Das Thema Media IT-Sicherheitsforum

"Ernsthafte Bedrohungslage"

„Viele Unternehmen beschäftigen sich bereits mit Cybersicherheit, jedoch zeigt die Höhe des Schadens, dass immer noch zu viele Unternehmen vollkommen unvorbereitet sind“, begrüßte Sebastian Hoffmanns, stellvertretender Vorsitzender des Vereins media Lahn-Dill und Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Lahn-Dill, die rund 30 Geschäftsführer und IT-Verantwortliche heimischer Unternehmen. Die Ernsthaftigkeit beim Thema Cybersecurity müsse für 2022 viel deutlicher attestiert werden als noch vor ein paar Jahren, hob Timo Keim, Leiter Cyber- und Spionageabwehr und Wirtschaftsschutz beim Hessischen Landesamt für Verfassungsschutz, in seinem Impulsvortrag eindringlich hervor. Darin informierte er über die aktuell erhöhte Bedrohungslage im Cyberraum mit Fokus auf staatliche Cyberaktivitäten und Cyberkriminalität russischen Ursprungs, über politischen Hacktivismus und den bewussten Einsatz von Desinformation. Immerhin sei aus Sicht der deutschen Sicherheitsbehörden seit Februar 2022 – dem Beginn Ukraine-Kriegs – die Spionage und Sabotage das überlagernde Thema geworden.
Spionage und Sabotage ist überlagerndes Thema
Vor zehn Jahren hätte man noch ein müdes Lächeln erhalten, wenn man von russischer Spionage im jetzigen Ausmaß gesprochen hätte, sagte Keim und gestand: „Heute ist uns bewusst, dass dies eine ernsthafte Bedrohungslage geworden ist. Viele Worst-Case-Szenarien übertreffen sich sogar gegenseitig.“ In den vergangenen Jahren habe man Wirtschaftsspionage mehr in Richtung China verortet, zumal es in Russland nicht so viel Industrie gab, die etwas mit dem westlichen Know-How hätte anfangen können. Aber gerade seit der Verhängung der Wirtschaftssanktionen und der steigenden Isolierung Russlands geht Keim von einer Zunahme gezielter Cyberangriffe gegen Unternehmen oder wissenschaftliche Institutionen und vom Anwerben von Menschen mit benötigtem Know-How aus.
Beistandspakt gilt auch für den Cyberraum
Generell sei es sehr schwer, einhundertprozentig zu beweisen, dass ein Angriff von hauptamtlichen Mitarbeitern aus Militär oder Nachrichtendienst eines Staates ausgeführt wurde. Die US-Amerikaner hätten bereits eine rote Linie gegenüber Russland aufgezeigt, die übertreten werde, sobald es ein staatliches kriegerisches Handeln gegenüber einem NATO-Mitgliedstaat gäbe. Der Beistandspakt gelte auch für den Cyberraum. „Noch gibt es keinen Peak beziehungsweise eine Eskalationslage, es wäre jedoch jederzeit möglich – abhängig von der Politik und dem Kriegsgeschehen in der Ukraine“, so Keim.
Die Vorstellungen über das Aussehen eines Cyberkriegs fänden, so Keim, gegenwärtig in der Ukraine real statt: Neben massiven Desinformationskampagnen gebe es dort permanente Versuche, die Infrastruktur lahmzulegen, staatliche Einrichtungen zu infiltrieren sowie gegenseitiges Tracken der Truppenbewegungen – jeweils mit einem fließenden Übergang vom Militärischen zum Zivilen.                                                                                                                                 Christian Lademann
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