Interessenvertretung - Ausgabe 01-02/2024

Jetzt geht's los: Vollsperrung der B42-Brücke Lahnstein

Unsere Verkehrsinfrastruktur ist an vielen Stellen marode. Der Verkehr hat in den letzten Jahren stetig zugenommen, gleichzeitig wurde an Investitionen in Brücken, Schiene und Schleusen gespart. Dies trifft auch auf die B42-Brücke in Lahnstein zu. Grundhafte Instandsetzungs- und Verstärkungsmaßnahmen der einzelnen Teilbauwerke sind notwendig und machen die lange Sperrung unumgänglich.
Nach über zwölf runden Tischen des Landesbetriebes Mobilität und zahlreichen Gesprächen zwischen Unternehmen, Politik, Bürgern und Verwaltung wird sich nun zeigen, ob das Umleitungskonzept der Sperrung dieser zentralen Verkehrsverbindung gewachsen ist. Und so erfreulich die Investitionen in eine zukunftsfähige Brücke sind, so groß sind die Befürchtungen über die Auswirkungen der einjährigen Vollsperrung für die Unternehmen vor Ort. Exemplarisch dafür haben wir uns mit Wolfgang Böhm, dem Technischen Geschäftsführer der Zschimmer & Schwarz GmbH & Co KG Chemische Fabriken aus Lahnstein, unterhalt.

Was sind Ihre Befürchtungen für die einjährige Vollsperrung?
Die Vollsperrung wird die Logistik unseres Unternehmens sowie die Hin- und Rückfahrt unserer Mitarbeitenden massiv behindern. Uns fahren täglich zwischen 30 und 50 Lkw an. Die vorgesehene Umleitungsstrecke bedeutet für den Hin- und Rückweg gut 160 Mehrkilometer und etwa drei Stunden mehr Lenkzeit für die Fahrenden. Allein der rechnerische Mehraufwand dafür liegt im unteren bis mittleren einstelligen Millionenbereich. Die Lenkzeitenproblematik verlangt zusätzlich neue Personalkonzepte.
Welche Maßnahmen haben Sie getroffen, um die Belastungen für Ihr Unternehmen möglichst gering zu halten?
Unsere Mitarbeitenden entlasten wir durch umfangreiche Öffnungen des Arbeitszeitkorridors, um eine Anreise außerhalb der Stoßzeiten zu ermöglichen, und wir werden wieder stärker auf mobiles Arbeiten setzen. Zusätzlich bieten wir das Jobticket der Deutschen Bahn an, um die Anreise mit der Bahn attraktiv zu machen. Mit unserer Spedition, die unsere Überseecontainer zwischen Lahnstein und Koblenz transportiert, setzen wir auf elektrische Zugmaschinen. Damit reduzieren wir erheblich Geräusch-, Geruchs- und Schadstoffemissionen auf dieser Pendelstrecke und entlasten alle Betroffenen.
Wie haben Sie die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen beteiligten Akteuren wahrgenommen?
Wir sind als Unternehmen erst sehr spät in diese Kommunikation eingebunden worden, was sehr bedauerlich ist. Hier hätte man früher gemeinsam eine bessere Lösung – nicht nur für unser Unternehmen – suchen können. Jetzt, als Teilnehmer an der Diskussion, fehlt mir allerdings das Verständnis dafür, dass im kommenden Jahr auf der ausgeschriebenen Umleitungsstrecke auch eine 4- bzw. 6-monatige Vollsperrung für den Ausbau der Radwege bei Osterspai und Kestert eingerichtet werden sollen. In der Konsequenz bedeutet das, dass die aufgezeigte weiträumige Umleitung tatsächlich nicht nutzbar ist und die Industriegebiete im südlichen Lahnstein faktisch nicht mehr erreichbar sein werden. Dies scheint den planenden Landesbehörden und Teilen der politischen Entscheidungsträger egal zu sein.

Strecken und Fahrzeiten im Vergleich von Oberlahnstein nach Koblenz

Aktuelle Informationen zu dem Großprojekt und die Details zu den jeweils gültigen Umleitungen finden Sie auf der Seite des LBM.