Prüfen am PC - zeitgemäß und effizient

Prüfen am PC - zeitgemäß und effizient

von Lothar Schmitz

Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft ist weit fortgeschritten. Seit ein paar Jahren hält sie auch Einzug ins Prüfungswesen – mit beträchtlichen Vorteilen.
Antwortkreuzchen auszählen, bei offenen Fragen die Schrift entziffern, Formulare ausfüllen – Prüferinnen und Prüfer müssen ganz schön viel Zeit und Energie in den „handwerklichen“ Teil ihres Tuns stecken. Zeit und Energie, die ihnen als Ehrenamtler an anderer Stelle fehlen.
Zugleich nehmen immer mehr Menschen an IHK-Prüfungen teil, für die der Umgang mit PC und Internet, Tablet und Smartphone in Beruf und Freizeit längst selbstverständlich ist. Wer seine DB-Fahrkarte aufs Handy lädt und seine Steuerklärung online ausfüllt und abschickt, der würde vielleicht auch in Prüfungen lieber zur Tastatur als zum Kugelschreiber greifen.
Für beide Seiten – Prüfer und Prüfungsteilnehmer – haben computergestützte Prüfungsverfahren Vorteile. Deshalb haben zahlreiche IHKs in Deutschland schon vor Jahren damit begonnen, computergestützte Prüfungsverfahren auszuprobieren und einzuführen. Bisher vor allem in der Weiterbildung, zum Beispiel in den Ausbildereignungsprüfungen. Größere IHKs haben sogar eigene Prüfungsräume mit der entsprechenden Hardware eingerichtet. In Frankfurt am Main etwa stehen 24 Workstations für Prüfungsteilnehmer, drei PCs für den Prüfungsausschuss und ein PC für die Sachbearbeitung zur Verfügung – der Raum ist fast täglich ausgebucht. Kleinere IHKs arbeiten mit Dienstleistern zusammen, die bei den entsprechenden Prüfungen die PCs bereitstellen.
„Alle IHKs, die mit dem PC prüfen, können bestätigen, dass Online-Prüfungen sicher, zuverlässig, äußerst praxisnah und sehr rationell sind“, sagt Dr. Friedhelm Rudorf, Geschäftsführer der DIHK-Bildungs-GmbH in Bonn. „Dies gilt nicht nur für programmierte Prüfungen, sondern zunehmend auch für Prüfungen mit offenen Aufgaben.“
Neues Rekordjahr 2014
Das Interesse an PC-Prüfungen ist groß. Im Jahr 2014 haben wieder mehr als 21.000 Prüfungsteilnehmer in 46 IHKs ihre Prüfung online abgelegt. Das sind doppelt so viele Kandidaten wie im Jahr 2012.
Erfolgreich im Testbetrieb
Bei so vielen positiven Erfahrungen würden viele Verantwortliche auch in der Ausbildung gerne das Prüfen per PC einführen. In den IHKs München und Frankfurt am Main zum Beispiel ist die Zwischenprüfung für angehendende Investmentfondskau?eute inzwischen papierlos. Beim Beruf „Servicekaufmann/-frau im Luftverkehr“ setzen rund ein halbes Dutzend IHKs bundesweit in den Zwischen- und Abschlussprüfungen auf Computerunterstützung. Allerdings sind beide Berufsbilder recht klein, pro Jahr finden bundesweit nur rund 350 Zwischen- und Abschlussprüfungen statt. „Diese ‚Kleinstprüfungen‘ lassen sich vor Ort bewältigen, das ist überschaubar“, weiß Ralf Lange von der ZPA Nord-West GbR in Köln, einer von mehreren IHKs gemeinschaftlich getragenen Einrichtung, die die Erstellung von Prüfungsaufgaben für die bundeseinheitlichen Zwischen- und Abschlussprüfungen in derzeit 31 Ausbildungsberufen koordiniert.
Eine besondere Herausforderung sind dagegen die Prüfungen in stark gefragten Berufen, etwa dem neuen „Kaufmann/-frau für Büromanagement“. Hier finden stets mehrere 1.000 Prüfungen zum selben Zeitpunkt statt. „Die IHKs können gar nicht genügend voll ausgestattete PC-Prüfungsplätze gleichzeitig zur Verfügung stellen“, weiß Lange.
Trotzdem werden auch viele Ausbildungsprüfungen in Zukunft verstärkt PC-geprägt sein. Es laufen bereits Pilotprojekte, bei denen nicht einfach nur die Papierversion der Prüfung online abgebildet wird, sondern die speziellen Vorteile von Rechner und Internet erprobt werden. Stichwort: Interaktive Prüfungen. „Das geht übers Ankreuzen oder Ausfüllen weit hinaus“, sagt Lange, „so kann Prüfen auch positiv für alle Beteiligten weiterentwickelt werden, etwa hinsichtlich der genaueren Abbildung spezifischer Handlungskompetenz.