Doppelinterview

„Klimaneutralität ist unser Ziel“

In Unternehmen spielen die Themen Energieeffizienz und Klimaschutz eine immer größere Rolle. Was man genau tun kann, darüber haben wir mir Uwe Lügering und Marco Philipp von der IGS Aerosols GmbH in Wehr gesprochen.
Welche Rolle spielen Energieeffizienz und Klimaschutz bei der IGS Aerosols GmbH?
Uwe Lügering: Das Thema ist seit über 20 Jahren bei uns präsent. Seit Langem sind wir als EMAS-Unternehmen umweltzertifiziert und verpflichten uns damit zu einer kontinuierlichen Verbesserung unserer Umweltleistung über gesetzliche Anforderungen hinaus. Wir haben im Unternehmen schon einiges getan, um unsere Energieeffizienz zu verbessern. Klimaneutralität ist unser Ziel. Doch das geht nicht von heute auf morgen. Das ist ein Prozess mit vielen kleinen Schritten.
Was haben Sie schon umgesetzt?
Marco Philipp: Wir haben zwei Werke am Standort. Bei einem haben wir die Heizung von Öl auf Gas mit Pufferspeicher und Blockheizkraftwerk (BHKW) umgestellt. Ein Gas-BHKW erzeugt gleichzeitig Strom und Wärme. Damit sind wir von öffentlichen Versorgern unabhängiger. Unser Werk 2 hat noch eine Ölheizung. Hier möchten wir Richtung Photovoltaik und Elektrowärmepumpe gehen. In beiden Werken befassen wir uns außerdem mit der Abwärme aus der Produktion. Hier sehen wir noch großes Potenzial.
Uwe Lügering: Unsere Bemühungen lohnen sich bereits heute. Die Verbräuche sind eindeutig rückläufig. Nur in unserer Pharmasparte hat sich der Verbrauch leider erhöht. Das liegt daran, dass sich die Herstellungspraxis für Arzneimittel verändert hat, in unserem Fall wurde der Einsatz von Klimaanlagen notwendig, um die richtigen Reinluftbedingungen zu gewährleisten. Das zieht natürlich viel Energie.
Marco Philipp: Es ist immer wichtig zu wissen, wo wird was und wie viel verbraucht. Dazu haben wir die Gebäudetechnik neu aufgebaut, um die ganzen Verbraucher und Zählerstände zu dokumentieren und auswerten zu können. Ein weiteres wichtiges Thema bei uns ist die Erzeugung von Druckluft, die wir für unsere Produkte brauchen. Dabei muss Luft unter viel Energieaufwand komprimiert werden. Druckluft ist deshalb sehr teuer. Wir haben deswegen ein Projekt gestartet, um herauszufinden, wo Druckluft im Produktionsprozess verloren geht.
Uwe Lügering: Man muss sich alles im Betrieb anschauen. Nahezu überall gibt es Möglichkeiten, effizienter zu werden. Bis auf einen Dieselstapler haben wir unseren Fuhrpark auf Elektrofahrzeuge umgestellt, bis Ende nächsten Jahres wird die Umstellung komplett sein. Der Fuhrpark soll künftig über eine Photovoltaikanlage mit Strom versorgt werden. Wir haben außerdem die Beleuchtung auf LED umgestellt und in der IT die großen energieintensiven PCs durch kleine Laptopsysteme ersetzt. Klimaschutz ist eine Querschnittaufgabe im Unternehmen. Da gehören alle Abteilungen dazu.
Wird das Thema immer wichtiger?
Uwe Lügering: Auf jeden Fall. Durch das Klimaschutzgesetz und den Green Deal der EU wissen wir, in welche Richtung die Entwicklung geht. Je später man mit mehr Energieeffizienz anfängt, desto mehr hat man vor sich, sollten sich die Gesetze noch einmal deutlich verschärfen. Wir bereiten uns quasi durchgehend vor, um bei einer veränderten Gesetzgebung anpassungsfähig zu sein. Wir werden das hinbekommen, weil wir müssen. Das muss jedem Unternehmen klar. Wer nicht am Ball bleibt, ist früher oder später raus.
Marco Philipp: Wir würden uns aber mehr Verständnis für den Mittelstand wünschen. Die Umstellung auf Klimaneutralität ist für kleinere und mittlere Unternehmen eine Kraftanstrengung. Die Politik muss hinschauen, ab wann gesetzliche Regelungen zu einem Wettbewerbsnachteil gegenüber Konkurrenten außerhalb der EU werden.