Standortpolitik

Wirtschaftsbericht Herbst 2008

Dunkle Wolken am Konjunkturhimmel
Konstanz/Schopfheim. Die negativen Auswirkungen der weltweiten Finanz- und Kapitalmarktkrise beeinflussen immer stärker die Erwartungen der heimischen Unternehmer in Bezug auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Der Konjunktur-Index der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee ist im Herbst deutlich gefallen und erreichte mit 106 Punkten den niedrigsten Stand seit 2004. Ausschlaggebend hierfür sind vor allem die seit dem Sommer geradezu dramatisch gesunkenen Geschäftserwartungen für das kommende Jahr. Negative Auswirkungen auf die regionalen Arbeitsmärkte können vor diesem Hintergrund für 2009 nicht mehr ausgeschlossen werden.
Pessimismus macht sich breit
Die aktuelle Geschäftslage ist in weiten Teilen der regionalen Wirtschaft noch immer gut bis zufriedenstellend, insbesondere in den regional bedeutsamen Industriebranchen sowie bei den wirtschaftsnahen Dienstleistungen. Für das Baugewerbe, den Handel und die konsumnahen Dienstleistungen gilt diese Lageeinschätzung mit Abstrichen. Pessimistische Grundströmungen in Bezug auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten gewinnen jedoch zunehmend die Oberhand. Rückläufige Auftragseingänge, Ertragseinbußen und eine sinkende Investitionsbereitschaft sind deutliche Anzeichen für eine Trendwende. Aufgrund der weltweiten Finanz- und Kapitalmarktkrise befürchten viele Unternehmen negative Auswirkungen auf die gesamte Güterwirtschaft. Die Exporterwartungen für 2009 sind gedämpft, insbesondere was die Wachstumschancen auf dem nordamerikanischen Markt anbelangt. Als Zielgebiet mit dem größten Wachstumspotenzial für die heimische Exportwirtschaft hat sich erstmals Russland positioniert. Ihm folgen die asiatischen und die europäischen Märkte. Neue, zusätzliche wirtschaftliche Impulse aus einem steigenden Inlandsgeschäft werden hingegen nicht erwartet. Der vom Handel und Dienstleistungssektor erhoffte Kaufkraftschub ist nicht eingetreten. Preissteigerungen auf breiter Front, vor allem bei den Energiekosten und bei wichtigen Lebensmitteln, haben trotz Lohn- und Beschäftigungszuwachs das verfügbare Realeinkommen der Bevölkerung eher schrumpfen lassen.
Trendwende am Arbeitsmarkt?
Erstmals seit vielen Monaten ist die Bereitschaft der Unternehmen wieder gesunken, zusätzliche Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen. Rund 40 Prozent der von der Industrie- und Handelskammer befragten Unternehmen geben an, dass sie über offene Stellen verfügen, diese derzeit jedoch nicht besetzten können. Dies sind mehr unbesetzte Stellen als noch vor einem Jahr. Dass diese Stellen nicht besetzt werden liegt im Wesentlichen daran, dass sich keine geeigneten Bewerber für die jeweiligen Positionen finden lassen. Besonders häufig klagt die heimische Industrie über einen Mangel an entsprechenden Fachkräften. Bei ihrer Personalsuche nutzt nahezu jedes Unternehmen den Stellenmarkt in Zeitschriften/Fachzeitschriften, jedes zweite Unternehmen wendet sich an private Arbeitsvermittler und Zeitarbeitsunternehmen sowie an die regionalen Arbeitsagenturen. Wachsenden Zuspruch finden darüber hinaus immer häufiger auch private Internet-Jobportale und virtuelle Jobbörsen.
Als Haupthindernisse für die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze in Deutschland werden neben dem wachsenden Fachkräftemangel (betroffen ist vor allem die Industrie), die zu hohen Arbeitskosten (Handel und im Dienstleistungssektor) sowie die Vorgaben beim Kündigungsschutz gesehen. Aber auch die massiv gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten erweisen sich zunehmend als „Arbeitsplatzkiller”. Produktionseinschränkungen oder gar Produktionsverlagerungen ins Ausland stehen für einzelne, energieintensive Industrieunternehmen, mittelfristig durchaus im Fokus. Die politisch kontrovers geführte Diskussion um die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns in Höhe von 7,50 Euro tangiert weniger als zehn Prozent der befragten Unternehmen in der Region. Gravierende negative Beschäftigungseffekte bei Einführung eines solchen Mindestlohnes lassen sich für die regionale Wirtschaft aus den Umfrageergebnissen der Industrie- und Handelskammer nicht ableiten. Mit einem leichten Rückgang müßte eventuell gerechnet werden.