Interview

Interview mit Joachim Gerteis

Interview mit Joachim Gerteis, Manager Environmental Affairs and Occupational Safety bei dem Automobilzulieferer A Raymond
Welche Rolle spielen Energieeffizienz und Klimaschutz bei A Raymond?
Joachim Gerteis: Den Umwelt- und Klimaschutz verfolgen wir schon seit Jahrzehnten in unserem Unternehmen. Wir haben schon früh ein Umweltmanagement eingeführt. Dabei geht es um die Umweltverträglichkeit von Produkten und Prozessen einerseits sowie die Verhaltensweisen der Mitarbeiter andererseits. 2012 haben wir beschlossen, zusätzlich ein Energiemanagement einzuführen. Mit über 300 Messstellen können wir sehr genau und minutiös die Energienutzung beobachten und den einzelnen Abteilungen genaue Angaben zum Energieverbrauch geben. Dabei geben wir den Verbrauch auch in Euro an, damit die Kolleginnen und Kollegen sich den Verbrauch besser vorstellen können. Das Monitoring dient natürlich auch dazu, den Energieverbrauch immer weiter zu senken.
Was machen Sie genau, um den Energieverbrauch zu senken?
Wenn wir erkennen, dass eine Maschine zu viel Energie verbraucht, denken wir über Ersatz nach. Bei Neuinvestitionen, egal ob Kühlmaschinen, Pumpen oder Spritzgussmaschinen, achten wir darauf, dass die Verbrauchswerte sehr gut sind. Das Angebot an energieoptimierten Maschinen wird auch immer besser. Es gibt mittlerweile Spritzgussmaschinen, die voll elektrisch und nicht hydraulisch sind. Auch vor Ort tüfteln wir an der Produktion, zum Beispiel ob Temperatursprünge bei der Härtung sein müssen oder ob es doch konstanter geht. Es geht aber bei allem auch darum, die einzelnen Mitarbeiter zum Mitmachen zu motivieren. Jeder soll sich Gedanken machen, auch wenn es nur darum geht, das Licht auszumachen oder richtig zu lüften. Selbstverständlich schulen wir unsere Belegschaft, das Thema Energieeffizienz stets mitzudenken.
Darüber hinaus nutzen wir die Abwärme in der Produktion zum Beispiel zur Beheizung der Duschen in den Sanitäranlagen. Bei größeren Anlagen nutzen wir Sprinklertanks als Wärmepuffer. Für den Pendelverkehr zwischen den Standorten Weil und Lörrach haben wir Elektroautos angeschafft, die an Tankstellen auf dem Werksgelände geladen werden. In Lörrach planen wir außerdem gerade, die ganze Fläche komplett neu zu bebauen. Wir möchten dann auf das Grundwasser zurückgreifen und damit heizen. Der Standort wird dann CO2-neutral sein.
Ist A Raymond für die Zukunft gut aufgestellt?
Wir stehen vor zwei Herausforderungen: der Mobilitätswende und dem Klimaschutz. Unser Weg geht nur in eine Richtung: Klimaneutralität. Das wird von uns erwartet und verlangt. Zum einen vom Gesetzgeber, zum anderen von unseren Kunden, den großen Autoherstellern. Die möchten bis 2030 klimaneutral sein, das heißt, wir als Lieferant müssen das dann auch. Wir sind gut aufgestellt, weil das Thema für uns nicht neu ist. Aber es bleibt eine große Kraftanstrengung, weil wir auch wettbewerbsfähig bleiben müssen. Wir hoffen, dass die Anstrengungen irgendwann ein Wettbewerbsvorteil sein werden, bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Es bedarf weiterer Innovationen, die uns helfen, CO2-neutral zu werden. Eine wichtige Rolle wird der Wasserstoff spielen.