Unternehmensservice - Ausgabe 05-06/2022

Gute Ideen sind gefragt

Fast ein Jahr nach der Flut ist im Ahrtal weiterhin vieles im Umbruch. Und auch die Mitarbeitenden der IHK-Regionalgeschäftsstelle werden nicht müde, Betriebe zu beraten, UnternehmensDialoge und Veranstaltungen zum Austausch und Informieren zu entwickeln. Mit Anne Glück, Regionalberaterin, IHK-Regionalgeschäftsführer Martin Neudecker und Jörg Schäfer, REWE Schäfer OHG, Vorsitzender des IHK-Regionalbeirats Ahrweiler und IHK-Vizepräsident, haben wir über aktuelle Entwicklungen gesprochen.

Jörg Schäfer, wie geht es mit der “Zukunft der Innenstädte” weiter?

Viele Teilnehmende sitzen in einem großen Saal
© IHK Koblenz
Das Interesse an unserer Veranstaltung mit der Stadt Bad Neuenahr war groß. Rund 60 ortsansässige Unternehmen aus dem Handel, der Gastronomie und Hotellerie, der Finanz- und Dienstleistungsbranche waren mit dabei. Die Vielfalt der Teilnehmer spiegelte sich auch in der Vielfalt der Vorschläge wider: dezentrale Fahrradgaragen, zeitgesteuerte Verkehrssteuerung, Shared Spaces vor der Lutherkirche, barrierefreies Ahrufer mit Stadtstrand, Radwegkonzept, Wasserspielplätze, mediterranes Flair und Begegnungsstätten für Familien und Jugendliche. Die Nachhaltigkeit im Tourismus und bei den Baumaßnahmen sowie die Entwicklung einer „Marke“ mit Wiedererkennungswert und die Erweiterung der touristischen Zielgruppen wurden in fünf Workshops diskutiert. Als IHK wollen wir nun der Stadtverwaltung zur Seite stehen und alle Punkte auf ihre Realisierbarkeit prüfen und in einen Zeitplan umsetzen.

Anne Glück, was ist aktuell zum Wiederaufbau geplant?

Aktuell führen wir unter dem Titel #andieAHRbeit verschiedene Veranstaltungen durch, sowohl digital als auch vor Ort. Dazu gehören Informationsveranstaltungen und Workshops für Unternehmen im Kreis Ahrweiler – auch in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern. Themen sind der Aufbau nach der Flut, Handel, Tourismus oder Mitarbeiterakquise im Gastgewerbe. So waren wir bei der Veranstaltung „Innenstädte der Zukunft“ in Heimersheim dabei, und planen ein „Wirtschaftsforum“ am 30. Mai im Kloster Marienthal. Natürlich beraten wir unsere betroffenen Mitglieder weiterhin bei finanziellen und rechtlichen Belangen des Wiederaufbaus. Zu den Aufgaben der IHK gehören außerdem die Ausstellung der Kammerbestätigung und die Beratung bei der Suche nach geeigneten Sachverständigen, die für die Beantragung der Wiederaufbauhilfe bei der ISB nötig sind. Informationen zu Sachverständigen gibt es auch online unter svv.ihk.de.

Martin Neudecker, woran hakt es zurzeit?

Viele drängende Fragen sind noch offen: Wie und was genau darf wiederaufgebaut werden? Bei wem bekommt man welche Genehmigungen? Was ist mit Förderprogrammen zu hochwasserangepasstem Bauen? Warum sind die Regelungen für Unternehmen schlechter als für Privatpersonen? Noch immer kommen Gelder nicht schnell genug dort an, wo sie benötigt werden. Gründe hierfür sind unter anderem die komplizierten Anträge: Für Einzel- und Kleinunternehmen ist die Mehrbelastung oft nicht stemmbar, häufig muss der Steuerberater und ein Architekt und/oder Ingenieur kontaktiert werden. Schwierigkeiten haben auch Unternehmen mit Geschäftsführenden in einem Alter ab Ende 50, die noch keinen Nachfolger haben. Sie haben nur bei Fortführung des Betriebs einen Anspruch auf Entschädigung, wenn also sie selbst oder ihre Nachfolger wieder aufbauen. Hier aktivieren wir dann zum Beispiel die IHK-Lotsen und die Unternehmensnachfolgebörse nexxt-change.