Vollversammlung: Gemeinsam gegen Unsicherheit

• „Parlament der Wirtschaft“ traf sich am 20.11.2025 in Waldshut-Tiengen
• Austausch zwischen den Branchen in besonders volatiler Zeit
• Impulsvortrag zu Gründung mit Start-up „InnoZell“ als Gast
Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hochrhein-Bodensee als das „Parlament der Wirtschaft“ in der Region kam am 20.11.2025 in Waldshut-Tiengen zur Herbstsitzung zusammen. „Die Vollversammlung ist immer auch ein Forum, wo sich Unternehmen aus Industrie, Dienstleistung und Handel austauschen. Heute treffen sich Branchen, die boomen, und Branchen, die wirklich kämpfen“, sagt IHK-Präsident Thomas Conrady bei der Sitzung in der Sparkasse Hochrhein. Gemeinsam mit dem Präsidium und Hauptgeschäftsführerin Prof. Dr. Katrin Klodt-Bußmann berichtet er aus den drei IHK-Geschäftsbereichen „Menschen bilden“, „Unternehmen fördern“ und „Region entwickeln“. „Wir sind in den Unternehmen präsent, um Nöte und Anliegen zu sammeln und aufzugreifen“, beschreibt Katrin Klodt-Bußmann eine der zentralen Aufgaben der IHK auch im Jahr 2025. Wie die IHK die Beziehungen über Grenzen hinweg gestaltet, verdeutlichen Einblicke unter anderem in den Wirtschaftsgipfel Baden-Württemberg sowie in das Treffen in Konstanz mit regionalen Clusterverbänden und Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im baden-württembergischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus.

Umgang mit Unsicherheit
In der Diskussion teilen mehrere Mitglieder der Vollversammlung spontan ihre aktuellen Erfahrungen als Unternehmerinnen und Unternehmer. „Der Rundumblick zeigt: Wir leben in extrem schnellen Zeiten, und wir leben in extrem unsicheren Zeiten. Wir werden uns noch stärker daran gewöhnen müssen“, lautet das Fazit von IHK-Präsident Thomas Conrady. „Wir sind da, um zu gestalten, und wir blicken gen Stuttgart, Berlin und Brüssel, wo Entscheidungen getroffen werden müssen, die die Planungssicherheit steigern.“

Konjunkturklimaindex im Herbst gesunken
Die wirtschaftliche Situation in der Region Hochrhein-Bodensee spiegelt sich im Index für das Konjunkturklima. Gegenüber der Frühjahrsbefragung ist der Index, der aus einem Lage- und einem Erwartungsindikator besteht, von 102 Punkten auf 98 Punkte zurückgegangen. Sorgen machen sich die Unternehmen aktuell um die Nachfrageseite, erläutert Dr. Alexander Graf, als Leiter Standortpolitik bei der IHK Hochrhein-Bodensee zuständig für ihren Konjunkturklimaindex. Zurückhaltender als im langjährigen Durchschnitt zeigen sich die Unternehmen bezüglich der Investitionsabsichten im Inland.

„Kurs Wirtschaftswende“: Positionen zur Landtagswahl
Mit Blick auf die Landtagswahl im März 2026 stellt IHK-Präsident Thomas Conrady, zugleich Vizepräsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK), das BWIHK-Positionspapier „Kurs Wirtschaftswende“ vor. Darin zusammengefasst sind Forderungen an die Landespolitik zu den vier Bereichen „Regulatorik und Verwaltung“, „Industrie und Innovation“, „Bildung und Fachkräfte“ sowie „Infrastruktur und Energie“.

Gründungen vor allem in Beratung, Handel und Gastronomie
Einen weiteren inhaltlichen Impuls gab Felix Keller anhand seiner Erfahrungen als IHK-Referent Existenzgründung und Unternehmensförderung. Er ist Ansprechpartner für Gründerinnen und Gründer, berät und beteiligt sich an überregionalen und regionalen Netzwerken wie farm e.V. in Konstanz oder der Startup-Academy in Lörrach Innocel. Im Jahr 2024 verzeichnete die IHK in den Landkreisen Konstanz, Waldshut und Lörrach 1.238 Gründungen (einschließlich Umfirmierungen). Sie sind hauptsächlich der Beratung, dem Handel und der Gastronomie zuzuordnen.
Beispielhaft für ein Start-up, das sich aus der Universität heraus gegründet hat, präsentieren Dr. Clovis Hugues Seumen Tiogang und Dr. Ann-Kathrin Mix von „InnoZell“ aus Konstanz ihre Gründungsidee neuartiger zellbasierter Testsysteme, um mikrobielle Verunreinigungen in Medikamenten oder Medizinprodukten schnell und ohne Tierversuche zu erkennen. „Der IHK-Vollversammlung ermöglichten sie unmittelbare Einblicke in Anliegen und Perspektiven junger Gründerinnen und Gründer in der Region“, betont Katrin Klodt-Bußmann.

Herzlicher Abschied
Mit Dr. Michael Schwabe (ETO Magnetic GmbH, Stockach) und Bettina Gräfin Bernadotte af Wisborg (Mainau GmbH, Konstanz) verabschiedete die Vollversammlung zwei langjährige Mitglieder. Michael Schwabe prägte die IHK-Gremienarbeit seit 2009 in der Vollversammlung und über ein Jahrzehnt als IHK-Vizepräsident. Bettina Gräfin Bernadotte af Wisborg wirkte seit 2014 in der Vollversammlung und war zudem 2017 bis 2019 Vizepräsidentin. Michael Schwabe verlässt die Vollversammlung mit der Herbstsitzung, Bettina Gräfin Bernadotte af Wisborg bleibt Mitglied bis Ende 2025.