Ausbildung International

Abschlussfeier des Austauschprogramms XChange

Von Holger Thissen
Es gehört eine Portion Mut dazu, sich für ein paar Wochen aus der vertrauten Umgebung zu verabschieden, um sich in einem ausländischen Ausbildungsbetrieb zu beweisen. Für die 129 Teilnehmer aus Österreich, Italien, Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz am Lehrlingsaustausch XChange hat sich diese Courage ausgezahlt, wie die Gäste bei der offiziellen Zertifikatsverleihung Anfang November in Vaduz erfuhren.
Liechtensteins Bildungsministerin Dominique Gantenbein nannte den Austausch eine einmalige Chance, um fachliche Fähigkeiten und soziale Kompetenzen zu verbessern. Daniel Spadin, Kanzleidirektor Graubünden, lobte die Einsatzbereitschaft der Lernenden: "Sie sind hier, weil sie motiviert, talentiert und leistungsbereit sind." Adrian Hasler, Regierungschef des Gastgeberlandes Fürstentum Liechtenstein, freute sich, dass bei XChange zwei wichtige Elemente der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) zum Tragen kommen: Jugend und grenzüberschreitender Austausch. In Richtung Jugendliche sagte er: "Jeder Traumjob entspricht bei Tageslicht betrachtet nicht dem Ideal." Umso wichtiger sei es, bei der Arbeit Höhepunkte zu erleben, die einen in der Berufswahl eindrucksvoll bestätigen. "Ich bin überzeugt, dass das XChange-Programm so ein Höhepunkt ist." Raimund Kegel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz und Vorsitzender der Arbeitsgruppe Grenzüberschreitende Berufliche Bildung der IBK, betonte den Wert und die Qualität der dualen Ausbildung mit ihrem hohen Praxisanteil. Mit Blick auf die an XChange beteiligten, ökonomisch erfolgreichen Regionen von Augsburg bis nach Südtirol sagte er: "Es ist auch die wirtschaftliche Prosperität, die diesen Austausch ermöglicht."
Nach den Reden berichteten die Hauptpersonen in lockeren Minutengesprächen mit Moderatorin Heike Montiperle dem Publikum von ihren Erfahrungen während des drei- bis vierwöchigen Auslandseinsatzes. Die meisten Auszubildenden konnten die anfänglichen dialektbedingten Verständigungsprobleme schnell überwinden und von den kleinen und großen Unterschieden im Arbeitsalltag lernen. Luca Gstreinthaler und David Stöckl aus Absam (Österreich) etwa tauschten mit Giulia Lombardo in St. Gallen die Arbeit an großen optischen Linsen gegen die Welt der kleinen Industrielinsen. Eine ganz neue Erfahrung für alle drei Lernenden. Der angehende Kfz-Mechatroniker Robin Funke aus Singen stellte fest, dass man in anderen Ländern mitunter auch anders arbeitet. Ihn überraschte etwa, dass in seinem Dornbirner Austauschbetrieb sogar der Ölwechsel anders funktioniert. Doch auch die Ausbilder profitieren von den neuen Impulsen durch die Jugendlichen. Fachlich ohnehin, in einzelnen Fällen bis hin zur Nachhilfe in Sachen aktueller Musik aus Österreich.
Eine besonders schöne Auszeichnung gab es für die beiden Hilti-Lehrlinge Richard Küng und Manuel Lutz aus Thüringen (Österreich), die im Maggi-Werk in Singen einen hervorragenden Eindruck hinterließen. "Die Ausbilder dort wollten sie am liebsten behalten", berichtete Ausbilder Werner Bernardi.
Welche spannenden Erfahrungen sie nach Feierabend an ihren Einsatzorten im Ausland gemacht hatten, konnte Heike Montiperle zwar nur ansatzweise aus den Lernenden herauskitzeln. Doch das an diesem Nachmittag meistgehörte Fazit spricht für sich: "Es war eine super Zeit."

Der XChange-Lehrlingsaustausch der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) und der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (Arge Alp) wird seit 2001 durchgeführt und bietet Lernenden sowie Unternehmen die Möglichkeit, internationale Erfahrungen zu sammeln. Die Europäische Union unterstützt das Projekt im Rahmen des Programms Erasmus+, das die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sowie die Mobilität und Qualifikation junger Menschen fördert. Mehr Infos zu XChange unter www.xchange-info.net.