Best Practice: Fruchthof Konstanz

Die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz betreffen alle – auch die Wirtschaft. In unserer Serie stellen wir Ihnen Unternehmen aus der Region vor, die sich besonders in diesen Bereichen engagieren. Sie erzählen, welche Maßnahmen sie ergreifen, um zum Klimaschutz beizutragen. In diesem Artikel stellen wir die Fruchthof Konstanz GmbH vor, die Vorreiter in Sachen Geothermie in Europa waren und auch weiterhin stätig nach Möglichkeiten suchen, die Natur zu schützen.
Den Impuls, die Natur zu schützen, bekam Jürgen Riedlinger, Geschäftsführer des Fruchthofs Konstanz, nach der Nuklearkatastrophe in Tschernobyl. „Wir arbeiten mit der Natur und sobald es dieser nicht gut geht, fällt das auf uns zurück.“ Bei der Gründung des Unternehmens 1993 achtete er deshalb von Beginn an auf den Klimaschutz. Noch im selben Jahr ließ er das Unternehmen EMAS zertifizieren. „Damals waren wir der erste Großhandel in Deutschland, der das Zertifikat erhalten hat. Das Konzept dafür haben wir zusammen mit Uwe Böhm von der IHK Hochrhein-Bodensee entwickelt“, erzählt Riedlinger. Sieben Jahre später wurde dem Großhandel als erstes Unternehmen im Landkreis Konstanz der Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg verliehen.
Der Fruchthof Konstanz liefert in 60 Kilometern Umkreis Obst und Gemüse an Gastronomie, Lebensmittelfachhandel und Großküchen. Rund 45 Mitarbeiter arbeiten im 24/7 Betrieb am Standort im Konstanzer Industriegebiet. Die Produkte bezieht das Unternehmen, wenn möglich, regional. Geleitet wird der Großhandel von Jürgen Riedlinger und, damit schon in der dritten Generation, seinem Sohn Daniel Riedlinger.
Auf einem Grundstück hatte Jürgen Riedlinger 1998 die Möglichkeit, ein neues Betriebsgebäude bauen zu lassen. Sein Ziel war „eine möglichst hohe Energieeffizienz.“ Dafür nutzte der Unternehmer Geothermie und war damit ein Vorreiter in Deutschland. 60 in den Boden gerammte Betonpfähle sorgen für die Kühlung der großen Lagerhalle im Sommer und für das Heizen im Winter. Wie? In den Betonpfählen sind wasserführende Leitungen integriert. Das Wasser erreicht eine Temperatur von acht Grad in 16 Metern Tiefe, von wo aus es nach oben gepumpt wird und durch weitere Leitungen im Boden der Halle verläuft. Insgesamt 14 Kilometer Leitungen sind verbaut und 80 Kreisläufe halten das System stabil und sorgen für ein konstant kühles Klima.
Nicht nur die Geothermie sorgt für eine gleichmäßige Temperatur in der Halle, auch das begrünte Dach schützt vor Temperaturschwankungen. Eine bis zu 25 cm dicke Erdschicht bedeckt das Dach. Genug, damit diverse Pflanzen, wie Gräser, Wildblumen und sogar wilde Orchideen wachsen.
Wie ein kleiner Garten inmitten des Industriegebiets wirkt das Dach, auf dem Birken, Pappeln, Weiden und zwei gerettete Nadelbäume vom Weihnachtsmarkt zu finden sind. Der Garten wird dabei nicht nur von den Mitarbeitern zur Pause oder vom Geschäftsführer als Rückzugsort genutzt, „wir konnten schon Buntspechte, Eichhörnchen, eine Vielzahl von Insekten und sogar brütende Enten bei uns beobachten“, erzählt Riedlinger begeistert.
Zwei Zisternen mit insgesamt 160.00 Litern Fassung unter dem Hallenboden sorgen für die Bewässerung. In ihnen wird das gesamte Regenwasser aufgefangen. „Im Hochsommer können wir auch bei sechs Wochen Trockenheit ausreichend bewässern.“
Zwei Photovoltaikanlagen decken bis zu 30 Prozent des Strombedarfs des Gebäudes. Solarzellen auf einigen Lastwagen des Obst- und Gemüsegroßhandels sorgen für ausreichend Kühlung der Produkte während der Auslieferung. Zwei der Lastwagen werden außerdem mit Erdgas angetrieben. „Aus den Holzkisten, in denen wir Obst und Gemüse lagern, haben wir Türen und Einbauschränke im Verwaltungs- und Lagerbereich fertigen lassen“, beschreibt Riedlinger weitere Maßnahmen.
Das Unternehmen setzt außerdem auf die Zusammenarbeit mit Erzeugern, Händlern und Gastronomen aus der Region. 2004 war Jürgen Riedlinger mit seinem Unternehmen Mitgründer des Vereins Gutes vom See. Aus 12 Mitgliedern sind mittlerweile über 70 geworden. Ihnen allen liegen die Natur und der Klimaschutz am Herzen. Gemeinsam wollen sie die Bodenseelandschaft schützen und nachhaltig verbessern. Die Maßnahmen, die die Mitgliedsunternehmen dazu nutzen, werden jährlich überprüft.
Und wie sieht die Zukunft für den Fruchthof Konstanz aus? „Wir warten weiterhin auf ausgereiftere und bezahlbare Technologien im Mobilitätswesen“, erklärt Riedlinger. „Darin würden wir in Zukunft gerne investieren.“ Auf das bisherige Engagement mit allen Maßnahmen ist der Geschäftsführer aber bereits jetzt stolz: „Ich würde alles so wieder machen!“
jb