Pressemeldung

Neujahrsempfänge in Konstanz und Schopfheim

Eine Liebeserklärung zum Abschluss
Zweimal vollbesetztes Haus, zweimal langanhaltender Beifall mit Standing Ovations für den scheidenden Hauptgeschäftsführer, viele Gespräche und noch mehr Gesprächsstoff: Das waren die beiden Neujahrsempfänge der IHK Hochrhein-Bodensee an zwei aufeinanderfolgenden Abenden – erst in der Schopfheimer Stadthalle, danach im Bodenseeforum in Konstanz. Nicht nur deshalb war es ein besonderes Doppelereignis, das musikalisch hochkarätig vom schweizerischen Raphael-Jost-Trio begleitet wurde.
Schon der Beginn ließ erahnen, dass diese Neujahrsempfänge Neues bringen würden: Da flimmerte ein Film von Achim Mende über die große Leinwand, auf der die beiden IHK-Standorte aus der Luft, bei Nacht, bei Tag und aus verschiedenen Perspektiven eindrucksvoll in Szene gesetzt wurden. So wurde gleich zu Anfang der Veranstaltung auf die Größe und Vielfältigkeit des Kammergebiets verwiesen und eine Brücke zwischen den beiden Standorten geschlagen, bevor IHK-Präsident Thomas Conrady die Bühne betrat.
Soziale Marktwirtschaft braucht Weltoffenheit
In seiner Ansprache ging Conrady – vor allen anderen Themen – auf die politische Stimmungslage in Deutschland und die vielen Demonstrationen für die Demokratie ein. „Es ist großartig, dass so viele Menschen für die Werte, die unser Land ausmachen, auf die Straße gehen“, stellte er heraus. „Weltoffenheit und globaler Austausch von Waren, Dienstleistungen und Ideen sind Grundlage der sozialen Marktwirtschaft. Es kann daher nicht im Sinne der Unternehmen sein, wenn Positionen an Boden gewinnen, welche die europäische Integration, den Multilateralismus, unsere Einbindung in die westliche Sicherheitskultur oder gar rechtsstaatliche Prinzipien in Frage stellen“, fasst er unter dem Beifall der Gäste zusammen.
Conrady erinnerte in seiner Festansprache an seine Ausführungen vor einem Jahr. Da habe er seine Rede mit diesen Sätzen begonnen, zitierte er: „Das, was wir in den vergangenen Jahren erlebt haben, von der Pandemie über den sich beschleunigenden Klimawandel bis zum Krieg in der Ukraine, hat uns in eine ‚herausfordernde Situation‘ gebracht. Die Aufgaben, vor denen wir stehen, sind immens: im Kammergebiet, im ganzen Land, in Europa und in der Welt.“ Die Herausforderungen seien in der Zwischenzeit nicht geringer geworden – „im Gegenteil“. Der IHK-Präsident machte zwar deutlich, dass es Bewegung gebe: Der Erkenntnisgewinn in vielen Sektoren sei gewachsen, und es seien erste Schritte gemacht worden. Aber zu „zaghafte und möglicherweise auch unklare Schritte“. Und das, obwohl „die Zeit drängt“! Aus Sicht von Conrady hat Deutschland kein „Wissens-, sondern ein Umsetzungsproblem“, vor allem wenn es um den Bürokratieabbau, den Auf- und Ausbau von Infrastruktur, um gute nachhaltige Staatsfinanzen und um eine gerechtere Verteilung gehe.
Die Handball-Nationalmannschaft als Vorbild
Warum, fragte Conrady, komme man nicht vom Fleck? In seiner Antwort nahm er Bezug auf die Handball-EM und das positive Auftreten der Nationalmannschaft: „Wir sehen schnelle, agile und präzise Spielzüge, jeder Spieler übernimmt Verantwortung, jeder Spieler hat den Willen zum Abschluss.“ Es sei ein tolles und sehr gut aufgestelltes Team. Und dann fragte er: „Die Politik in Bund, Land und Kommunen, die Wirtschaft mit den Unternehmen, den Gewerkschaften, den Verbänden, die öffentliche Verwaltung, die sozialen Einrichtungen – alle gesellschaftliche Gruppen: Sind wir auch so gut aufgestellt? Ist unser Zusammenspiel auch so schnell, präzise und agil? Denken und handeln wir auch im Sinne des Ganzen? Nein!“ Zumindest nicht immer, nicht überall und nicht durchgängig.
Dabei sei nicht alles schlecht: „Ich sehe auf dem Spielfeld ‚Deutschland‘ viele Teamplayer, die gerne nach vorne stürmen wollen“, schob Conrady nach. Doch die würden durch immer mehr Verordnungen eingeschränkt oder festgehalten. Ein sinnvoller Bürokratieabbau auf der einen, mehr Zusammenwirken auf der anderen Seite: Das sind für den IHK-Präsidenten Pfeiler für eine bessere Zukunft. „Lassen Sie uns wieder ein tolles Team auf dem Spielfeld werden!“, forderte er und erhielt dafür viel Applaus.
Besser warm anziehen
Im Anschluss sorgte Sven Plöger für fröhliches Lachen, ernste Momente und ein bisschen Zuversicht. Der Meteorologe aus dem Rheinland, vor allem durch seine Moderationen in der ARD bekannt, sprach über das Klima und wie es um dieses bestellt ist. Der Titel seines Vortrags ließ dabei wenig Interpretationsspielraum: „Zieht Euch warm an, es wird noch heißer.“ Plöger zeigte und erläuterte Statistiken, ordnete Daten ein und zeigte Zusammenhänge auf. Dabei bewegte er sich auf der wissenschaftlich-sachlichen Ebene genauso souverän wie auf der emotionalen, wenn er eigene Eindrücke etwa vom schwindenden Unteren Grindelwaldgletscher schilderte. Plöger erteilte Beschwichtigungsversuchen oder Ausreden eine Absage. Nur, weil sechs Länder deutlich mehr Treibhausgase emittieren würden, sei das kein Grund für Zurückhaltung: 188 andere Länder emittieren zum Großteil sogar erheblich weniger. Das sei die bessere Kontrollgröße. Und noch sei es nicht zu spät, den Klimawandel zumindest zu verlangsamen.
Spatenstiche säumen seinen Weg
17 Jahre stand Claudius Marx an der Spitze der IHK Hochrhein-Bodensee. Die beiden Neujahrsempfänge in Schopfheim und Konstanz waren die letzten offiziellen Termine des Hauptgeschäftsführers. Thomas Conrady nutzte die Gelegenheit, um sich für die wunderbare Zusammenarbeit und das gute Miteinander zu bedanken. Er erinnerte daran, dass es Marx gewesen sei, der die Entwicklung der IHK Hochrhein-Bodensee stark vorangetrieben habe. Neben den vielen internen Veränderungen hob er das Bildungszentrum in Schopfheim und den Standort Bodenseeforum hervor: Ohne das Engagement Marx‘ wären beide Projekte sicher nicht gelungen – und andere auch nicht: „Zahlreiche Spatenstiche säumen Deinen Weg“, sagte er mit einem herzlichen Lächeln in der Stimme. „Du hast uns Gehör, Anerkennung und Beachtung verschafft“, fasste er zusammen. Als Geschenk überreichte er ihm im Anschluss einen Lawinenrucksack, damit der dann frühere Hauptgeschäftsführer seinen Hobbys noch lange sicher nachgehen kann.
Liebe auf den ersten Blick
„Ohne eine kleine Liebeserklärung an die IHK wird es nicht gehen“, begann Claudius Marx seine Abschlussrede. 17 Jahre habe er mit und in der IHK verbracht – das sei statistisch zwei Jahre länger als eine durchschnittliche Ehe in Deutschland. Es sei „Liebe auf den ersten Blick“ gewesen, erinnerte er sich an den Start seine Zeit „als Büroleiter“ bei der IHK. Denn es seien die Unternehmen, die die IHK bildeten, nicht die Mitarbeitenden an den Standorten. „Wir sind nur das Büro“, sagte er mit einem Augenzwinkern. Die Idee der wirtschaftlichen Selbstverwaltung mag vielleicht nicht sexy sein, „aber sie ist eine der besten Ideen überhaupt“, daher habe er die Arbeit genossen. Entscheider und Entscheidungsbetroffene seien eins. Das sei seit zweihundert Jahren so und habe alle Staatsformen in Deutschland überdauert. „Es ist schön, Teil dieser Geschichte zu sein.“
Marx dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Unternehmerinnen und Unternehmern und den Menschen in Politik und Verwaltung, die ihn auf seiner beruflichen Laufbahn begleitet haben, die den Gedanken der IHK leben und „die mich immer wieder überrascht haben“. Die IHK werde oft als „ewig unzufrieden“ dargestellt. Das sei sie auch, aber im Sinne einer schöpferischen Unzufriedenheit.
Denn die führe dazu, dass man Dinge verbessern will. Diese schöpferische Unzufriedenheit wünschte er seiner Nachfolgerin Katrin Klodt-Bußmann. Bevor er sie auf die Bühne bat, erhielt der scheidende Hauptgeschäftsführer langanhaltenden Applaus und stehende Ovationen. 
Katrin Klodt-Bußmann bedankte sich bei ihrem Vorgänger, mit dem sie den Januar über Seite an Seite gearbeitet habe, um einen nahtlosen Übergang zu schaffen. „Ich bin die neue Büroleiterin“, sagte sie mit einem Schmunzeln in der Stimme und nahm die positive Stimmung im Saal direkt auf: „Der heutige Abend hat mich bestätigt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.“ Sie habe großen Respekt vor der Aufgabe und freue sich auf die Zusammenarbeit mit allen. „Ihr Vertrauen verstehe ich als Auftrag“, sagte sie, bevor die Veranstaltung musikalisch beschlossen wurde.  

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Achim Mende – Drohnenflug über die Standorte in Konstanz und Schopfheim


Weitere Eindrücke von den Drohnenaufnahmen und Luftbilder aus dem Kammergebiet gibt es unter http://www.ihk360.de/