraum werden.
Durch die bisherige Reglung der Landesfachklassen-Verordnung, eine Lehrerstelle erst ab einer Klassengröße von 15 Auszubildenden zu finanzieren, werden die Berufsschulstandorte im ländlichen Raum benachteiligt und bedroht. Mit jeder Fachklasse, die aus einem Landkreis verschwindet, verschwindet auch wesentliche Fach- und Bildungskompetenz.
Ortsnahe Berufsschulangebote in der Region erhalten
„Die IHK Limburg wird daher den Prozess des Berufsschulentwicklungsplans aktiv begleiten. Denn unkomplizierte, ortsnahe Beschulung ist gerade in einer Zeit, in der der Fachkräftemangel oft die wirtschaftliche Entwicklung hemmt, ein wichtiger Standortfaktor für unsere Region. Dabei können in Grenzregionen zwischen den Bundesländern auch länderübergreifende Planungen sinnvoll sein. Der Weg zur Berufsschule muss für die Auszubildenden zumutbar bleiben“, so IHK-Hauptgeschäftsführerin Monika Sommer.
Die IHK Limburg setzt sich daher dafür ein, dass die hessische Bildungspolitik auf eine möglichst breite Flächendeckung des differenzierten Bildungsangebots und auf die Sicherung der Bildungsinfrastruktur gerade auch im ländlichen Raum ausgerichtet ist.
„In unserem Konzept haben wir am Beispiel des Berufsbildes ‚Elektroniker/-in für Geräte und Systeme‘ die erfolgreiche Beschulung in Limburg dargelegt. Die Schülerzahlen sind hier in den letzten fünf Jahren deutlich gestiegen. Zugleich sind sie innovativen Elektro-Ausbildungsbetriebe unserer Region auf gut ausgebildetes Fachpersonal angewiesen. Dies muss auch für die Zukunft sichergestellt werden“, so Sommer.
Veyhelmann betont: „Wir sind uns einig, dass alle Berufsschulstandorte grundsätzlich gesichert werden sollen, möglicherweise auch durch Verringerung der Mindestklassengrößen und entsprechend neue Bedarfsermittlungen der Regionen. Das Konzept der IHK spiegelt die hervorragende Zusammenarbeit aller am Prozess beteiligten Partner und wird Grundlage für meine Gespräche in Wiesbaden sein.“
Gemeinsam für Fachkräfte
Das Konzept zur berufsschulischen Ausbildung im Landkreis Limburg am Beispiel des Berufsbildes „Elektroniker/-in für Geräte und Systeme“ wurde von den Partnern der dualen Ausbildung gemeinsam erstellt: der IHK Limburg als Vertreterin der Unternehmen sowie der Friedrich-Dessauer-Schule als Berufsschule des Berufes. Auch beinhaltet das Konzept die Beiträge des Landkreises Limburg-Weilburg, der als Schulträger insgesamt bisher 30 Millionen Euro in dies Sanierung und Fortentwicklung des Berufsschulstandorts Limburg investiert hat, darunter 5,5 Millionen allein für die Sanierung der Friedrich-Dessauer-Schule.
Dem Austausch der IHK Limburg mit Veyhelmann, der seine Erfahrungen aus 30 Jahren Bildungspolitik im kulturpolitischen Ausschuss des Landtages einbringt, vorangegangen waren Gespräche der IHK mit dem Hessischen Kultusministerium, dem Landkreis Limburg-Weilburg und dem Staatlichen Schulamt zur Umsetzung des Koalitionsvertrags 2018. Dieser hat die Vorgabe, die Berufsschulen in der Fläche zu stärken.