Klimaschutz in Unternehmen: Click A Tree

Chris Kaiser bietet Nachhaltigkeit in Kombination mit Alltagskonsum. Das Fernweh hat er vom Vater geerbt, und die Weltkarte über dem Sofa im elterlichen Wohnzimmer spricht Bände. Chris Kaiser ist rumgekommen im Leben. Kaum ein Fleckchen Erde, das seine Eltern, der Sohnemann auf eigene Faust oder die komplette Familie nicht bereist und mit einem Fähnchen markiert haben. „Die ersten sechs Jahren habe ich in Kamerun und Tansania gelebt“, begründet der 34-Jährige, weshalb er den Freiheitsdrang quasi mit der Muttermilch eingesogen hat. Vater Volker verdiente seine Brötchen als Tropenarzt. Die Familie ist erst wieder nach Deutschland gezogen, als der Sohn 1992 in Böhringen eingeschult wurde.

Der Bodensee – ein Heimathafen für ein fast grenzenloses Berufsleben. Denn das Unternehmen, das er 2018 gestartet und zwei Jahre später in eine GmbH umgewandelt hat, umspannt die ganze Welt. Click A Tree funktioniert über Kooperationen mit ökologisch interessierten Firmen, deren Kunden bereit sind, etwas mehr zu bezahlen, damit von diesem Geld in Ghana, Thailand oder auf den Philippinen ein Baum gepflanzt wird. Das können Restaurants oder Hotels sein, Weinhändler, Zahnbürsten- Hersteller oder Dachdecker. Sogar ein Bestatter bietet an, zusätzlich zur eigentlichen Dienstleistung ein ökologisches Mosaiksteinchen im Gedenken an die verstorbene Person dazuzukaufen – in Form eines CO2 speichernden Baumes.

„Wir müssen Nachhaltigkeit fest im Alltag verankern“, erklärt Chris Kaiser seine Philosophie. „Deshalb denken wir betriebswirtschaftlich.“ Das stand für ihn immer im Fokus. Er wollte die Welt bereisen, hat früher nicht groß über seinen CO2-Fußabdruck nachgedacht. Der Plan war, „dort Geld zu verdienen, wo es schön ist“. So hat er nach dem Abitur in Australien unter anderem Kängurus gepflegt. In Ägypten war er Animateur für gestresste Urlauber, und in Thailand hat er Naturtouren für einen Anbieter von Luxuscamps durchgeführt und das Marketing hierfür aufgebaut. Dort hat er auch erlebt, unter welch fragwürdigen Bedingungen Elefanten zum Teil leben mussten, und wie der Regenwald abgeholzt wurde.

Die Dickhäuter sind ihm ans Herz gewachsen, und sein ökologisches Bewusstsein wurde geweckt. Und so entstand die Idee, Gelder zu akquirieren für Wiederaufforstungsprojekte, um damit langfristig Lebensräume für Tiere schaffen – und dem Klimaschutz zu dienen. Als echter Booster für sein Geschäft entpuppte sich die Teilnahme am TV-Event „Die Höhle der Löwen“. Das Telefon habe zwei Wochen lang nicht stillgestanden, erinnert sich Kaiser.

Aktuell liegt die Zahl der mit Click A Tree finanzierten Bäume bei rund 160.000. Das jüngste Baby, das Chris Kaiser im März mit seinem Team aus der Taufe gehoben hat, ist der Impact-Bereich auf seiner Website. Nach und nach können sich Unternehmen dort freischalten lassen, sich über Kennzahlen wie gepflanzte Bäume, das gespeicherte CO2 und die Anzahl geschaffener Arbeitsplätze informieren und diese Zahlen dann werbewirksam in ihren Marketing-Mix integrieren.

Bei allem Fernweh: Hat er mal überlegt, Wälder in Deutschland aufzuforsten? Antwort: Vielleicht später. Die Bäume wachsen hier durch den Winter langsamer, die Eigentums-Verhältnisse sind kleinteiliger. „Außerdem leben 75 Prozent der Wildtiere in den Tropen“, weiß Kaiser. Und denen will er ja in erster Linie helfen.

bb