IHKplus 11/2022

Ganz ohne Papier Bescheid einreichen

Bislang werden Gewerbesteuerbescheide immer noch in Papierform erstellt – und das in bundesweit rund 600 unterschiedlichen Formaten. Ab Anfang 2023 soll sich das ändern.
Der Gewerbesteuerbescheid bedeutet in seiner bisherigen Papierform für zahlreiche Unternehmen einen hohen Erfüllungsaufwand. Mit dem digitalen Gewerbesteuerbescheid soll dieser Vorgang optimiert werden, sodass die Steuerpflichtigen und ihre Steuerbüros die Bescheide maschinell weiterverarbeiten können.

Digitale Schnittstelle zu „Elster”

Besonders für Unternehmen mit mehreren Standorten bedeuten Prüfung und Verarbeitung der Bescheide einen enormen Aufwand. Anfang nächsten Jahres aber soll das ein Ende haben: Dann soll der digitale Gewerbesteuerbescheid nach einer Pilotphase vollständig funktionieren – in ganz Deutschland können dann rund 3,9 Millionen Unternehmen davon profitieren. „Die Neuerung ist Teil des Onlinezugangsgesetzes und ist im Gegensatz zu anderen Maßnahmen aus diesem Gesetz rechtzeitig und erfolgreich umgesetzt worden“, sagt Ellen Lindner, Steuerexpertin der IHK Köln. Angesichts der vielen beteiligten Institutionen von Ministerien über Finanzverwaltungen bis hin zu Kommunen sei das alles andere als selbstverständlich. 
Die bundesweit einheitliche digitale Lösung, die an das Steuerportal Elster-Transfer gekoppelt ist, bedeutet für Kommunen und Unternehmen eine große Erleichterung. „Unternehmen können damit nun ein automatisiertes Verfahren anwenden und müssen nicht mehr alle Gewerbesteuerbescheide manuell in der Buchhaltung bearbeiten“, so Lindner. Insbesondere Unternehmen mit Betriebsstätten in unterschiedlichen Kommunen profitieren davon, denn der einheitliche digitale Gewerbesteuerbescheid kann automatisch in das betriebliche ERP-System heruntergeladen und maschinell verarbeitet werden. Der gesamte Workflow – vom Einreichen der elektronischen Gewerbesteuererklärung bis hin zur rechtssicheren Bescheidzustellung in das elektronische Elster-Postfach des Unternehmens – erspart den Unternehmen auf Dauer viel Bearbeitungsaufwand und damit verbundene Kosten. 

Bergisch Gladbach als Pilotkommune

Nun komme es darauf an, dass die Kommunen auch rechtzeitig die technischen und organisatorischen Voraussetzungen für die Anbindung an das neue Format schaffen. In Rostock beispielsweise ist das schon gelungen, und auch im Bezirk der IHK Köln gibt es mit der Stadt Bergisch Gladbach, die auch Pilotkommune ist, bereits ein Erfolgsbeispiel.
Kommunen müssen nun ihre sogenannten HKR-Systeme (Haushalt/Kasse/ Rechnungswesen) an die neuen Anforderungen anpassen und sollten schnellstmöglich ihre Dienstleisterinnen und Dienstleister darauf ansprechen. Um diesen Vorgang zu erleichtern, wurden konkrete Vorgaben wie ein Lastenheft sowie eine Spezifikation der notwendigen Datensätze erarbeitet. Die IHK Köln ruft ihre Mitgliedsunternehmen dazu auf, bei den Verwaltungen an ihren Standorten auf die entsprechenden Maßnahmen zu drängen, soweit das noch nicht geschehen ist.
Weitere Informationen zu technischen Prozessen, Leitfäden und FAQs finden Sie auf www.elster.de