Coronavirus

IHK-Präsident Thomas Conrady: "Jeder Tag zählt!"

Das Corona Virus ist einmal um die Welt gelaufen und es hat jeden Kontinent, jedes Land anders erwischt - fast alle aber kalt! Dieses Virus war und ist ein Stresstest für alle Systeme, das politische System, das Gesundheitssystem, für Wirtschaft und Gesellschaft.
In diesem globalen Stresstest, das kann man heute sagen, hat sich Deutschland bislang gut geschlagen. Ja, die Krise hat auch uns überrascht, ja, sie hat innerhalb weniger Wochen unser wirtschaftliches, gesellschaftliches und kulturelles Leben nahezu zum Stillstand gebracht.
Sie hat Straßen entleert, Menschen isoliert, Liefer- und Leistungsketten unterbrochen.
Aber, es ist gelungen, mit dem Mut zu einschneidenden Maßnahmen, dem Sonderopfer der behördlich geschlossenen Unternehmen und nicht zuletzt der Disziplin, der Solidarität und der Kooperationsbereitschaft der Menschen die exponentielle Entwicklung des Infektionsgeschehens zu brechen. Das ist ein ganz großer, nicht zu unterschätzender Erfolg. Der "Tsunami", der unser Gesundheitssystem in die Knie gezwungen hätte, ist ausgeblieben, die Reproduktionszahl unter "1" gesunken, die absolute Zahl der Genesenen steigt aktuell steiler an als die der neu Infizierten. Darüber kann, darf und sollte man sich freuen.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es einen zweiten Tsunami gibt, der uns zu überrollen droht. Er ist ökonomischer Natur und sein Schadenspotenzial ist nicht minder groß als das des Virus. Während die epidemiologischen Maßnahmen erfreuliche Erfolge zeigen, ringen viele Unternehmen um ihre Existenz. Viele tausend Arbeitsplätze sind in akuter Gefahr. Von der kleinen Gaststätte, die gänzlich ohne Einnahmen ihre Pachtzahlung nicht mehr stemmen kann, bis zur Fluglinie, deren Maschinen am Boden stehen, summieren sich die laufenden Verluste zu astronomischen Beträgen auf, zu einer Rezession ohne Beispiel.
Staatliche Hilfen können diese Verluste auch nicht im Ansatz ausgleichen.
Sie können, und das ist schon per se eine Herkulesaufgabe, nur helfen, die Liquidität zu sichern, die Unternehmen brauchen, um nicht schon jetzt mangels Zahlungsfähigkeit in die Insolvenz zu geraten. Die Soforthilfe Corona, die Klein- und Kleinstunternehmen mit einem nicht rückzahlbaren Zuschuss unterstützt, hat dies in vielen, vielen Fällen erfolgreich verhindert. Für uns, die IHK Hochrhein-Bodensee, haben die Bearbeitung der Anträge und die Beratung der Mitglieder seit Wochen absolute Priorität. Ich freue mich sehr, dass wir diese Aufgabe im engen Kontakt zu unseren Mitgliedsunternehmen erfolgreich stemmen konnten.
Doch damit ist die Schlacht noch nicht gewonnen. Im Gegenteil. Die milliardenschweren Kreditprogramme, die Soforthilfen und das Kurzarbeitergeld für über zehn Millionen Beschäftigte werden unser Gemeinwesen auf viele Jahre hinaus erheblich belasten. Es sind die nächsten Generationen, die diese Rechnung werden bezahlen müssen. Und das kann nur gelingen, wenn unsere Wirtschaft schnell wieder auf die Beine kommt.
Jeder Tag zählt. Kein Tag, an dem es die gesundheitspolitische Situation erlaubt, zu einer wirtschaftlichen Normalität zurück zu kehren, darf jetzt verschenkt werden. So gut die Soforthilfe war, sie wird, sie kann nicht reichen, um die Unternehmen aus der Krise zu führen. Es gibt nur eine Kraft, die dafür ausreicht, und das ist die Wirtschaftskraft der Unternehmen selbst und ihrer Mitarbeiter. Diese Kraft so schnell zu entfesseln, wie es die Pandemiebekämpfung zulässt, ist das Gebot der Stunde.
Nach den ersten schrittweisen Lockerungen gilt es nun, die verbliebenen Restriktionen wirtschaftlicher Aktivität rasch aufzuheben und durch Verhaltensregeln, Schutzmaßnahmen und Hygienekonzepte zu ersetzen. Wir wollen das Risiko des Virus nicht verharmlosen, aber an die Stelle des Verbots müssen flankierende Maßnahmen treten, die beides gewährleisten - unternehmerische Aktivität samt zugehöriger Beschäftigung und die Eindämmung des Infektionsrisikos.
Ganz oben auf der Liste der danach überfälligen Lockerungen steht die Öffnung der Grenzen zu unseren Nachbarländern. Wo die Bedrohung durch das Virus, die dagegen ergriffenen Maßnahmen und die dabei erzielten Erfolge auf beiden Seiten der Grenze vergleichbar sind, gibt es keinen sachlichen Grund mehr, die Personenfreizügigkeit vollständig zu unterbinden. Die Schlagbäume zu Österreich, zur Schweiz und zu Frankreich müssen dahin zeigen, wo wir alle wieder hin wollen - nach oben!
Herzlich
Ihr
Thomas Conrady