Standortpolitik

Wirtschaftsbericht Herbst 2018

Robuste Konjunktur

Wirtschaftsstärke insgesamt auf hohem Niveau
Auslastungsgrad der Kapazitäten in der Industrie sehr hoch
Region Hochrhein-Bodensee wieder mit besseren Werten als Landesschnitt
Die Erwartungen über den weiteren Verlauf der Konjunktur sind bei den Unternehmen im IHK-Bezirk Hochrhein-Bodensee weiterhin positiv. „Der von der IHK errechnete Index für das Konjunkturklima in der Region ist gegenüber der Befragung im Frühjahr fast identisch und liegt mit 138 Punkten nur knapp unter dem außerordentlich guten Herbstwert des vergangenen Jahres“, so Dr. Alexander Graf, der die Konjunkturumfrage bei der Kammer durchführt. Damit liegt die Region wieder über dem Landesschnitt. Insbesondere die Erwartungen in der Industrie sind erfreulich. Fachkräftebedarf und Inlandsnachfrage sind die meist genannten Risiken für die weitere Geschäftsentwicklung.

Geschäfts- und Ertragslage gut

Wie der Gesamtindex, so bleibt auch die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage durch die Unternehmen der Region unverändert positiv. Mit einem Wert von 160 Punkten hält sich dieser „Lage-Indikator“ auf einem sehr hohen Niveau. So beurteilen 65  Prozent der teilnehmenden Betriebe ihre momentane Geschäftslage als gut, weitere 31  Prozent als befriedigend und gerade einmal vier Prozent als schlecht. Und auch die Ertragslage zeigt sich aktuell erfreulich und sogar besser als im Vorjahreszeitraum. So sprechen rund 50  Prozent der Betriebe von einer guten und immerhin 44  Prozent von einer befriedigenden Ertragslage. Mit ihrem Ertrag nicht zufrieden sind dagegen nur sechs Prozent der Unternehmen. Werte, die in der Region im Vergleich zum Landesschnitt deutlich besser sind. Von einem Einbruch der regionalen Konjunktur, kann trotz weltweiter politischer Spannungen und Konflikte weiterhin keine Rede sein.

Industrie mit hohem Auslastungsgrad

Die Einschätzung der Industrieunternehmen in der Region Hochrhein-Bodensee liegt einmal mehr über der der Gesamtwirtschaft. So bezeichnen fast drei Viertel aller produzierenden Unternehmen (74  Prozent) die Geschäftslage als gut und weitere 22  Prozent sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden. Aktuell erreicht der Auslastungsgrad der Kapazitäten in der regionalen Industrie mit rund 91 Prozent den höchsten Stand seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008. Allerdings hat sich die derzeitige Tendenz bei den Auftragseingängen gegenüber dem Frühjahr leicht verschlechtert. Bei 47  Prozent der Betriebe sind die Auftragseingänge aktuell gleichbleibend, während bei 13 Prozent der Unternehmen diese Eingänge zurückgehen. Bei 40  Prozent ist die Tendenz dennoch steigend. Dabei zeigt sich ein deutlich positiveres Bild bei den derzeitigen Auftragseingängen aus dem Ausland als aus dem Inland, wenngleich sowohl Inlands- wie Auslandsaufträge gegenüber den Frühjahrswerten rückläufige Tendenzen aufweisen.

Dienstleistungsbereich positiv

Im Dienstleistungsbereich berichten ebenfalls rund drei Viertel der Unternehmen (74 Prozent) von einer guten Geschäftslage. Die restlichen 26 Prozent sind mit ihrer aktuellen Lage zufrieden. Beim Umsatz verzeichnet fast jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) eine Steigerung gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Rund 62 Prozent der Dienstleister bezeichnen ihre Ertragssituation als gut, 36 Prozent sind aktuell zufrieden und bei nur zwei Prozent ist die Ertragslage schlecht.
Die derzeitige Tendenz beim Auftragsvolumen zeigt sich bei 45 Prozent der Dienstleistungsbetriebe gleichbleibend. 42 Prozent können ein steigendes Auftragsvolumen verzeichnen, bei 13 Prozent ist die Tendenz dagegen fallend. Die anhaltend gute Binnennachfrage sorgt gerade auch bei den Dienstleistungsunternehmen in der Region weiter für eine gute Konjunkturlage.

Handel verhalten

Die Einschätzung der Geschäftslage fällt auch zu Beginn des Herbstes im Handel weniger positiv aus als in den beiden vorgenannten Bereichen. Hier sind es nur 23 Prozent der Betriebe, die ihre aktuelle Lage als gut bezeichnen, während 63 Prozent diese als befriedigend ansehen und rund 14 Prozent von einer schlechten Geschäftslage sprechen. Dies äußert sich entsprechend auch in der Bewertung von Umsatz und Ertrag. So berichten 52 Prozent der Betriebe von – gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal – gefallenen Umsätzen.  Der Großteil der Händler in der Region, rund 69 Prozent, ist mit der Ertragslage zufrieden, aber nur noch rund 13 Prozent bezeichnen diese als gut.

Erwartungen für die kommenden zwölf Monate

Auch in den nächsten Monaten wird die positive Geschäftsentwicklung, so die Einschätzung der befragten Unternehmen im Kammerbezirk, weitergehen, wenngleich sich das konjunkturelle Wachstum weiter abschwächen dürfte. So hat sich die Zahl der Unternehmen, die mit verbesserten Geschäften in den kommenden Monaten rechnen auf knapp 26 Prozent verringert. Gleichzeitig ist der Anteil der Unternehmen, die von einer gleichbleibenden Entwicklung wie in den vergangenen Monaten ausgehen, auf 68 Prozent angestiegen.
Gehen die Erwartungen der Dienstleistungs- und Handelsbetriebe bezüglich der Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten zurück, so zeigen sich bei den produzierenden Unternehmen positive Signale. Die Anzahl der Produktionsbetriebe, die eine Verbesserung der Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten erwarten, steigt von 32 auf 43 Prozent. Mit einer Verschlechterung rechnen rund sechs Prozent. Die übrigen 51 Prozent gehen von einem gleichbleibenden Geschäftsverlauf aus. Die Exporterwartungen bleiben dabei positiv; jeder zweite Produktionsbetrieb rechnet mit zunehmenden Exporten. Die Erwartungen gegenüber Großbritannien sind auf Grund des noch ungeklärten Brexits auch in diesem Herbst weiter rückläufig. Dagegen ruhen die Hoffnungen auf steigende Exporte primär in Richtung Asien und EURO-Zone.
In der Dienstleistungsbranche geht der Großteil der Unternehmen von konstanten Geschäften aus (rund 73 Prozent). Gegenüber der Frühjahrsbefragung hat sich die Zahl der Unternehmen, die für die kommenden Monate von einer Verbesserung der Geschäfte ausgehen von 38 Prozent auf 23 Prozent verringert. Eine Verschlechterung der Geschäftsentwicklung prognostizieren aber aktuell nur rund vier Prozent der Dienstleister.
Bei den Handelsbetrieben rechnen rund drei Viertel damit, dass die Geschäfte gleich bleibend verlaufen werden. Reduziert haben sich gegenüber der Befragung im Frühjahr nochmals die Betriebe, die in den kommenden Monaten verbesserte Geschäftsverläufe erwarten. Ihr Anteil ist von zehn auf fünf Prozent gesunken, während sich gleichzeitig aber auch der Anteil der Unternehmen, die eine Verschlechterung vorhersehen von 22 auf 18 Prozent reduziert hat. Ein deutliches Signal, dass das Wachstumspotenzial im stationären Handel insgesamt auf Jahressicht als eher gering eingeschätzt wird.

Investitionen steigend

Eine leichte Zunahme gegenüber dem Frühjahr gibt es bei den inländischen Investitionsabsichten der Unternehmen zu verzeichnen. Etwa rund 39  Prozent der Betriebe rechnen mit steigenden Investitionen. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Unternehmen, die keine Investitionen in den kommenden zwölf Monaten planen auf rund vier Prozent. Verwendet werden sollen die Mittel insbesondere zur Beschaffung von Ersatzbedarfen (67 Prozent) sowie zur Einführung von Innovationen (43 Prozent). Bei 37 Prozent der Unternehmen stehen Kapazitätserweiterungen an. Die hohen Auslastungsgrade im produzierenden Gewerbe sowie die günstigen Finanzierungsbedingungen tragen ihren Teil dazu bei, dass die Investitionsabsichten der Unternehmen aktuell zunehmen.

Konjunkturelle Risiken

Die Entwicklung der Inlandsnachfrage sowie die Arbeitskosten sind neben dem Bedarf an qualifizierten Fachkräften die am häufigsten genannten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen für die kommenden Monate. Insgesamt 37  Prozent aller Betriebe in der Region Hochrhein-Bodensee sehen in der Inlandsnachfrage ein Risiko, für rund 35  Prozent der Antwortenden sind die Arbeitskosten eine Herausforderung. Umso wichtiger erscheint es, Rahmenbedingungen zu setzen, die die Inlandsnachfrage und insbesondere die Investitionsquote des privaten und öffentlichen Sektors erhöhen.
Insgesamt aber wird von den Unternehmen, wie bereits in den letzten Umfragen, der Fachkräftebedarf am häufigsten (68 Prozent) als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung gesehen.

Verstärkte Bemühung um Fachkräfte

Rund 62  Prozent der Betriebe in der Region planen für die kommenden Monate mit einer gleichbleibenden Mitarbeiterzahl. Ein weiteres Viertel der Unternehmen (24  Prozent) wollen im selben Zeitraum die Beschäftigtenzahlen weiter erhöhen. Dies stellt die Betriebe der Region vor zunehmende Herausforderungen. So geben rund 61  Prozent der an der Umfrage beteiligten Unternehmen an, derzeit offene Stellen nicht besetzen zu können, da passende Fachkräfte nicht gefunden werden. Verantwortlich dafür ist insbesondere der demografische Wandel innerhalb der Belegschaften in der Region, dessen Auswirkungen die Unternehmen nun zu spüren bekommen. Und dieser Wandel wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen.
Gesucht werden aktuell insbesondere Personen mit einer dualen Berufsausbildung und/oder einer darauf aufbauenden Weiterbildung (Fachwirt, Meister etc.). Aber auch Personen mit einem Hochschulabschluss gehören zu den dringend benötigten Arbeitskräften.
Die Hauptgründe dafür, dass offene Stellen längerfristig nicht besetzt werden können, sehen die antwortenden Betriebe überwiegend darin, dass es zu wenige oder keine Bewerber /-innen gibt (87 Prozent) oder aber die Personen für die ausgeschriebene Stelle nur geringe oder unpassende Qualifikationen haben (61 Prozent).
Reagieren wollen die Unternehmen auf diesen Fachkräfteengpass insbesondere mit verstärkter Ausbildung (59  Prozent) und Weiterbildung (55  Prozent) sowie der Steigerung ihrer Arbeitgeberattraktivität (47  Prozent). Rund 45 Prozent der Betriebe möchten den Mitarbeitern zukünftig die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern und so zusätzliche Potentiale generieren. Die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer rückt bei rund einem Drittel (34 Prozent) der Unternehmen verstärkt in den Fokus, ebenso wie die Einstellung ausländischer Fachkräfte (34 Prozent). Dabei wird die Herausforderung für die Betriebe darin bestehen, sämtliche zur Verfügung stehenden Möglichkeiten anzugehen, um zukünftig attraktiv für Arbeitnehmer zu sein.

Oktober 2018