Abstieg ist das größte wirtschaftliche Risiko
Prof. Dr. Christoph Breuer ist Leiter des Instituts für Sportökonomie und Sportmanagement an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Herr Prof. Breuer, der 1. FC Köln argumentiert bei seinen Ausbauplänen im Grüngürtel damit, dass er langfristig nicht mehr wettbewerbsfähig sein werde, wenn er seine Trainingskapazitäten gerade für den Nachwuchsbereich nicht deutlich ausbauen und modernisieren könne. Teilen Sie diese Einschätzung?
Ja, absolut. Er ist darauf sogar weitaus mehr angewiesen als etwa diejenigen Klubs, die mit Investoren zusammenarbeiten und die deshalb häufig „fertige“ Spieler verpflichten können. Der 1.FC Köln ist ein Traditionsklub mit starker Fanbasis, die solche Investorenmodelle sehr kritisch sieht. Deshalb ist es besonders wichtig, dass er eigenen Nachwuchs entwickelt. Das gilt übrigens nicht nur für die männlichen Profis, sondern auch für die Mädchen- und Frauenteams. Ein zeitgemäßes Trainingsgelände – in quantitativer wie qualitativer Hinsicht – ist die Grundvoraussetzung für die langfristige Überlebensfähigkeit eines Bundesligaklubs.
Die derzeitigen Gegebenheiten reichen dafür nicht aus? Sind vergleichbare Klubs da schon einen Schritt weiter?
Die Mehrzahl der Wettbewerber in der Bundesliga ist nicht nur einen, sondern zwei oder drei Schritte voraus. Beispiele dafür sind Borussia Mönchengladbach, wo der Verein insgesamt über ein Gelände von 31 Hektar verfügt und allein die Trainingsplätze neun Hektar umfassen, oder auch Eintracht Frankfurt, wo im vergangenen Jahr ein hochmodernes Trainingszentrum eingeweiht wurde. Der SC Freiburg, der auch nicht mit Investoren arbeitet, steht dank der erfolgreichen Nachwuchsarbeit auch wirtschaftlich sehr gut da. Nur eine auch auf die Ausbildung von Nachwuchsspielern ausgerichtete Strategie ermöglicht nachhaltiges Wirtschaften und dadurch im Übrigen auch die Unabhängigkeit von großen Geldgebern.
Prof. Dr. Christoph Breuer ist Leiter des Instituts für Sportökonomie und Sportmanagement an der Deutschen Sporthochschule Köln.
© Deutsche Sporthochschule
Warum müssen die Trainingsanlagen so groß bemessen sein?
Das Problem ist, dass sie ein solches Trainingsgelände nicht wie einen Industriebetrieb 24/7 auslasten können, sondern dass es gerade im Nachwuchsbereich Nachfragespitzen am Nachmittag und am frühen Abend gibt. Deswegen muss das Gelände auf diese Maximallast ausgelegt sein.
Wenn ein Erstligaklub absteigt, sind die wirtschaftlichen Folgen sofort tiefgreifend?
Der sportliche Abstieg ist das größte wirtschaftliche Risiko eines Fußball-Unternehmens. Das lässt sich an einigen Zahlen leicht ablesen. Den größten Anteil am Budget machen heute ja die verkauften Medienrechte aus. Schalke 04 zum Beispiel hat in der letzten Erstligasaison daraus noch 55 Millionen Euro erlöst, in der jetzigen Zweitligasaison sind es nur noch etwa 23 Millionen. Ähnlich sieht es bei Werder Bremen aus, auch hier haben sich diese Einkünfte von 49 auf gut 21 Millionen Euro mehr als halbiert. Hinzu kommen natürlich Verluste bei den Ticketeinnahmen, beim Merchandising und auch bei den Einnahmen aus den Sponsorenverträgen, denn diese enthalten in aller Regel Klauseln, die bei sportlichem Misserfolg zu einer Reduktion der Zahlungen führen, oder es gibt sogar ein Sonderkündigungsrecht.
Für einen Verein, ein Fußball-Unternehmen ist das ja kaum zu planen.
Die Vereine können ihre Kosten gar nicht so schnell reduzieren, wie die Einnahmen einbrechen. Sie geraten leicht in eine Kostenfalle, denn zugleich müssen sie in den Kader investieren, um möglichst schnell wieder aufsteigen und so den wirtschaftlichen Schaden begrenzen zu können.
Ein Erstligaklub ist für eine Stadt wie Köln ja auch ein erheblicher Wirtschafts- und Imagefaktor. Die Stadtspitze müsste also ein Interesse daran haben, den Erfolg zu sichern.
Ja, natürlich. Ich kann zwar verstehen, dass es in einer dicht bebauten und wirtschaftlich starken Stadt wie Köln große Konkurrenz um Flächen gibt, und auch, dass der Klimaschutz beim Thema Flächennutzung eine immer größere Rolle spielt. Entscheidend ist aber, dass sich die Politik an ihre eigenen Beschlüsse hält. Wie soll ein Unternehmen denn langfristig planen, wenn die Zusagen der Politik nicht belastbar sind!
Kontakt
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Unter Sachsenhausen 10 - 26
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Tel: 0221 1640-0
E-Mail: service@koeln.ihk.de
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