IHKplus 02/22

„2G+ wird am wenigsten toleriert."

Manuel Wichterich ist Geschäftsführer des Fitness-Studios Bodystreet in Pulheim und eines weiteren in Bonn.
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© IHK Köln / Michael Claushallmann
Wie geht es Ihnen mit den Fitness-Studios in Jahr drei der Pandemie?
Der Umsatz ist zwar zu den Corona-Vorjahren leicht gestiegen, die Kosten und der zusätzliche Arbeitsaufwand sind es aber auch. Die staatlichen Hilfen fangen nicht alles auf, und das Thema Liquidität bleibt eine Herausforderung. Meine Mitglieder brauchen den Sport für die psychische und körperliche Gesundheit in der langen Krisenzeit umso dringender.
Wie sieht es mit den Mitgliedschaften aus?
Ein Drittel der Mitglieder haben im Lockdown Alternativen zum Fitnessstudio gefunden oder haben noch Sorge vor einem weiteren Lockdown bzw. vor einer möglichen COVID-19-Infizierung und kommen daher nicht zurück zu uns. Die Studios sind nicht ausgelastet, und die Solidarität zu uns ist nach zwei Jahren auch aufgebraucht, was nachvollziehbar ist. Ein Lichtblick sind aber neue Interessenten, die gerade jetzt kleine Fitnessstudios aufsuchen, da dort die Ansteckungsgefahr natürlich geringer ist.
Sind die Erwartungen und Wünsche, die Sie im vergangenen Jahr an Politik und Verwaltung hatten, in Erfüllung gegangen?
Staatliche Corona-Hilfen sind sehr gut, um Unternehmen am Leben zu erhalten und Arbeitsplätze zu sichern, das ist in vielen anderen Ländern nicht gegeben. Allerdings sollten die Hilfen sich im Nachhinein nicht als teure Kredite herausstellen, die zurückgezahlt werden müssen.
Wie kommen Sie mit den aktuellen Corona-Maßnahmen für Ihre Branche zurecht?
Ich denke, die eigentlichen Pandemietreiber sind Großveranstaltungen und zu schwache Impfstoffe. Unser Hygienestandard ist generell hoch, aktuell haben wir aber ein paar Punkte wie Maske und Abstand ergänzt. Auch haben wir Corona-Hilfen in Anspruch genommen, um zusätzliche Desinfektionsständer und Luftreiniger anzuschaffen, um die Sicherheit der Mitglieder und Mitarbeiter zu verbessern. Bei uns trainieren maximal zwei Mitglieder gleichzeitig, daher haben wir generell weniger Kontakte als in herkömmlichen Fitnessstudios. Sport stärkt das Immunsystem und hilft so, die Pandemie zu bekämpfen.
Wie ist die Akzeptanz der Corona-Schutzmaßnahmen bei Ihren Mitgliedern?
Einschränkungen sind immer herausfordernd. Ich denke, 2G+ wird am wenigsten toleriert. An Masken und Impfungen haben sich viele gewöhnt, trotzdem fallen durch jede Verschärfung der Schutzmaßnahmen wieder ein paar Mitglieder raus. Aktuell habe ich 10% der geboosterten Mitglieder, die auf Grund von 2G+ nicht trainieren kommen, das ist notwendiges Geld, das gerade jetzt fehlt.
Was wünschen Sie sich jetzt von Politik und Verwaltung, damit es geschäftlich weitergehen kann?
Ich wünsche mir langfristige Lösungen: Impfstoffe, die uns komplett schützen und steuerliche Entlastungen sowie digitale und schnelle Verwaltungsarbeit. Diese Pandemie sollte eine Chance für die Welt sein, sich besser auf nächste Pandemien vorzubereiten und digital durchzustarten.

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Sabina Janssen
Unternehmensservice