Standortpolitik

Wirtschaftsbericht Frühsommer 2021


Industrie weiter treibende Kraft der Erholung
„Während Einzelhandel, Gastronomie und Teile der Dienstleistungs-wirtschaft durch Corona und die verordneten Einschränkungen in ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit auch nach über einem Jahr Pandemie stark eingeschränkt sind, zeigt sich die aktuelle Lage im produzierenden Gewerbe der IHK-Mitgliedsunternehmen weiter auf Erholungskurs“, sagt Dr. Alexander Graf, zuständig für die Konjunkturumfrage bei der IHK Hochrhein-Bodensee. Der von der IHK errechnete Index für das Konjunkturklima in der Region steigt von 102 auf aktuell 110 Punkte. Er liegt damit wieder auf dem Herbst-Niveau des vergangenen Jahres. Verantwortlich für den Anstieg in der aktuellen Konjunkturumfrage sind die gestiegenen Erwartungen der Betriebe und die bessere konjunkturelle Lage in der Industrie. Die Werte in der Region liegen weiter unter dem Landesschnitt, die Investitionsabsichten unter dem langjährigen Mittel.

Geschäftslage

Die Geschäftslage zeigt sich mit einem Wert von 108 Punkten im Vergleich zur Befragung zum Jahreswechsel (107 Punkte) stabil. Dabei werden jedoch deutliche Unterschiede in den Branchen sichtbar.

Industrie auf Erholungskurs

Die derzeitige Tendenz in den Auftragseingängen aus dem In- und Ausland zeigt sich bei jedem zweiten Produktionsbetrieb in der Region verbessert. Die Umsätze und Erträge steigen gegenüber dem Vorjahresquartal bei den meisten Betrieben wieder an, der Auslastungsgrad der Kapazitäten verbessert sich seit Jahresbeginn leicht auf 83 Prozent. Die Lage des produzierenden Gewerbes hellt sich damit seit dem starken Einbruch zu Beginn der Pandemie in 2020 weiter kontinuierlich auf. Der Indexwert der Lage steigt seit Jahresbeginn von 114 auf 135 Punkte. Der Produktionsbereich ist in der Region aktuell die treibende Kraft der Konjunktur.

Zurückhaltendes Kaufverhalten im regionalen Handel

Anders stellt sich die Situation im regionalen Handel dar. Rund 60 Prozent der Befragten beurteilen ihre Lage als schlecht, nur vier Prozent als gut. Der Lageindex im Handel sinkt damit auf den niedrigsten Wert seit Corona-Ausbruch. Die an die Inzidenzwerte gekoppelten Öffnungsauflagen sorgen für sich häufig ändernde Einkaufsbedingungen für die Kunden. Die Konsequenzen spüren die Händler vor Ort. So bezeichnen 85 Prozent von ihnen das aktuelle Kaufverhalten ihrer Kunden als zurückhaltend. Entsprechend gehen bei einem Großteil der Händler die Umsätze und Erträge zurück.

Dienstleistungsbereich mit starken Unterschieden

Im Dienstleistungsbereich gehen die Beurteilungen der Lage weiter stark auseinander. Die Umsatz- und Ertragslage bei den Dienstleistern, die durch die Corona-Beschränkungen nicht getroffen sind und ihrer Tätigkeit nachgehen dürfen, steigen wieder an. Für den anderen Teil ändert sich währenddessen nichts an der stark eingeschränkten Situation. 30 Prozent in diesem Segment beurteilen die Geschäftslage, wie zu Jahresbeginn, mit schlecht.

Erwartungen für die kommenden Monate

Mit Anstieg der Impfquote hoffen die Betriebe auf eine sukzessive Rücknahme der Corona-Beschränkungen, so dass in den kommenden Monaten mehr Unternehmen ihrer Geschäftstätigkeit mit weniger Einschränkungen nachgehen werden können. So erwartet rund ein Drittel der Betriebe in den kommenden Monaten bessere Geschäfte, rund die Hälfte aller Betriebe sehen aktuell noch einen gleichbleibenden Verlauf voraus. Stark verringert hat sich gegenüber dem Jahreswechsel der Anteil der Unternehmen, die weitere Verschlechterungen der Geschäfte erwarten. Dieser Anteil sinkt von einem Drittel auf aktuell 18 Prozent. Unter den Produktionsbetrieben sind insbesondere die Exporterwartungen gestiegen und führen dazu, dass nur noch drei Prozent der Betriebe pessimistisch in die kommenden Monate schauen. Und auch der Handel und die Dienstleister hoffen auf bessere Zeiten, wenngleich mit weniger Einigkeit als im Produktionsbereich. So erwartet rund jeder vierte Dienstleister in der Region noch weitere Verschlechterungen in den kommenden Monaten, unter den Händlern ist es sogar jeder Dritte.

Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung

Die Pandemie und deren Auswirkungen bereiten aktuell drei von vier Betrieben in der Region große Sorgen. Dadurch beeinträchtigt werden auch die Inlands- und Auslandsnachfrage (42 Prozent und 26 Prozent), deren negative Entwicklungen von den Unternehmen häufig als Risiko genannt werden. Im Produktionsbereich machen die stark gestiegenen Rohstoffpreise den Unternehmen zu schaffen. Der Anteil der Betriebe, die hierin ein Risiko für den weiteren Geschäftsverlauf sehen ist sprunghaft von 19 auf aktuell 58 Prozent angestiegen. Im Dienstleistungsbereich und bei den Händlern haben, wenig überraschend, die wirtschaftspolitischen Entscheidungen stark an Bedeutung gewonnen. Die Abhängigkeit, ob und in welchem Umfang die Betriebe ihrer Geschäftstätigkeit nachgehen können, ist für 30 Prozent so groß, dass sie hierin ein Risiko für ihre zukünftige Entwicklung sehen.
Die Hoffnungen auf nahende Lockerungs- und Öffnungsschritte in den kommenden Monaten ist unter den Betrieben groß. Ob diese aber mit den derzeitigen sehr vorsichtigen Öffnungsplänen der Landesregierung erfüllt werden können, werden die kommenden Wochen zeigen. Während bereits 18 Prozent der Unternehmen angibt, das Vorkrisenniveau wieder erreicht zu haben, hoffen rund 20 Prozent in diesem Jahr zur normalen Geschäftstätigkeit zurück zu kehren. Rund ein Drittel sieht dies erst für das kommende Jahr voraus, für rund sechs Prozent aber wird nach eigenem Bekunden keine Rückkehr zum Vorkrisenniveau mehr möglich sein.

Mai 2021