Smart Cities: Aufbruch in die vernetzte Stadt

Smart Cities: Aufbruch in die vernetzte Stadt

von Tine Fuchs, DIHK, Referatsleiterin für Stadtentwicklung, Planungsrecht, Bauleitplanung, nationale Verbraucherpolitik beim DIHK e.V.

Die Digitalisierung zieht in die Städte und die Gemeinden ein. Nicht nur der Ruf nach schnellen Internetverbindungen wird lauter, sondern auch die Nutzung der neuen Informationstechnologien für die Stadtplanung und Versorgung wird bereits erfolgreich praktiziert. Und zwar unabhängig von Stadtgröße und Standort.
Hinter der „Smart City“ verbirgt sich die intelligente, integrierte und vernetzte Stadt. Intelligent, weil auf der Basis von neuen Informationstechnologien eine neue Vernetzung für die Infrastruktur zwischen Energielieferanten, Gebäuden und Verkehrsinfrastruktur geschaffen werden. Das erfolgt nicht zufällig, sondern planvoll durch ein Stadtentwicklungskonzept, dass die Themenfelder Wohnen, Arbeiten, Energie, Mobilität und Stadt in die Planung integriert und durch den Einsatz von intelligenten Informationstechnologien für deren Vernetzung sorgt.
Smart Cities in Deutschland
Die Herausforderung in kleinen, mittleren und großen Städten in Deutschland besteht darin, den Transformationsprozess zur Smart City im gebauten Umfeld zu bewältigen. Es werden keine Städte wie beispielsweise Songdo in Südkorea neu geplant und gebaut. Vielmehr gilt es, die vorhandenen Betriebs- und Wohngebäude energetisch umzubauen, neue Mobilitätsstrategien für den privaten und öffentlichen Verkehr, aber auch die Lieferverkehre zu entwickeln, Straßenlaternen auf der Basis von LED-Technik zu installieren, die Wasser- und Abwasserversorgung neu auszurichten und Gebäudefassaden anzupassen.
Warum überhaupt Smart City?
Die Smart City Initiative der Stadt Köln wurde beispielsweise entwickelt, um Klimaschutzziele zu erreichen und die lokale Wirtschaft zu fördern. Sie ist Teil des EU-Forschungsprogramms Horizont 2020. Mithilfe der Förderung hat die Institution 27 Projekte ins Leben gerufen und teilweise abgeschlossen. Dazu zählt das Landstromprojekt: Um die Schadstoffbelastung durch den Betrieb von Dieselmotoren während der Schiffsliegezeiten im Kölner Hafen zu reduzieren, werden schrittweise alle Häfen der Stadt mit Stromanschlüssen für den Schiffsverkehr ausgerüstet. Projektpartner ist die RheinEnergie. Weitere Städte, wie Bonn und Düsseldorf zeigen sich interessiert. Der Hauptteil der Smart City Cologne Projekte konzentriert sich auf den Stadtteil Mülheim. Hier wird die Neusser Straße schrittweise umgebaut. Die Gebäude werden wärmeeffizienter, Ladestationen für Elektrofahrzeuge und Low-Energy- Straßenbeleuchtung werden installiert. Und die Stadt Köln hat Open Data Plattformen geschaffen. Sie sind für die regionale Wirtschaft von besonderem Interesse, weil sie hier ihre neuen Technologien umsetzen und auch bewerben können. Die Stadtverwaltung erhofft sich hiermit auch eine bessere Verzahnung und Zusammenarbeit mit der freien Wirtschaft.
Smart Cities setzen ein hohes Maß an Beteiligung voraus
Die Stadt Bottrop hat sich mit mehr als 1.000 Einzelberatungen, 8.995 Hausbesuchen in den Jahren 2011 und 2012, vielen Veranstaltungen, Internetforen und Bürgerwerkstätten auf den Weg gemacht. Es galt 70.000 Einwohner mit 14.500 Gebäuden, davon 12.500 Wohngebäuden in einem Smart Cities Quartier einzubeziehen. Gemeinsam mit der Hochschule und der örtlichen Wirtschaft wurden kommunale Konzepte zur Umsetzung der energetischen Herausforderungen entwickelt. Die digitale Technologie schafft neue Verbindungen und Kreisläufe für Wärme, Strom und Gas. Neue Ideen entstehen, beispielsweise wurde ein Klärwerk in ein Kraftwerk umgewandelt.
Smart Cities in Berlin und München
Auch die Städte Berlin und München gehören zu den Smart Cities in Deutschland. Sie bewerben sich in diesem Jahr mit Projekten für das EU-Forschungsprogramm Horizont 2020. Die Berliner Smart Cities Strategie sieht einen Innovationsschub für die städtische Infrastruktur vor: Die Digitalisierung soll genutzt werden, um neue Lösungen für Straßen und Schienen zu entwickeln und das vorhandene Netz instand zu setzen und zu modernisieren. In München geht es um Maßnahmen für den neu entstehenden Stadtteil Freiham. Das Quartier soll energiegerecht in enger Partnerschaft mit den städtischen Gesellschaften und Unternehmen entwickelt werden..
Die IHKs als Kooperationspartner in Smart Cities Projekten
Die IHKs sind aktive Partner in den Smart Cities Prozessen der jeweiligen Kommune. Zur Förderung der regionalen Wirtschaft setzen sie sich dafür ein, dass innovative Technologien und Lösungsansätze der örtlichen Unternehmen zum Einsatz kommen. Dabei werden die vorhandenen Infrastrukturen und Planungsprozesse auf den Prüfstand gestellt; eingefahrene Verwaltungsabläufe dürfen keine neuen Ideen und Lösungsansätze verhindern. Und Kommunen müssen ein aktives Flächenmanagement betreiben, um die erforderlichen Flächen für Gewerbe, Industrie und nicht zuletzt die Wohnungen zur Entwicklung von Smart Cities und Countries bereit zu stellen.