IHKplus 06/2022

Gut vorbereitet ins Gespräch mit der Bank

Wollen Unternehmen investieren, können auch öffentliche Fördermittel hilfreich sein. Auf den Finanzierungssprechtagen von IHK Köln und Handwerkskammer Köln beraten NRW.BANK und Bürgschaftsbank NRW.
Text: Eli Hamacher
Wer wachsen will, muss investieren: in eine neue Fabrikhalle, eine leistungsfähigere Maschine oder etwa in eine Firmenübernahme. Nicht nur die Hausbank kann das Vorhaben finanziell unterstützen. Auch Förderbanken bieten zahlreiche Programme an. Wollen Unternehmerinnen und Unternehmer im Förderdschungel durchblicken, brauchen sie allerdings Zeit und viel Geduld. Die IHK Köln unterstützt ihre Mitglieder deshalb mit regelmäßigen Finanzierungssprechtagen (siehe unten).
„Wir bieten die Möglichkeit, geplante Finanzierungsvorhaben mit den Fördermittelexperten und -expertinnen der NRW.BANK und der Bürgschaftsbank NRW in ungezwungener Atmosphäre zu diskutieren und sich über Fördermöglichkeiten zu informieren“, sagt Tanja Kinstle, Leiterin Finanzierung und Nachfolge bei der IHK Köln. Um die einstündige kostenfreie Beratung optimal zu nutzen, sei es unerlässlich, sich intensiv vorzubereiten und eine klare Vorstellung vom Kapitalbedarf zu haben. In einem Vorgespräch erfahren Teilnehmende deshalb, welche Unterlagen hilfreich sind und auf welche Fragen man Antworten haben sollte.
Daniela Hirtz, Beraterin für Neuanträge bei der Bürgschaftsbank NRW, hat schon zahlreiche Finanzierungssprechtage begleitet, die sechsmal jährlich stattfinden. „Der überwiegende Teil der präsentierten Vorhaben wirkt erfolgversprechend.“
Trotz der aktuell zahlreichen Krisen sollten Unternehmerinnen und Unternehmer nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern Förderangebote wahrnehmen, denn auch für diese Zeiten gibt es Fördermittel (z.B. aktuell speziell für von der Ukraine-Krise betroffene Unternehmen). Für einen Betrag bis zu 250.000 Euro könne man zudem direkt an die Bürgschaftsbank herantreten und eine Bürgschaft ohne Bank beantragen. Am Ende des Gesprächs kann zwar aufgrund der Kürze der Zeit noch keine Entscheidung fallen, aber wir können den Antragstellenden schon gute Tipps mit auf den Weg geben, um die „Weichen für eine erfolgreiche Umsetzung zu stellen“, sagt Hirtz.
Der Finanzierungssprechtag ist die optimale Vorbereitung auf das Kreditgespräch mit der Hausbank, der gut informierte Unternehmen dann in Kreditverhandlungen auf Augenhöhe begegnen können.

Tanja Kinstle, Leiterin Finanzierung und Nachfolge bei der IHK Köln

Für Sascha Bayer hat sich die Teilnahme am Finanzierungssprechtag ausgezahlt, auch wenn letztlich alles ganz anders kam als erwartet. In Köln betreibt der Gründer und Geschäftsführer der Saint Louis GmbH ein Café am Rhein sowie seit 2019 einen Breakfast Club in Uninähe. 
Der gelernte Hotelkaufmann hat sich auf ganztägiges Frühstück aus aller Welt, zubereitet mit regionalen Zutaten, spezialisiert. „Wir sind gut ausgelastet und wollen die Marke ausbauen“, sagt Bayer, der eine dritte Immobilie in Aussicht hatte, in der er auch eine eigene Bäckerei einrichten wollte. „Ich bin Gastronom, aber ein Finanz-Laie“, so Bayer. Deshalb sei es ihm wichtig gewesen, sich vorab umfassend zu informieren, wer ihm zu welchen Konditionen die erforderliche Finanzierung bereitstellen könnte und ob öffentliche Fördermittel in Frage kämen.
„Das Vorgespräch bei der IHK und der Finanzierungssprechtag waren extrem informativ. Ich weiß jetzt sehr gut, auf welche Informationen es bei einer Finanzierung ankommt“, sagt der Unternehmer. Letztlich kam das Projekt zwar nicht zustande, weil der Verkäufer der Immobilie einem anderen Käufer den Zuschlag gab. Für Bayer hat sich der Aufwand dennoch gelohnt. „Das Projekt ist ja nach wie vor aktuell. Ich habe meinen Horizont erweitert. Bei meinen Lieferanten vergleiche ich ja auch die Preise und die Qualität.“ Außerdem sei er jetzt bei der Bürgschaftsbank schon bekannt, das könne bei einem weiteren Anlauf durchaus nützlich sein.

Optimal vorbereitet zum Finanzierungssprechtag

  • Vorab für sich selber klären, wie viel Kapital wann und wofür benötigt wird. Welche Sicherheiten kann ich bringen und wie viel Eigenkapital steht zur Verfügung?
  • In einer kurzen und schlüssigen Präsentation sollte das Vorhaben mündlich dargestellt werden. Wie passt das Vorhaben zur bisherigen Entwicklung des Unternehmens oder – bei Gründungen – zum bisherigen Berufsweg?
  • Es ist gut, einen Plan B im Hinterkopf zu haben. Angenommen es stellt sich heraus, dass die gewünschte Finanzierung nicht zustande kommt, welche Alternativen gibt es dann: privates Umfeld, weiterer Geschäftspartner?
Tanja Kinstle
Unternehmensservice