Drei Fragen an...

Herr Koch, wie nehmen Sie den Umgang mit schwierigen Situationen in Unternehmen wahr?
Michael Koch: Schwierige, konfliktgeladene Situationen bestehen häufig latent, werden ignoriert, irgendwie kompensiert und können so einen negativen Einfluss auf die Motivation der Mitarbeiter als auch auf den finanziellen und wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens haben. In Gesprächen zur Klärung beschränkt man sich oft auf die Suche nach dem Schuldigen, tauscht gut begründete unterschiedliche Positionen aus, lässt aber die persönlichen Interessen im Hintergrund unbeachtet. Das Ziel sollte dann sein, möglichst für alle ehrliche Klärungen und positiven Lösungen anzustreben, nicht einfach nur Unangenehmes zu vermeiden. Insbesondere Mitarbeiter mit Personalverantwortung sollten auch theoretisch auf das Ansprechen und Klären schwieriger Situationen vorbereitet sind.
Frau Dr. Dührßen, wo liegen nach Ihrer Ansicht die größten Vorteile des Konfliktcoaching?
Dr. Elke Dührßen: Konfliktcoaching ermöglicht eine Konfliktbearbeitung ohne Anwesenheit der anderen Konfliktpartei. Gerade in Situationen, die zu eskalieren drohen, kommt es schnell zu emotionaler Entlastung. Das hilft, die Konfliktdynamik zu erkennen und zu verstehen. Die Klienten entdecken Ihre eigenen Ressourcen und erweitern ihre Handlungsspielräume. Die Konfliktlösungskompetenz wird gestärkt.
Herr Ellerbrok-Kubach, ist in unserer schnelllebigen Zeit überhaupt Zeit für ein Mediationsverfahren? Heute sind doch eher schnelle Entscheidungen gefragt?
Helmut Ellerbrok-Kubach: Mediationsverfahren sind nicht zwangsläufig zeitintensiv. Eine gerichtliche Auseinandersetzung als Alternative ist in aller Regel zeit- und kostenaufwendiger und löst Konflikte nicht ursächlich. Ziel einer Mediation ist der Ausgleich der Interessen und die Verbesserung der Beziehung der Konfliktparteien. Das fördert die Qualität und Nachhaltigkeit von Entscheidungen.
Das Interview führte Christian Bernhard.