Startup Hack Nordhessen wieder ein Erfolg

Fast ein Drittel der Unternehmen, die in Deutschland gegründet werden, sind inzwischen grün. Das heißt, sie treiben mit ihren nachhaltigen Lösungen die Transformation der Wirtschaft voran.
Auch im IHK-Bezirk Kassel-Marburg schlummern zahlreiche Gründungsideen, die zur Eindämmung des Klimawandels beitragen und noch dazu den Wirtschaftsstandort stärken können. Das zeigte Mitte November der Startup Hack Nordhessen 2024. Hier präsentierten insgesamt 15 Teams ihre innovativen Geschäftsmodelle – darunter ausgereifte Ideen, an denen schon lange getüftelt wurde, aber auch frische Konzepte, die innerhalb weniger Tage entstanden waren.
In nur einer Woche zum Unternehmen: Das klingt unmöglich, gehört aber zum Konzept des Wettbewerbs, der seit 2020 vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) Nordhessen, der Universität Kassel, der IHK Kassel-Marburg, dem Science Park Kassel, der Kasseler Sparkasse und der Wirtschaftsförderung Region Kassel veranstaltet wird. Denn dank eines intensiven Coachings werden innerhalb weniger Tage aus ersten Überlegungen konkrete umweltfreundliche Konzepte.
In interaktiven Online-Arbeitssessions erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Feedback von erfahrenen Gründerinnen und Gründern. Wie sieht der mögliche Kundenkreis aus? Was ist das Neuartige an der Idee und ist das Ganze überhaupt wirtschaftlich?
Den besonderen Reiz des Wettbewerbs machte die Mischung der Teilnehmenden-Teams aus. Während manche bereits ein fertiges Konzept im Gepäck hatten, das nur noch ein wenig Feinschliff benötigte, fanden andere Gruppen erst zu Beginn des Startup Hacks zusammen und einigten sich auf ein gemeinsames Projekt. Sie mussten ihr Geschäftsmodell und die dazugehörige Präsentation daher im Eiltempo entwickeln. Umso erstaunlicher, wie schnell aus Zufallsbekanntschaften potenzielle Gründungspartner wurden.

Wasser sparen und Energie effizient nutzen

Ihre nachhaltigen Konzepte präsentierten die Teams schließlich beim Pitch-Event im Südflügel des Kasseler Kulturbahnhofs. Fünf Minuten – mehr Zeit hatten sie nicht, um die Jury von Innovationskraft und Wirtschaftlichkeit ihrer Idee zu überzeugen. Diese Herausforderung meisterten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit bemerkenswerter Gelassenheit. Auch die Vielseitigkeit der Konzepte beeindruckte. Die Bandbreite reichte von einer Plattform für Arbeitskräfte aus dem Ausland (YourMellon) über eine Energiemanagement-Software, die Großverbräuche in Zeiten günstigeren Stroms verschiebt (Storm Strom UG) bis zum zirkularen Wassersystem für das eigene Zuhause, das einen Beitrag zum Wassersparen leistet (Tethys).
Jede einzelne Idee habe großes Potenzial, sagte Jury-Mitglied Marc Finke von der Kasseler Sparkasse bei der anschließenden Preisverleihung. Umso schwieriger sei die Entscheidung gewesen. Am Ende waren es Eda Özdemir, Andrea Rossi und Nadja Nolte, die mit ihrem Konzept am meisten überzeugten.

Sehr leichte Baukomponenten aus Pilzfasern

Das Team mit dem Namen EDEK hat flexibel einsetzbare, extrem leichte Baukomponenten aus Pilzfasern (Myzelium) entwickelt, die dank ihres modularen Charakters unter anderem zu Möbeln und Wänden kombiniert werden können. Das Besondere: Werden die Elemente nicht mehr benötigt, können sie problemlos recycelt werden. Auch ein Miet- System sei möglich, erklärten die Gründer.
Bei den Newcomern, die sich größtenteils erst beim Startup Hack kennenlernten, gewann das Team „Open Water Scope“. Innerhalb weniger Tage hatten Jens Eligehausen, Nils Kubitza und Filip Babic das Konzept für Sensorsysteme entwickelt, mit denen sich die Wasserqualität von stehenden und fließenden Gewässern bestimmen lässt. Flächendeckend und dauerhaft eingesetzt, könnten die so gewonnenen Daten – im Gegensatz zu den üblichen Stichproben – Erkenntnisse liefern, die für Behörden und Forschungsinstitute, aber auch für Umweltorganisationen und Angler gleichermaßen wertvoll sind. Das Konzept berücksichtige verschiedene Zielgruppen, die Interesse an guter Wasserqualität haben, begründete Dr. Hans-Friedrich Breithaupt, Vizepräsident der IHK Kassel-Marburg, die Entscheidung der Jury. Entsprechend groß sei das öffentliche Interesse, die Idee zu realisieren.
Die beiden Gewinner-Teams erhielten jeweils 3000 Euro, die vom VDI und von der Kasseler Sparkasse zur Verfügung gestellt wurden. Zudem profitieren die Sieger von kostenlosen Beratungen und einem starken Netzwerk, das ihnen bei der weiteren Ausarbeitung der Gründungsidee bis zum Businessplan hilft.

Bislang 72 Teams mit 192 Einzelpersonen

Dass es sich lohnt, an seinen Zielen festzuhalten, zeigt ein Blick in die Statistik: Seit 2020 haben 72 Teams mit 192 Einzelpersonen am Startup Hack Nordhessen teilgenommen, 35 Prozent von ihnen haben inzwischen erfolgreich ein Unternehmen gegründet. Auch Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels, der die Abschlussveranstaltung besuchte, machte zukünftigen Gründerinnen und Gründern Mut: „Oft sind es die kleinen Ideen und Lösungen, die das Potenzial haben, etwas zu verändern und die unsere Gesellschaft in eine bessere Zukunft führen können.“

Sechsköpfige Jury beurteilte die Beiträge

Zum Organisationsteam des Wettbewerbs um Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach von der Universität Kassel gehören Stefan Rötzel vom Science Park Kassel, Prof. Dr.-Ing. Mark Junge (Limón GmbH), Dr.-Ing. Tobias Heidrich (IHK Kassel-Marburg) und Leon Engelmeyer (Rinke GmbH). In der Jury, die die Beiträge beurteilte, saßen diesmal Dr. Hans-Friedrich Breithaupt (IHK Kassel-Marburg), Marc Finke (Kasseler Sparkasse), Kai Georg Bachmann (Regionalmanagement Nordhessen), Prof. Dr.-Ing. Mark Junge, Frank Syring (Hessisches Digitalministerium) und Kai Lorenz Wittrock (für die Wirtschaftsförderung Region Kassel GmbH, FiDT mbH und Science Park Kassel GmbH).
Dr.-Ing.Tobias Heidrich
Teamleiter Energie | Umwelt | Industrie