IHKplus | Ausgabe 03.2023

Going Circular: Eine Bühne für die Zukunft

Beim bundesweiten Wettbewerb „Going Circular“ ging es bereits zum dritten Mal um innovative Ideen zur zirkulären Wertschöpfung: von Recycling über Abfallvermeidung bis zur Schonung von Ressourcen. Sieben Projekte für Kreislaufwirtschaft schafften es ins Finale des Wettbewerbs.
Text: Manfred Kaspar
Bei der diesjährigen Preisverleihung zum Wettbewerb „Going Circular“ belegten gleich drei Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Köln die vorderen Ränge. Gewinnerin des Wettbewerbs ist die Kölner Igus GmbH für ihr Projekt „Chainge“, auf den Rängen zwei und drei folgen die Airpaq GmbH und die  Akustikspezialisten von objectiv Raumakustik + Möbel, beide ebenfalls aus Köln. Initiatoren und Partner des Wettbewerbs sind IHK Köln, VDI Köln, VDE Köln und das Forschungs- und Innovationszentrum :metabolon.
Alle beteiligten Projekt-Teams nutzten im Finale auf :metabolon die Gelegenheit, ihre innovativen Ansätze zu präsentieren und zu zeigen, dass manchmal schon kleine Ideen viel bewirken können. Das unterstrich auch IHK-Vizepräsident Sven Gebhard, Geschäftsführender Gesellschafter der GC-heat Gebhard GmbH & Co. KG, in seiner Laudatio: „Mit Going Circular wollen wir zeigen, dass jeder Beitrag hilft. Wir möchten innovativen Projekten die Bühne geben, die ihnen gebührt“, so der IHK-Vizepräsident. Es gehe darum, für das „Megathema Circular Economy zu sensibilisieren und andere Unternehmen zu motivieren, selbst nach Wegen zu suchen, um Ressourcen zu schonen.“ Denn: „Es ist die innovative Kraft der Unternehmerinnen und Unternehmer, die Lösungen findet, anwendet und weitergibt. So kann der globale Klimaschutz gelingen.“

Going Circular liefert gute Beispiele für die Zukunft

Der Wettbewerb lieferte hierzu gute Beispiele. Eine hochkarätig besetzte Jury mit Expertinnen und Experten aus Unternehmen, Forschung und Wissenschaft – darunter auch IHK-Präsidentin Dr. Nicole Grünewald – hatte aus dem Kreis der Bewerberinnen und Bewerber die Nominierten ausgewählt. Jurymitglied Markus Müller-Drexel, Vorsitzender des Umwelt- und Energieausschusses der IHK Köln und Mitinitiator des Wettbewerbs, ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Wir sind stolz darauf, dass wir es wieder geschafft haben, Projekte aus Start-ups wie auch von kleinen und mittleren Unternehmen sowie sogar von großen und etablierten Flaggschiffen wie Igus dabei zu haben.” 
Der Mix zeigt, dass jedes Unternehmen in Sachen Kreislaufwirtschaft aktiv werden kann. – Markus Müller-Drexel
Neben den drei siegreichen Projekten schafften es vier weitere Projekte ins Finale. So war die Igus GmbH mit dem Igus-Bike sogar mit einem zweiten Projekt vertreten. Das Fahrrad ist komplett aus Recyclingkunststoff gefertigt, wobei jedes Teil so markiert wird, dass es später anderweitig wiederverwertet werden kann. Die Jury überzeugte, dass der Recyclinggedanke von Anfang an in die Produktion des Fahrrads integriert worden ist.
Wie schon im Vorjahr war das Kölner Start-up Plastic2Beans auch diesmal unter den „Top 7“ zu finden. Das Unternehmen verkauft fair gehandelten und nachhaltigen Bio-Kaffee aus Äthiopien. Ziel ist es, dort gemeinsam mit äthiopischen Partnern eine Kunststoffrecyclinganlage aufzubauen, um die Kunststoffindustrie in Entwicklungsländern nachhaltiger zu machen.
Die HLash & Rainer GmbH aus Köln hat ein Konzept entwickelt, um Rückhaltesysteme zur Ladungssicherung in Containern mehrfach einsetzen zu können. In der Regel wurden diese Systeme bislang nur einmal verwendet und dann entsorgt. Mit dem bereits in einem Pilotprojekt erprobten Verfahren können sie gesammelt und wiederaufbereitet werden.
Aus Krefeld stammt das Start-up-Unternehmen CRCL GmbH, das sich auf das Recycling von Textilien und Plastik spezialisiert hat. Aus den Materialien wird ein Granulat hergestellt, aus dem Sitzschalen und andere Möbel produziert werden können. Die Idee ist aktuell in der Entwicklungsphase und könnte Impulse zur Einsparung natürlicher Ressourcen geben. Für Dr. Kristel Degener, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Politik der IHK Köln, ist das große Interesse am Wettbewerb ein deutliches Indiz dafür, dass die Idee der Kreislaufwirtschaft in der Region mittlerweile angekommen ist: „Ich würde jedem Unternehmen empfehlen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, denn Circular Economy gehört die Zukunft. Dabei geht es sowohl um Ressourceneffizienz als auch um Lieferketten und volatile Rohstoffmärkte. Wichtig ist: Je mehr wir in Kreisläufen denken, desto unabhängiger werden wir von externen Faktoren.“
Parallel zur Auszeichnung der Wettbewerbssieger wurde in diesem Jahr erstmals auch ein Publikumspreis für die im Finale vertretenen Start-ups vergeben. Dieser ging an Airpaq.

Leuchttürme der Kreislaufwirtschaft 2023

Platz 1: Airpaq – Umweltschutz in der Tasche

Die Airpaq GmbH aus Köln ist ein junges Start-Up, das seit 2017 aus Autoschrott Rucksäcke und Taschen herstellt. So werden hochwertige Airbags, Sitzgurte und Gurtschlösser zu alltagstauglichen und extrem robusten Produkten, die wertvolle Ressourcen sparen. All dies erfolgt in Handarbeit innerhalb der EU unter fairen und sozialen Bedingungen. Die Airpaq-Rucksäcke nutzen Upcycling-Materialien, schonen Ressourcen und reduzieren Abfall.
 

Platz 2: Igus – Recycling leicht gemacht

Die Igus GmbH stellt Energieketten aus Hochleistungskunststoffen her, die weltweit zum Einsatz kommen. Das Maschinenbauteil führt und schützt flexible Leitungen und Schläuche. Mit der Plattform „Chainge“ erhalten Unternehmen nun die Möglichkeit, die Energieketten zurückzusenden, wenn deren Einsatzdauer abgelaufen ist. Aus den recycelten Materialien werden anschließend neue Produkte gefertigt – ein Angebot, das den Zugang zum Recycling vereinfacht und gleichzeitig nachhaltige Kreisläufe gewährleistet.

Platz 3: Objectiv – nachhaltige Akustik 

Als Hersteller hochwertiger Akustikprodukte hat objectiv eine Akustikpaneele entwickelt, die ein PET-Vlies aus recycelten Flaschen und einen Rahmen aus wieder verwendetem Aluminium nutzt – eine Lösung, die den Lärmpegel senkt und Schall sinnvoll lenkt. Dabei garantiert objectiv seinen Kunden, die Paneelen 20 Jahre lang zurückzunehmen. Zudem ist das System so modular aufgebaut, dass die Materialien komplett wiederverwertet werden können.