Aus- und Weiterbildung

Das Bewerbungsgespräch

Wer zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird, hat die erste Hürde schon genommen. Die schriftliche Bewerbung hat "eingeschlagen". Jetzt geht es in die entscheidende letzte Runde: das Vorstellungsgespräch.
Über das Unternehmen informieren
Wer gut vorbereitet ist, kann sich ohne "Flugzeuge im Bauch" präsentieren. Informieren Sie sich über die betreffende Firma, z. B. bei der Industrie- und Handelskammer oder der Handwerkskammer in Ihrer Nähe. Besorgen Sie sich - wenn möglich - Unterlagen, z.B. den Geschäftsbericht oder eine Werbebroschüre! Auch im Internet erhalten Sie viele Informationen über Branchen und Unternehmen, einige Links dazu finden Sie unter "Ausbildungsbetrieb finden".
Auf den Bewerbungstest vorbereiten
Manche Unternehmen führen auch einen Bewerbungstest durch. Bereiten Sie sich darauf vor. Ausführliche Tipps dazu finden Sie z. B. in der Broschüre des Arbeitsamtes "Orientierungshilfe zu Auswahltests".
Auch wichtig: Kleidung und Pünktlichkeit
Der erste Eindruck, den Personalchefs oder Unternehmer von Ihnen bekommen, ist oft entscheidend. An ordentlicher Kleidung führt kein Weg vorbei. Sie sollen sich aber darin trotzdem wohl fühlen, sonst wirken Sie nicht "echt". Die Sachen sollen weder zu lässig noch zu gestylt sein. Außerdem wichtig: Seien Sie pünktlich! Beides signalisiert dem Arbeitgeber, dass Sie motiviert sind und das Treffen ernst nehmen.
Gespräch vorbereiten
Ihre Persönlichkeit entscheidet: Passen Sie zu Job und Mitarbeitern? Hier einige Tipps, die schon vielen geholfen haben: Machen Sie sich klar, welche Punkte in Ihrer Bewerbung kritisch sein könnten und sprechen Sie darüber mit Freunden und Eltern. Überlegen Sie sich, was die andere Seite erwartet. Überlegen Sie sich Antworten auf mögliche Fragen, die Ihnen im Vorstellungsgespräch gestellt werden. Beobachten Sie Ihre Körpersprache im Spiegel und fragen Sie Freunde um deren Meinung; achten Sie im Vorstellungsgespräch darauf.
Verhaltensregeln
Informieren Sie sich darüber, worauf Personalchefs achten und beachten Sie einige Verhaltensregeln.
Positiv wirken:
- Blickkontakt halten
- deutlich sprechen
- den Gesprächspartner ausreden lassen
- freundlich lächeln
- bequem hinsetzen
Negativ wirken auf jeden Fall:
- den Kopf ständig nach unten neigen
- Arme vor der Brust verschränken
- ständig ernst schauen
- die Gesprächspartner nie direkt ansehen
- doppelte Portion Gel ins Haar
- auf der Stuhlkante sitzen
- zu auffällige Kleidung
- leise und unsicher sprechen
- zu viel sprechen
- Kaugummi kauen
Worauf Personalchefs achten
Wie vermeidet man Fehler?
Personalchefs checken Bewerber/-innen häufig anhand von Beurteilungsbögen oder eines Bewerbungstests. Um Fehler zu vermeiden, schauen Sie sich auch Tipps für das Bewerbungsgespräch an.
Ein Auszug eines Beurteilungsbogens
Der folgende Auszug aus einem solchen Beurteilungsbogen enthält Merkmale, die von Personalchefs angekreuzt werden. Die schlechteste Beurteilung ist immer am Anfang, die günstigste immer am Schluss. Der Auszug enthält außerdem kurze Übungen, mit deren Hilfe man sein Profil jeweils verbessern kann. Die meisten Übungen funktionieren am besten in Gruppen von Menschen, die sich nicht besonders gut kennen. Aber auch im Freundes- oder Familienkreis kann man einige Dinge gut trainieren.
Auftreten
sehr gehemmt - nervös - unbefangen - ausgeglichen - sehr selbstsicher
Übung:
Versuchen Sie, in der Gruppe eine unpopuläre Meinung überzeugend zu vertreten, ohne unsympathisch zu wirken
Redegewandtheit
geringer Wortschatz - sehr schweigsam - formuliert nicht gut - spricht langsam, aber klar und deutlich - spricht sehr gut und treffend
Übung:
Lesen Sie in der Zeitung Texte, die nicht ganz einfach sind und versuchen Sie, diese in einfachen Worten inhaltlich klar nachzuerzählen.
Auffassungsgabe
braucht mehr Erklärungen als andere - wirkt unkonzentriert - nicht immer schnell genug - erfasst schnell das Wesentliche
Übung:
Lesen Sie in der Zeitung Texte, die nicht ganz einfach sind, und versuchen Sie, diese in einfachen Worten inhaltlich klar nachzuerzählen.
Einstellung zur Arbeitsstelle
hätte lieber eine andere Position - sieht die Stelle nur als Übergangslösung - traut sich die Arbeit an dieser Stelle nicht ganz zu - sehr positiv, hat großes Interesse
Übung:
Machen Sie einer Gruppe klar, warum Sie die angestrebte Stellung oder Ausbildung gegenüber anderen bevorzugen. Fordern Sie die Gruppe auf, kritische Fragen zu stellen und beantworten Sie diese so gut es geht. Hier werden Ihnen schnell Ihre Lücken klar.
Person und Typus
Von nicht geeignet bis sehr gut geeignet
Übung:
Ihren Typ können Sie kaum in kurzer Zeit verändern. Trotzdem können Sie mit Freunden darüber diskutieren, welches Auftreten bei der jeweiligen Vorstellung passend ist und welches nicht.
Fachkenntnisse
von nicht geeignet, branchenfremd bis hochqualifiziert
Übung:
Hochqualifiziert können Sie als Anfänger in einer Ausbildung nicht sein. Versuchen Sie aber, über den Beruf, die Firma und Ihre zukünftige Tätigkeit so viel wie möglich zu erfahren. Die Firmen der jeweiligen Branche schicken Ihnen gerne und kostenlos Informationsmaterial. Damit zeigen Sie Ihr ehrliches Interesse am Unternehmen und Ihrer zukünftigen Arbeit.
Berufserfahrung
keine bis sehr viel Erfahrung
Übung:
Über sehr viel Berufserfahrung können Sie als Anfänger nicht verfügen. Es ist aber sicher hilfreich, wenn Sie bereits ein Schülerpraktikum in der entsprechenden Branche gemacht haben. Personalchefs schätzen Kontinuität und Zielstrebigkeit.
Persönlicher Eindruck
mit dem Bewerber nicht zurechtgekommen - Bewerber war reserviert, kein Kontakt - zurückhaltend, aber nicht unsympathisch - sehr sympathisch, guter Kontakt
Übung:
Ein neuer Mensch können Sie für das Gespräch nicht werden, aber den Umgang mit fremden Menschen können Sie trainieren. Wichtig ist, dass Sie keine Angst haben dürfen. Sehen Sie das Gespräch weniger als Test sondern betrachten Sie es als eine Art Flirt, bei dem Sie sich positiv darstellen wollen.
Fragen zum Vorstellungsgespräch
Überlegen Sie sich, welche Fragen Ihnen der Unternehmer oder Personalchef beim Vorstellungsgespräch stellt und wie Sie darauf am besten antworten.
Hier einige "Kostproben":
1. "Was interessiert Sie an diesem Ausbildungsberuf besonders?"
Ihre Antwort soll zeigen, dass Sie die Inhalte und Anforderungen dieses Berufs kennen, dass Sie sich dafür interessieren und bereit sind, sich in diesem Beruf zu engagieren. Dass Sie sich gut informiert haben und flexibel sind zeigen Sie auch, wenn Sie ähnliche Berufe kennen.
2. "Wie sind Sie auf diesen Ausbildungsberuf gekommen?"
Ihre Antwort soll zeigen, dass Sie sich Gedanken über Ihre Entscheidung gemacht haben, dass Sie sich informiert haben und mit Lehrern, Eltern und Freunden gesprochen haben. Sie soll zeigen, dass Sie nicht spontan einfach einen Modeberuf wählen.
3. "Was ist der Anlass für Sie, sich bei unserem Unternehmen zu bewerben?"
Ihre Antwort soll zeigen, dass Sie die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens kennen, wissen, wie viele Mitarbeiter und welche Kunden das Unternehmen hat und sich informiert haben, ob das Unternehmen weitere Standorte hat.
4. "Wo liegen Ihre Stärken, wo Ihre Schwächen?"
Bereiten Sie sich gut auf diese Frage vor: Wie können Sie Ihre Schwächen beschreiben? Welche Stärken können Sie gut "verkaufen"? Nicht übertreiben, sondern glaubwürdig bleiben. Hier wird gerne nachgehakt: "Womit können Sie das belegen?"
Welche Stärken sind für den Beruf wichtig? An welchen Schwächen müssen Sie noch arbeiten?
5. "Welche Berufe üben Ihre Eltern bzw. Geschwister aus?"
Ihre Antwort soll zeigen, ob Ihre beruflichen Pläne mit Ihrer Familie zu tun haben. Wählen Sie denselben Berufe, den auch Ihr Vater oder Ihre Mutter haben?
6. "Wie stehen Ihre Eltern zu Ihren beruflichen Plänen?"
Ihre Antwort soll zeigen, ob Ihre Familie Sie bei Ihren beruflichen Plänen unterstützt, ob Sie sich gegen Vorbehalte der Familie durchsetzen können.
7. "Könnten Sie einmal beschreiben, wie Sie sich in der Schule auf Klassenarbeiten/Klausuren vorbereitet haben?"
Ihre Antwort soll zeigen, wie Sie lernen, ob Sie richtig "pauken", ob Ihnen alles "zufliegt", welche Fächer Ihnen leicht fallen, welche eher schwer fallen.
8. "Wie kam es aus Ihrer Sicht zu der schlechten Schulnote im Fach xy? Warum gab es im letzten Jahr diesen allgemeinen Leistungsabfall?"
Ihre Antwort sollte auf jeden Fall ehrlich sein! Waren Sie krank? Hatten Sie mehr Lust am Sport? Hatten Sie ein seelisches Tief? Machen Sie nicht andere für Ihre Leistungsschwierigkeiten verantwortlich.
9. "Haben Sie gelernt, im Team zu arbeiten?"
Ihre Antwort soll zeigen, ob an Ihrer Schule Gruppenarbeit üblich war oder Projektwochen durchgeführt wurden, ob Sie in einem Verein aktiv sind, ob Sie sich sozial engagieren. Wie gehen Sie mit Konflikten um?
10. "Was wollen Sie beruflich in fünf Jahren erreicht haben?"
Ihre Antwort soll zeigen, ob Sie ehrgeizig sind, wie groß Ihre Einsatzbereitschaft ist, wie wichtig Ihnen Ihr berufliches Weiterkommen ist. Achtung: Zu hohe Ansprüche, aber auch zu geringes Engagement können Minuspunkte geben.
11. "Können Sie politische Ereignisse der letzten Woche nennen, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?"
Ihre Antwort soll zeigen, dass Sie kein "Fachidiot" sind. Vermeiden Sie aber auf jeden Fall politische Diskussionen.