Standortpolitik

Wirtschaftsbericht Frühjahr 2011

Höhenflug der regionalen Wirtschaft hält an
Aktuelle IHK-Konjunkturumfrage zeigt weiter positive Entwicklung auf
Konstanz/Schopfheim. Der konjunkturelle Höhenflug von Industrie, Handel und Dienstleistungsgewerbe im IHK-Bezirk Hochrhein-Bodensee hält auch im Frühjahr an. Der von der IHK errechnete Index für das Konjunkturklima in der Region verharrt mit 140,1 Punkten weiterhin auf einem Spitzenwert. Die aktuell mehr als erfreuliche Geschäftslage aller Unternehmen trägt dazu bei. Sorge bereiten die anhaltend hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie der immer mehr spürbare Fachkräftemangel. Von der seit 1. Mai geltenden Arbeitnehmerfreizügigkeit aus den zehn EU-Beitrittsländern Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern erwarten die Unternehmen nämlich keine wesentliche Verbesserung bei der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern.
Industrie mit sehr guter Geschäftslage
Der Aufschwung der vergangenen Monate lässt die Industrie brummen. Rund 60 Prozent aller Industrieunternehmen in der Region sprechen aktuell von einer guten Geschäftslage. Im Rückblick auf das vergangene Jahrzehnt ist das ein absoluter Spitzenwert. Dazu beigetragen haben die hohen Umsätze der Unternehmen sowohl im In- als auch im Ausland. Die Kapazitätsauslastungen befinden sich mit 87 Prozent erneut auf einem hohen Niveau. Seit Beginn des Jahres bekommen die Firmen wieder mehr Aufträge aus dem Ausland.
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Geschäftslage in fast allen regional bedeutenden Branchen stark verbessert während sie im Ernährungsgewerbe weiterhin sehr gut geblieben ist. Einzig die Pharmabranche zeigt sich im Vergleich zum Vorjahr etwas weniger euphorisch.
Handel und Dienstleistungsbereich positiv
Nach wie vor positiv ist die Geschäftslage auch im Handel und Dienstleistungsbereich. So berichten rund ein Drittel der Handelsunternehmen von einer verstärkt kauffreudigen Kundschaft, rund 61 Prozent von einem gleich guten Kaufverhalten der Konsumenten. Kaufzurückhaltung der Verbraucher erlebten lediglich 10 Prozent der befragten Händler.
Diese positive Aussage bestätigt sich auch durch die Einschätzung der Ertragslage für den gesamten Handels- und Dienstleistungsbereich. Hier sprechen 46 Prozent von einer guten und rund 43 Prozent von einer zufrieden stellenden Ertragslage. Lediglich 10 Prozent bezeichnen sie als schlecht. Insgesamt bleibt die Konsumneigung der Bevölkerung hoch.
Erwartungen für die kommenden 12 Monate sind optimistisch
Die Geschäftserwartungen der meisten Unternehmen bleiben auch weiterhin optimistisch. Im Handel gehen rund 95 Prozent auf Jahressicht von einer gleich bleibenden oder gar noch besseren Entwicklung aus. In der Dienstleistungsbranche geben rund 91 Prozent diese Einschätzung ab.
Bei den Industriebetrieben erwartet jedes zweite Unternehmen eine weitere Verbesserung, nur rund 10 Prozent rechnen mit einem Rückgang. Die Zuversicht innerhalb der Industrie speist sich aus den erwarteten Auslandsumsätzen, die insbesondere den Märkten Asiens und der EU zugeschrieben werden.
Stabile Inlandsinvestitionen
Sowohl im Handel und Dienstleistungsbereich als auch in der Industrie wird in den kommenden 12 Monaten weiter investiert. So rechnen rund 85,2 Prozent aller Unternehmen mit gleich bleibenden oder steigenden Investitionen. Lediglich rund 3 Prozent planen für diesen Zeitraum keine Investitionen. Verwendet werden diese Mittel in erster Linie zur Beschaffung von Ersatzbedarfen. Doch auch Rationalisierungsmöglichkeiten und geplante Innovationen von Produkten und Verfahrensweisen sollen damit finanziert werden. Und auch die Beschäftigtenzahlen in der Region werden weiter zunehmen. Insbesondere die Industrieunternehmen prognostizieren für die kommenden Monate weitere Einstellungen. Über alle Branchen hinweg rechnet rund ein Drittel aller Unternehmen mit Neueinstellungen. Die Hälfte möchte die Beschäftigtenzahlen konstant halten und lediglich rund 10 Prozent wollen zukünftig mit weniger Beschäftigten auskommen. Dies wird zu einer weiteren Verknappung des Fachkräfteangebots in der Region führen. Dabei werden insbesondere qualifizierte Mitarbeiter mit einer profunden Berufsausbildung, jedoch weniger Akademiker und Geringqualifizierte händeringend gesucht. Drei von vier Unternehmen sehen das so.
Arbeitskräfte aus den EU-Beitrittsländern können Fachkräftemangel nicht lindern
Im Zusammenhang mit der seit 1. Mai geltenden Arbeitnehmerfreizügigkeit aus den EU-Beitrittsländern rechnen rund 80 Prozent aller Betriebe mit keinen oder nur geringen Konsequenzen für sich oder die Branche. Unter den Industriebetrieben sind es sogar 90 Prozent, die diese Meinung vertreten.
Im Bereich Handel und Dienstleistungen erwarten rund 14 Prozent der Betriebe, dass Unternehmen aus den Beitrittsländern mit Dumpingpreisen auf den Markt drängen werden. Maßnahmen zum Schutz vor unlauterer Billigkonkurrenz wird von den Unternehmen mehrheitlich (rund 75 Prozent) jedoch nicht gefordert. Wenn überhaupt, dann wünschen sich einige Unternehmen, dass ihre Branche ins Arbeitnehmerentsendegesetz aufgenommen wird (rund 14 Prozent). Einen gesetzlichen Mindestlohn für die eigene Branche oder gar für alle will kaum ein Betrieb.
Einig sind sich die Unternehmen darin, dass die Zahl der Fachkräfte, die aus den Beitrittsländern in die Region kommen werden, bei weitem nicht ausreichen, um den künftigen Fachkräftemangel auch nur ansatzweise zu beheben. Momentan beschäftigt kaum ein Unternehmen Arbeitskräfte aus den Beitrittsländern oder plant dies zukünftig zu tun.
Politische Rahmenbedingungen wichtig
Größtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung in der Region stellen weiterhin die steigenden Energie- und Rohstoffpreise dar. Betroffen hiervon ist jedes zweite Unternehmen. Rund 45 Prozent sehen hierin ein Risiko für die weitere Entwicklung ihres Betriebes. Dass momentan 40 Prozent die politischen Rahmenbedingungen als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung sehen, ist sicherlich den nationalen wie internationalen politischen Auf- und Umbrüchen der letzten Monate geschuldet. Generell notwendig sind klare und verlässliche Rahmenbedingungen, innerhalb derer sich Unternehmen langfristig ausrichten und entfalten können.