Standortpolitik

Wirtschaftsbericht Frühjahr 2015

Anziehende Konjunktur
Wirtschaftsstärke weiter auf hohem Niveau
Auslastungsgrad der Kapazitäten konstant
Auftragseingang steigt
Die Lage und die Erwartungen der Unternehmen in der IHK-Region Hochrhein-Bodensee sind ungebrochen positiv. Der von der IHK errechnete Index für das Konjunkturklima in der Region steigt auf hohem Niveau von 132 auf 141 Punkte. In den Wechselkursen schlummert ein Risiko für die weitere Entwicklung. Die Dokumentationspflichten im Zuge des Mindestlohngesetzes belasten viele Unternehmen.
Geschäftslage steigt
Das Ergebnis der aktuellen Umfrage der IHK zeigt, dass die Konjunktur in der Region im Frühjahr angezogen hat. Mit einem Anstieg des Indikators für die Geschäftslage von 149 auf 156 Punkte übersteigt er das hohe Niveau der vorangegangenen Monate deutlich. Insgesamt beurteilen 56 Prozent der teilnehmenden Betriebe ihre momentane Geschäftslage als gut, 43 Prozent als befriedigend und gerade einmal 0,3 Prozent als schlecht. Die Werte in der Region sind damit im Vergleich zum Landesschnitt abermals deutlich besser.  
Industrie entwickelt sich positiv
Die aktuelle Geschäftslage der Industrieunternehmen in der Region Hochrhein-Bodensee hat sich seit Jahresbeginn gefestigt und zeigt sich auf einem ähnlich guten Niveau wie im Frühjahr des vergangenen Jahres. So sank der Anteil der Unternehmen, die die Geschäftslage mit „schlecht“ bezeichnen auf nur noch ein Prozent. Bei knapp über der Hälfte der Betriebe ist die Lage befriedigend und bei 47 Prozent ist die aktuelle Geschäftslage gut. Auch mit der Ertragslage sind die Unternehmen fast ausschließlich zufrieden. Hier sprechen 32 Prozent der Industrieunternehmen von einer guten und 63 Prozent von einer befriedigenden Ertragslage. Fünf Prozent stufen die Ertragslage dagegen mit schlecht ein. Der Auslastungsgrad der Kapazitäten in der Industrie mit aktuell rund 88 Prozent liegt auf Vorjahresniveau.
Wesentlich verbessert zeigt sich die derzeitige Tendenz bei den Auftragseingängen. So berichtet die Hälfte der produzierenden Unternehmen von einem steigenden Auftragseingang. Bei 35 Prozent zeichnet sich aktuell ein gleichbleibender Eingang ab, während dieser bei 15 Prozent der Betriebe zurückgeht. Dabei haben sich sowohl der Auftragseingang aus dem Inland als auch aus dem Ausland deutlich verbessert. So geben rund 38 Prozent der Betriebe eine Steigerung beim Eingang von Inlandsaufträgen an und 47 Prozent bei den Aufträgen aus dem Ausland. Damit bleibt die Binnennachfrage eine zentrale Stütze des produzierenden Gewerbes, auch wenn sich andeutet, dass die Auslandsmärkte sich wieder zu erholen scheinen.
Handel und Dienstleistungsbereich mit Rückenwind
Im Handel und Dienstleistungsbereich herrscht ungebrochen gute Stimmung. So berichten 69 Prozent der Unternehmen von einer guten Geschäftslage, die restlichen 31 Prozent sind mit ihrer aktuellen Lage zufrieden. Und auch beim Umsatz verzeichnen 46 Prozent der Handels- und Dienstleistungsunternehmen eine Steigerung gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Bei knapp 35 Prozent ist der Umsatz diesbezüglich konstant geblieben. Diese nochmalige Steigerung dürfte auch auf den – seit der Entscheidung der Schweizer Nationalbank zur Entkoppelung des Schweizer Frankens vom Eurokurs – gegenüber dem Euro gestiegenen Frankenkurs zurückzuführen sein. Aufgrund der engen Verflechtungen der Wirtschaft an Bodensee und Hochrhein mit der Schweiz profitieren in dieser Phase verstärkt die deutschen Handels- und Dienstleistungsunternehmen.
Sehr positiv sieht es auch bei der Ertragslage aus. Rund 56 Prozent der Unternehmen im Handel und im Dienstleistungsbereich beurteilen diese derzeit als gut und weitere 40 Prozent sind mit dem Ertrag zufrieden. 
Die derzeitige Tendenz bei der Nachfrage zeigt sich bei 65 Prozent der Betriebe gleichbleibend, bei 29 Prozent der Unternehmen ist gar ein steigendes Auftragsvolumen zu verzeichnen.
Erwartungen für die kommenden zwölf Monate 
Die meisten Unternehmen im Kammerbezirk sehen für die kommenden zwölf Monate weiter positive Geschäftsentwicklungen voraus. Dabei zeigen sich ähnliche Erwartungshaltungen bei Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen. Rund 90 Prozent erwarten eine gleichbleibende oder bessere Entwicklung als in den vergangenen Monaten. Auch dies ist eine Steigerung gegenüber dem Jahreswechsel. 
Dokumentationspflichten zum Mindestlohn belasten
Der neu eingeführte Mindestlohn und die damit verbundenen Dokumentationspflichten belasten die Unternehmen der Region. So geben lediglich 34 Prozent der Betriebe an, nicht vom Mindestlohn und den Dokumentationspflichten betroffen zu sein. Dabei ist es hauptsächlich die Dokumentation von Arbeitszeiten, die bei 26 Prozent der Betriebe großen und bei weiteren 27 Prozent einen mittleren zusätzlichen Aufwand erfordern. Und auch im Bereich der Minijobs entsteht durch die neuen Regelungen ein erheblicher zusätzlicher Verwaltungsaufwand. Hier gibt die Hälfte der an der Umfrage beteiligten Unternehmen an, einen mittleren oder gar großen zusätzlichen Aufwand zu haben. Der Handel und der Dienstleistungsbereich sind dabei in größerem Maße von diesen Belastungen betroffen. Hier geben fast zwei Drittel aller Betriebe einen mittleren bis großen Aufwand durch die Dokumentationspflichten an. Dies gilt auch im Hinblick auf die Minijobs. Mehr als jeder zweite Betrieb (58 Prozent) verzeichnet hier einen deutlich erhöhten Aufwand, während dies bei den Industriebetrieben „nur“ 36 Prozent sind. 
Dies zeigt deutlich, dass im Bereich der Dokumentationspflichten zum Mindestlohn dringender Handlungsbedarf besteht und die Bundesregierung schnellstmöglich für Entlastung der Betriebe sorgen muss.
Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung
Die anhaltend positive wirtschaftliche Situation in den Unternehmen ist fast schon eine Überraschung vor dem Hintergrund globaler Unsicherheiten und hausgemachter, durch die Bundespolitik verursachter Belastungsfaktoren wie zum Beispiel Mindestlohn, Erbschaftsteuerreform oder Rente mit 63.
Dennoch sind die Unternehmen in der Region Hochrhein-Bodensee optimistisch und möchten die Beschäftigtenzahlen vor Ort in den kommenden Monaten konstant halten oder gar erhöhen. So beabsichtigen drei Viertel der Betriebe die Mitarbeiterzahlen zu halten; weitere rund 20 Prozent wollen zusätzliches Personal einstellen.
Der Fachkräftemangel und die steigenden Arbeitskosten sind dementsprechend auch die unter den Handels- und Dienstleistungsbetrieben am häufigsten genannten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung. Aber auch der Wechselkurs des Euros zum Schweizer Franken birgt für die wirtschaftliche Entwicklung dieser Betriebe ein zunehmendes Risiko. Sahen vor der Entkoppelung des Schweizer Frankens vom Eurokurs nur fünf Prozent der Händler und Dienstleister darin ein Risiko, so sind es aktuell 27 Prozent. Im produzierenden Gewerbe werden die Inlandsnachfrage und die Wechselkurse als stärkste Risiken angesehen. Aufgrund unsteter ausländischer Absatzmärkte ist die Bedeutung einer robusten Binnenkonjunktur groß und entsprechend negativ wäre ein Einbrechen dieser wichtigen Stütze für die regionale Wirtschaft. Zudem wird der Export durch den im Verhältnis zum Dollar und Schweizer Franken aktuell schwachen Euro gestützt. Sollte der Euro an Stärke gewinnen, könnte die in der Region ansässige Exportindustrie diese Währungsvorteile wieder verlieren.  
Über die IHK Hochrhein-Bodensee:
Die IHK Hochrhein-Bodensee ist eine Einrichtung der lokalen Wirtschaft und 1973 im Rahmen der baden-württembergischen Verwaltungsreform aus den beiden Kammern Konstanz und Hochrhein entstanden. Ihr Bezirk umfasst die Landkreise Konstanz, Waldshut und Lörrach. Heute betreut sie mit ihrem Sitz in Konstanz und der Hauptgeschäftsstelle in Schopfheim über 36 000 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung. Als „Selbstverwaltung der Wirtschaft” übernimmt die IHK eine Vielzahl staatlicher Aufgaben. Mehr als 2 000 Ehrenamtliche aus Wirtschaft und Bildungseinrichtungen helfen den 69 fest angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dabei.
IHK Hochrhein-Bodensee
Dr. Alexander Graf
Geschäftsführer, Leiter Geschäftsfeld Standortpolitik
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