Stationär versus online? Kreative Handelskonzepte können beides

Stationär versus online? Kreative Handelskonzepte können beides

Interview mit Albrecht Hornbach, Vorstandsvorsitzender der Hornbach Holding AG

Die Kauflaune ist nach Angaben der GfK-Marktforscher derzeit so gut wie seit 2001 nicht mehr. Der Handelsverband HDE meldet rund fünfprozentige Zuwächse Anfang des Jahres. Von dieser Kauflaune profitieren Internet- und Versandhändler am meisten. Doch allen Kassandrarufen zum Trotz läuft der Onlinehandel dem stationären Handel nur dann den Rang ab, wenn der ihn lässt. Albrecht Hornbach, Vorstandsvorsitzender der Hornbach Holding AG, äußert sich im Interview zur Digitalisierung im Handel und der konsequenten Fokussierung auf den Verbraucher. Hornbach ist Vorsitzender des Handelsausschusses des DIHK.
Wie verändert sich aktuell die Handelslandschaft?
Die beiden größten Einflussfaktoren sind zum einen der demografische Wandel und zum anderen die fortschreitende Digitalisierung mit ihren Auswirkungen auf unser gesamtes Leben. Digitalisierung verändert unser komplettes Leben heftig und schnell. Die Techniken werden einfacher und leistungsfähiger, immer mehr Menschen sind im digitalen Zeitalter aufgewachsen. Und was machbar ist, werden die Menschen auch nutzen, mit oder ohne den stationären Handel. Die Entwicklung ist weder aufzuhalten noch zu verlangsamen. Zwar sind die Branchen (noch) unterschiedlich betroffen, aber die Tendenzen sind gleich. Der stationäre Handel in seiner althergebrachten Form wird leiden, weil die Flächenproduktivität zurückgeht.
Welche Auswirkungen hat der Online-Handel auf ein Unternehmen wie Hornbach?
Wir sehen uns gut und zukunftsorientiert aufgestellt. Uns kommt zugute, dass wir organisch gewachsen sind und dass wir Standorte selbst entwickeln. Das bringt Stabilität. Was das Geschäft anbelangt: Unser Ziel ist es, den Einkaufsvorgang jederzeit optimal zu unterstützen, ganz gleich, ob der Kunde im Markt ist oder online bestellt. Dafür bedienen wir uns jeder Technik, die verfügbar ist, zum Beispiel der Smartphone-App. Unsere Maxime: Wir denken konsequent aus Kundensicht. Wir haben die notwendige Beratungsexpertise, die vom Kunden in unseren Märkten in Anspruch genommen werden kann. Virtuell bieten wir viel Inspiration und Anleitung für alle erdenklichen Projekte. Der Kunde kann, wann er will und wie er will, auf das gesamte Hornbach-Sortiment zugreifen und sich Ware bequem nach Hause oder in den Markt liefern lassen.
Welche Veränderungen im Verbraucherverhalten nehmen Sie wahr, wie reagieren Sie darauf?
Die Digitalisierung schafft eine enorme Transparenz, zum Beispiel, wenn per Smartphone bereits im Laden Preise verglichen werden. Durch die höhere Transparenz werden sich die Preise zukünftig stärker nivellieren. Wir haben uns bereits 1998 darauf eingestellt, seitdem haben wir Dauertiefpreise und eine Preisgarantie. In nahezu allen unseren Märkten existiert ein WLAN-Hotspot, von dem aus sich der Kunde kostenlos ins Netz einwählen kann. Findet er ausnahmsweise ein günstigeres, seriöses Internet-Angebot, bekommt er die Ware zu diesem Preis sowie einen Abschlag als Finderlohn für seinen Hinweis. Wir setzen auf gelebte preisliche Transparenz. Wenn der Kunde gut beraten wurde und einen fairen Preis bekommt, hat er keinen Grund online wo anders zu bestellen.
Glauben Sie, dass unsere Städte in Zukunft noch so aussehen werden wie bisher?
Es könnte sein, dass die besten Standorte noch begehrter werden, aber alle Standorte, die die Qualitätsstandards nicht erfüllen, werden abfallen. Perspektivisch gesehen wird der Handel weniger Fläche benötigen. Und der Effekt daraus ist eine sehr viel stärkere Differenzierung, nicht jede Fläche wird in gleichem Maße betroffen sein. Trotzdem  hat der Handel durchaus Möglichkeiten, auf die veränderten Verhältnisse mit passgenauen Angeboten und zusätzlichen Anreizen zu reagieren.
Welche Maßnahmen sollte ein Handelsunternehmen in die Wege leiten?
Es gibt immer noch Händler, die glauben, die Digitalisierung aussitzen zu können. Das wird nicht funktionieren. Doch für die Teilhabe am digitalen Handel gibt es keine Patentrezepte. Jeder Unternehmer, jeder Händler muss eigene, kreative Konzepte entwickeln. Man kann mit geringen finanziellen Mitteln viel erreichen, man kann mit hohem Aufwand die Digitalisierung in den stationären Handel einbinden, man kann alleine loslaufen oder sich, zum Beispiel in kleineren Städten oder Verbänden, mit anderen zusammenschließen. Wir bei Hornbach setzen unsere Energie dafür ein, dass Handel und Internet zusammenwachsen.