Geschult Energiepotenzial identifizieren und heben

Von Mark Becker, DIHK


Eine verbesserte Energieeffizienz liegt im Eigeninteresse von Unternehmen. Die IHKs unterstützen die Unternehmen mit Informationen und maßgeschneiderten Weiterbildungsangeboten.
Die deutsche „Energiewende“ und der hieraus resultierende Umbau des bestehenden Systems aus Energiegewinnung und -verwendung stehen erst am Anfang. Dennoch hat sich allein im Zeitraum 2010 bis 2016 die Summe der jährlich auf den Strompreis zu entrichtenden Umlagen und Zusatzbeiträge verdoppelt. So ist die EEG-Umlage, der im Strompreis von den Unternehmen und privaten Verbrauchern in Deutschland zu tragende Aufschlag zur Förderung des Ausbaus der erneuerbaren Energien Anfang des Jahres auf 6,88 Cent pro Kilowattstunde gestiegen - eine Steigerung von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und dies ist nur der Aufschlag zur Finanzierung des Ausbaus der erneuerbaren Energien, der als feste Einspeisevergütung an die Anlagenbetreiber ausgezahlt wird. Zusätzliche Kosten resultieren beispielsweise aus der ebenfalls notwendigen Erweiterung des Stromnetzes und der Entwicklung einer Infrastruktur, die die Einbindung der zunehmenden Einspeisung aus erneuerbaren Energien ermöglicht, das sogenannte Smart-Grid.
Deutsche Unternehmen haben im Vergleich zu ihren europäischen Nachbarn und anderen internationalen Wettbewerbern schon seit Jahren mit die höchsten Energie- und Strompreise zu tragen. Das Thema Energieeffizienz, also die Ermittlung und Erschließung von Energieeffizienzpotenzialen ist nicht zuletzt deshalb ein zentraler Bestandteil der Unternehmensaktivitäten. Das zeigt auch das jährliche, deutschlandweit erhobene IHK-Energiewendebarometer: Drei von vier Unternehmen in Deutschland haben bereits Energieeffizienzmaßnahmen abgeschlossen oder befinden sich in der Umsetzung bzw. Planung von Maßnahmen. Über die Jahre hinweg zeigt sich hier ein gleichbleibend hohes Niveau, wobei besonders die Zahl der umgesetzten Maßnahmen kontinuierlich steigt.
Richtig ist aber auch: Je weiter Unternehmen auf diesem Weg bereits vorangekommen sind, desto schwieriger wird es, wirtschaftlich zu realisierende Potenziale zu identifizieren und zu heben. Und genau hier gilt es anzusetzen, indem man Unternehmen und Mitarbeiter unterstützt, das notwendige Wissen und Handwerkszeug aufzubauen, um den eigenen Energieverbrauch zu erfassen und zu analysieren und zuletzt den Energieeinsatz und die eigene Kostenstruktur zu verbessern.
Maßgeschneiderte Weiterbildungs- und Dienstleistungsangebote der IHKs sind so vielfältig wie die Anforderungen auf Seiten der Unternehmen. Qualifizierung und Weiterbildung sind seit jeher Kernelemente des IHK-Leistungsportfolios, weshalb für verschiedene Zielgruppen Ansätze angeboten werden:
  • Direkt auf die Qualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zielen die Weiterbildungslehrgänge EnergieManager (IHK) und - mit schlankerem Curriculum - Energiebeauftragter (IHK). Die Teilnehmer werden in die Lage versetzt, Effizienzpotenziale zu identifizieren und zu heben. Die abschließende Projektarbeit ermöglicht unmittelbare Einsparungen im Unternehmen. Dieses Angebot ist mittlerweile nicht nur in Deutschland fest etabliert, sondern weit darüber hinausgewachsen. Das zeigte auch die 7. Internationale EnergieManager-Konferenz im Oktober 2016 in Berlin. Mehr als 200 Energiemanager/innen aus 24 Staaten kamen zusammen und diskutierten über ihre neuesten Effizienzprojekte.
  • An Auszubildende richtet sich die Qualifizierung zu Energie-Scouts. Das Trainingsangebot beinhaltet nicht nur Schulungen zu Theorie und Praxis, sondern auch die Erarbeitung von Effizienzprojekten in den Unternehmen. Ebenfalls mit beachtlichen Ergebnissen. Es wurden bereits mehr als 3.500 Scouts aus über 1.000 Unternehmen ausgebildet, Tendenz steigend.
  • Die Zusammenarbeit mit Hochschulen steckt auch mit Blick auf die Energiewende voller Chancen für Unternehmen. Besonders in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) fehlen allerdings oftmals die personellen oder zeitlichen Ressourcen, um gewinnbringende Kooperationen aufzubauen und so wirtschaftliche Potenziale von betrieblichen Energieeffizienz- und Klimaschutzmaßnahmen auszuschöpfen. An dieser Stelle setzt das Projekt Effizienz.Innovatoren an. Die IHKs unterstützen KMU beim Aufbau von Kooperationen mit Hochschulen. Hauptziel ist dabei, dass ausgewählte Studierende im Rahmen von Abschluss- oder Projektarbeiten Unternehmen in der Planung oder Umsetzung von wirtschaftlich rentablen Projekten unterstützen, Effizienzpotentiale zu heben und CO2 einzusparen. Das Projekt bringt Unternehmen darüber hinaus mit potentiellen Fach- und Führungskräften in Kontakt und tritt gemeinsam mit der Hochschule und der IHK dem Fachkräftemangel in der jeweiligen Region entgegen.
Neben diesen „klassischen“ Qualifizierungsangeboten bestehen weitere, eher informelle Wege, um den Wissenstransfer in Unternehmen zu unterstützen. Hierzu zählt beispielsweise die Mitarbeit in Energieeffizienz-Netzwerken. Diese Netzwerke sind ein zeitlich befristeter Zusammenschluss von Unternehmen, die auf Basis einer energetischen Bewertung in einem moderierten Austausch und in regelmäßigen Netzwerktreffen organisatorische und technische Ansätze diskutieren und Effizienzmaßnahmen entwickeln und umsetzen. Der Blick in andere Unternehmen und die ganz praktische Diskussion über Problemstellungen und Lösungsansätze mit Kolleginnen und Kollegen aus den teilnehmenden Unternehmen ist ein nicht zu unterschätzendes Element der Netzwerkarbeit.
Unternehmen sind nicht nur Adressaten der Politik, sondern auch Teilnehmer am Wirtschaftsleben mit Handlungswillen und Gestaltungsanspruch. Ziel muss es daher bleiben, die Eigeninitiative der handelnden Akteure durch Aufbau von Know-how in den Unternehmen zu unterstützen. Das ist ein zentraler Baustein, um die für Unternehmen wirtschaftlich und technisch sinnvollen Maßnahmen zu identifizieren und zu realisieren. Erst hierdurch wird Energie effizienter genutzt, die Unternehmen können ihre Energiekosten reduzieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Am Ende führt dies dann auch zu entsprechenden Effekten und dem von der Politik gewünschten Beitrag zum Klimaschutz. Die Unternehmen profitieren dabei nicht nur von Energie- und Kosteneinsparungen. Sie steigern dazu ihr Ansehen und ihre Attraktivität gegenüber Kunden, Partnern und als Arbeitgeber.
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Weiterführende Informationen zu den Programmen und die Ansprechpartner in Ihrer
Region finden Sie hier:

Zahlreiche IHKs vermitteln Lehrgänge zum EnergieManager (IHK) und Energiebeauftragten (IHK) – www.energymanager.eu.
Die Trainingsangebote für Energiescouts sowie die Unterstützung bei Gewinnung von Effizienz.Innovatoren werden von den IHKs im Rahmen des Projekts „Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz“ angeboten – www.mittelstand-energiewende.de.
In einer gemeinsamen Initiative von Bundesregierung und mehr als 20 weiteren Wirtschaftsorganisationen gründen und betreuen IHKs deutschlandweit Energieeffizienz-Netzwerke – www.effizienznetzwerke.org.